Archiv der Kategorie: Persönlichkeiten

Das alte Bergen am Ausgang der wilhelminischen Epoche

Annoncen aus der Stralsundischen Zeitung im 19. Jahrhundert

 Dr. Achim Leube v. 17. November 2022

1823 hatte der Ort Bergen 2186 Einwohner, war Kreisstadt und hatte eine eigene „Postwärterei“ (so Alexander August Mützell, Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch 1823, S. 91). Nach anderen Geographen ist der Ort „Bergen“ 38mal zwischen Kanada und Bayern vertreten. Bergen/Rügen lag 1906 an 22. Stelle und besaß 4 005 Einwohnern (so Penzler, Johannes: „Jahres-Lexikon auf das Jahr 1905“, 1906, 229).

Blick vom Galgenberg auf die Stadt Bergen, auf die Ring- und Dammstraße, Ansichtskarte 1956

1888 wurden im Bergener Kirchspiel 38 Paare getraut, davon 28 in der Stadt und es wurden 115 Kinder in der Stadt geboren (Stralsundische Zeitung Nr. 2 v. 3. 1. 1889). Es verstarben in Bergen 112 Einwohner, und es wurden 113 Kinder eingesegnet. Im Februar 1889 verlobte sich Clara Amtsberg, Tochter des früheren Apothekers F. Amtsberg, mit dem Stralsunder Kunstgärtner Otto Arndt (Stralsundische Zeitung Nr. 31 v. 6. 2. 1889). Am 5. 1. 1889 verstarb in Bergen Emilie Stosch, geb. Domstreich (Stralsundische Zeitung Nr. 6 v. 8. 1. 1889). Am 30. 1. 1889 verstarb der frühere Seilermeister Georg Weinholz (geb. 1829), wie sein Nachfolger Th. Käferlein mitteilte (Stralsundische Zeitung Nr. 27 v. 1. 2. 1889).

Der Lehrerverein zu Richtenberg hatte am 14. 1. 1889 ein Fräulein Brandenburg aus Bergen auf Rügen zur Abhaltung einer Probelektion berufen (Stralsundische Zeitung Nr. 13 v. 16. 1. 1889). Sie bestand alles und würde Ostern in der Stadtschule „auch den Handarbeits-Unterricht an der Stadtschule, der bisher von einer besonderen Handarbeitslehrerin ertheilt (sic) wurde, übernehmen“. 

Anfang Februar 1889 tagte der Vorschuß-Verein zu Bergen a. R., eingetragene Genossenschaft (Stralsundische Zeitung Nr. 22 v. 26. 1. 1889). Ihr Vorstand bestand aus A. Gootz, F. Heberlein und J. Lange.

1889 suchte die Witwe des Th. Lantow einen Schmiedegesellen (Stralsundische Zeitung Nr. 23 v. 27. 1. 1889). Ende Januar 1889 wurde der Konkurs des Bergener Bürgers Lietzke abgeschlossen (Stralsundische Zeitung Nr. 27 v. 1. 2. 1889). Verfügbar blieben 431,46 Mark bei allein 3 400,18 Mark „nicht bevorrechtigter Forderungen“.

„Kaisers Geburtstag“ – das war jeweils der 27. Januar – begann morgens um 7.00 mit einer Choralmusik vom Kirchturm herab durch die hiesige Stadtkapelle (Stralsundische Zeitung Nr. 26 v. 31. 1. 1889). Um 9.00 begann ein Festgottesdienst mit Musik und Fahnen des Kriegervereins. Danach versammelten sich die Krieger zu einem Frühschoppen und abends zu Konzert und Ball mit den Damen. Im „Hotel Ratskeller“ trafen sich 70 Personen zu einem Festessen, vor denen der Landrat Dr. von Koerber sprach. Man schickte ein Grußtelegramm an den Kaiser. Auch die beiden Turnvereine feierten in ihren Vereinslokalen.

Bergen1953, Kirchturm, vorn links das Benedixsche Haus, Foto Kurt Leube

Die Bevölkerung, Wirtschaft, Verwaltung ab 1733

1733 beginnt die Darstellung Bergens in der lexikalischen Welt. So heißt es: „Bergen, eine kleine, aber wohlgebaute Stadt nebst einem Schlosse und Lutherischem Jungfrauen-Closter in Vor-Pommern, auf der Insel Rügen, an einem kleinen See, der Stadt Stralsund gegenüber. Es ist ein offener Ort, welcher anno 1190 zur Stadt gemacht und mit Sachsen besetzt wurde. Diese Stadt hat mit der Insel Rügen einerley Zustand gehabt, und liegt unterm 34. Grad 13. Minute Long (wich) und 54. Grad 36. Minute Latit. Die Gegend hierum heist Bergenland, oder das Land zum Bergen“ (Grosses Universal Lexikon aller Wissenschaften und Künste, Band 3, Halle und Leipzig, S. 1255). Man bezieht sich auf Tromsdorff Accur., Geogr., Zeiler, Topogr. Pomer., Dicel, Geogr. Diction.

Stadtplan von Bergen im Jahre 2004

Das „Neue Konversations-Lexikon, ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens“ des Jahres 1871 schilderte Bergen als einen Ort „zwischen wohl angebauten Hügeln“, dessen Einwohner „Ackerbau, Viehzucht, Branntweinbrennereien“ betreiben (Hrsg. Von Hermann A. Meyer, Hildburghausen, Band 3, S. 220). Übrigens erwähnte dieses Lexikon neben dem gesondert dargestellten niederländischen Bergen op Zoom noch weitere vier Orte namens Bergen. Ein gutes Jahrzehnt später hatte das gleiche Lexikon Bergen wesentlich kürzer dargestellt und gab nur noch 3662 Einwohner an (Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl., Band 2, Leipzig, S. 733).

In der Zeit der Weimarer Republik des Jahres 1932 wurde Bergen ausführlicher als in der späteren DDR-Zeit als „Verkehrsknotenpunkt“, Hauptort und Mittelpunkt der Insel Rügen dargestellt (Der Große Herder. Nachschlagwerk für Wissen und Leben, Band 2, 1932, Freiburg im Breisgau, S. 363). Bergen gehörte als Kreisstadt der „Ortsklasse B“ an und zeichnete sich u. a. durch Maschinen-, Möbel- und Korbwarenfabriken aus. Neben der Kreisverwaltung gab es das Amtsgericht, ein Reformrealgymnasium, zwei Zeitungen – und eine Jugendherberge.

In der DDR-Zeit hatte sich das Bild der Stadt Bergen stark verändert. Auffallend ist die hohe Einwohnerzahl und mit dem 1961 erwähnten Kleiderwerk und einer Holz- und Nahrungsmittel-Industrie eine deutliche Verschiebung der wirtschaftlichen Schwerpunkte. Es liegt 40 m hoch und gehörte nun zum Land Mecklenburg (Meyers Neues Lexikon in acht Bänden, Band 1, 1961, Leipzig, S. 731). Zehn Jahre später war die Darstellung Bergens im Lexikon nur gering variiert (Meyers Neues Lexikon in 18 Bänden, Band 2, 1972, Leipzig, S. 213). Nun wurde nur noch vom Kleiderwerk und der Nahrungsmittelindustrie berichtet, während die Einwohnerzahl weiter angestiegen war. Allerdings wurde der summa summarum 91 m hohe Rugard-Turm abgebildet.

Der Arndt-Turm auf dem Rugard 1937

Die gleiche Schilderung Bergens erfolgte 1985 (B I Universal/Lexikon, Band 1, Leipzig, S. 228). Lediglich die beachtliche Bevölkerungszunahme mit etwa 14 000 Einwohnern war neu. Die Abbildung des Rugard-Turmes erfolgte nicht mehr.

In der Bundesrepublik Deutschland liegt die Stadt Bergen in der Reihenfolge aller „Bergen-Orte“ nur an achter und damit an letzter Stelle (Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 19. Auflage, Band 3, Mannheim, S. 119). Man erwähnte die Marien-Kirche, die „als einzige in Norddeutschland über die vollständige Innenausmalung (Anfang 13. Jahrhundert) verfügt“. Die Wirtschaft stützte sich auf eine Bekleidungs-, Holz- und Nahrungsmittelindustrie“. Das handliche „Lexikon der Büchergilde Gutenberg in 20 Bänden“ des Jahres 1971 (Band 2, München, S. 579) nennt abweichend zur DDR-Angabe 11 300 Einwohner und bezeichnet Bergen etwas irreführend „als landwirtschaftlichen Mittelpunkt mit Fachschule, Möbelfabrik, Fischverarbeitung“. Hervorzuheben ist aber, dass im Unterschied zu den bisherigen Lexika hier ein denkmalgeschütztes Haus – das Benedixsche Haus – abgebildet ist.

Das sog. Benedix’sche Haus am Markt und an der Post, 1984, Foto A. Leube

Einwohner und Verwaltung

Auskünfte über das allgemeine Leben der Stadt und seiner Umgebung waren am Ausgang des 19. Jahrhunderts „Kirchennachrichten“, die der Presse zur Verfügung gestellt wurden. So wurden 1898 177 Paare in Bergen getraut und 127 Säuglinge im Stadtgebiet geboren. Im gleichen Jahr verstarben 111 Einwohner (Stralsundische Zeitung Nr. 3 v. 4. 1. 1899).

Einer der Bürgermeister jener Zeit war Joachim Friedrich Kagelmacher, der im Alter von 73 Jahren – er wurde  also 1769 geboren – am 24. März 1842 verstarb (Stralsundische Zeitung Nr. 37 v. 29. 3. 1842).  Seine Tochter Christiana hatte den Gastwirt J. C. Breitsprecher geheiratet. Sie hatte eine öffentliche „Proclama“ an alle diejenigen gerichtet, die finanzielle Ansprüche an ihren verstorbenen Vater erheben wollten (Stralsundische Zeitung Nr. 154 v. 27. 12. 1842). Ihr Vater hatte ein Wohnhaus mit Stallgebäuden, Haus-, Hof- und Gartenplatz „am alten Kirchhof neben dem Marktpfuhl“ besessen. Die Tochter hatte es bereits wieder veräußert.

Bergener Rathaus im Jahre 1984, Foto A. Leube

Sein Nachfolger wurde W. von Blessingh, der in die Familie Last hinein geheiratet hatte (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 15. 11. 1842). Seine Stieftochter Wilhelmina Last verlobte sich im November 1842 mit dem Gutsbesitzer August Tiburtius, Dumsevitz (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 15. 11. 1842). W. von Blessingh teilte im November 1842 mit, dass „die Direction der München-Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft der Stadt Bergen zur Verbesserung ihrer Feuer-Lösch-Anstalten die Summe von 125 Thaler Preußisch Courant verehrte, welche nützlich verwandt wird. Diese Wohlthat wird Privatpersonen und Versicherungs-Anstalten zur Nachahmung dankend bekannt gemacht“ (Stralsundische Zeitung Nr. 137 v. 17. 11. 1842).  Im Februar schrieb er die Stelle eines städtischen Polizei-Officianten aus (Stralsundische Zeitung Nr. 20 v. 16. 2. 1843).  Im Sommer 1846 war der Nachtwächter und Stadtsoldat verstorben, so dass von Blessingh dieses Amt, „welches etwa 36 Thaler einträgt“, ausschrieb (Stralsundische Zeitung Nr. 85 v. 16. 7. 1846).

Offenbar unter dem Druck der Ereignisse teilte am 30. April 1848 W. von Blessingh mit, dass er „aus eigenem Antriebe … meine städtischen Aemter heute niedergelegt und die volle Freiheit des Staatsbürgers wiedergewonnen habe“ (Stralsundische Zeitung Nr. 65 v. 30. 4. 1848). Er verblieb in Bergen als „Oberappellations-Gerichts-Advokat und Notarius“.

1846 war ein Dr. W. Wagner, offenbar zweiter Bürgermeister, der im April 1846 eine „neue Abdammung des hiesigen Marktplatzes“ per Entreprenade verkündete (Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 23. 4. 1846). Es ging um eine Fläche von 200 bis 300 Quadratruten. Anfang Juli 1846 war diese Arbeit erledigt, so dass von Blessingh den Markthändlern mitteilte, dass „das Aufbrechen von Steinen und das Einschlagen von Pfählen“ auf dem Marktplatz untersagt ist (Stralsundische Zeitung Nr. 85 v. 16. 7. 1846).

Blick auf den Markt, 1976, Foto Kurt Leube

Zu den Pflasterungen hatte sich im Oktober 1846 auch ein „Steindämmer und Steinschläger“ niedergelassen. Dieser C. Scheel wollte nun seine Arbeiten „den geehrten Bewohnern Rügens“ „zur Zufriedenheit ausführen und vollbringen“.

Bergen in den 1950er Jahren Marktbrunnen an der Stelle des ehemaligen Kriegerdenkmals, Foto Kurt Leube

Unter dem Bürgermeister Dr. Wagner stellte sich auch mit L. Tetzloff ein Tierarzt I. Klasse ein (Stralsundische Zeitung Nr. 72 v. 16. 6. 1846). Dieser Tierarzt verlobte sich mit einer Henriette Maria Benedix am 14. September 1846 (Stralsundische Zeitung Nr. 111 v. 15. 9. 1846). Ein Jahr später war der Schwiegervater und zugleich Schuhmacher-Altermann Bernhard Benedix verstorben. Sein Haus befand sich mit zwei Stallgebäuden und den entsprechenden Zäunen und Plätzen in der Gingster Straße Nr. 7 (Stralsundische Zeitung Nr. 95 v. 10. 8. 1847). Am 13. 4. 1848 verstarb auch dessen Ehefrau (Stralsundische Zeitung Nr. 89 v. 30. Mai 1848).

Bergen war um die Jahrhundertwende, um 1800, auch ein gern bewohnter Sitz adliger Familien und pensionierter Militärs. So war Ende 1796 oder zu Beginn 1797 der „Capitain“ Meuckow in Bergen verstorben (Stralsundische Zeitung Nr. 19 v. 11. 2. 1797). Seine „minorennen Erben“ boten Wohnhaus „mit Hintergebäuden, Ställen, Scheunen, Garten und sonstigem Zubehör“ am Markt zum Kauf an. 1819 teilte Frau von Usedom, geborene von der Lancken, mit, dass „aus meinem Hause Nr. 16 Raddaßerstraße, 4 Eßlöffel, à Stück 6 Loth entwandt worden; selbige sind mit dem Usedomschen Wappen und mit dem Namen des Goldschmidt C. C. Papcke, versehen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 85 v. 17. 7. 1819).

Königstraße und Ecke Marktplatz1985, Foto A. Leube

Am Markt 4 lebte die verwitwete Frau Henriette von Gagern, geborene von Platen, die ihr Wohnhaus mit Stallgebäude, Befriedigungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz dem Schuhmacher Honath und dessen Frau Friederika Henriette, geb. Wenschow, „zu Eigentum überließ“ (Stralsundische Zeitung Nr. 145 v. 3. 12. 1846). Sie erhielten auch „das gesammte Mobiliar an Gold, Silber, Betten, Leinzeug, herrschaftliche Mobilien, Haus- und Küchengeräth, Kleidungsstücke“.

Im Januar 1848 teilte Axeline von Hove mit, dass ihre Tante Demoiselle Barbara Marie Spalding mit 91 Jahren verstorben sei (Stralsundische Zeitung Nr. 7 v. 18. 1. 1848).  

Mitte Oktober 1847 nahm der Schuhmachermeister den Adolph Berger auf, der ein Posamentier-, Tapisserie- und Kurzwaren-Geschäft am Markt aufmachen wollte (Stralsundische Zeitung Nr. 123 v. 14. 10. 1847).

In Bergen verstarb – leider ohne Ortsangabe – im April 1846 die „Frau Majorin“ von Colmar (Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 23. 4. 1846). Vom Nachlass wurden „herrschaftliche Mobilien, Haus- und Küchengeräth“ öffentlich auktioniert. In der Vieschstraße Litt. C Nr. 18 und 19 verkaufte das Fräulein Julie von der Osten zwei Häuser an die Pastorin Schulz, Patzig, und an die Ehefrau des Maurers Kamradt, geb. Willmann (Stralsundische Zeitung Nr. 109 v. 10. 9. 1846).  

Am 7. Januar 1847 verstarb in Bergen die verwitwete 87jährige Frau von Harder (geb. 1760), geborene von Smiterlöw (Stralsundische Zeitung Nr. 4 v. 9. 1. 1847). Sie wohnte in der Kalandstraße „Die Kinder und Erben“ boten das Haus zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 44 v. 13. 4. 1847). Es war ein Haus mit einer „Freistelle“! (Stralsundische Zeitung Nr. 76 v. 26. 6. 1847).

Gleichfalls 1847 verstarb in Bergen die verwitwete Frau Rittmeister von Platen-Ventz, geb. von der Lancken, im Alter von 78 Jahren (Stralsundische Zeitung Nr. 73 v. 19. 6. 1847). Ihr folgte wenige Tage später die verwitwete Frau von Gagern, geb. von Platen, im 86. Lebensjahr in Bergen (Stralsundische Zeitung Nr. 76 v. 26. 6. 1847).

In diesem Jahr scheint auch der „vormalige Königliche Amts-Justitiarius Carl Balthasar Schneider verstorben zu sein (Stralsundische Zeitung Nr. 80 v. 8. 7. 1847). Am 9. Juli 1847 verstarb „nach langem Leiden“ der Bergener Schulrektor Carl Friedrich Droysen (geb. 1789) im 34. Jahr seiner Amtsführung (Stralsundische Zeitung Nr. 83 v. 13. 7. 1847). Es kondolierten die Kinder und die Schwester.

Zu Ostern 1848 schrieb das Bergener „Scholarchat“ die Besetzung aus: „Geprüfte Schul-Amts-Kandidaten, welche auf diese Stelle reflectiren, wollen baldigst, unter Beifügung ihrer Zeugnisse, sich bei der unterzeichneten Behörde, welcher die Präsentation bei der Landes-Regierung zusteht, melden“ (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 30. 3. 1848).

Der Verkauf von Wohnhäusern im Stadtgebiet unterlag dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Bergen, die die Immobilien im Rathaus dann öffentlich versteigerten und ein „höchst annehmliches (Ge)Both“ erwarteten. Das kam oft nicht und so musste die Auktion mehrfach  durchgeführt werden. Dazu wurden alle Gläubiger durch eine Annonce, die den Titel „Publicandum et Proclama“ trug, zum Erscheinen aufgefordert. Der Begriff der „Proclama“ (lat., „Ausrufen“ oder „Bekanntmachung“) ist ein Begriff des alten Kaiserlichen Reichs-Kammer-Gerichtes. Darin wurde zu einer Auktion oder Subhastation aufgerufen. Die Subhastation (lat. sub hasta) ist eine öffentliche und gerichtliche Versteigerung eines streitbaren Erbes.

GoldenerBrink, 2014, Foto A.Leube

In der Stralsunder Straße befand sich noch im Dezember 1842 das „Armenhaus“ mit acht Wohnungen (Stralsundische Zeitung Nr. 148 v. 13. 12. 1842). Dazu gehörten Befriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplätze, die im Dezember 1842 zum Kauf angeboten wurden.

Nach dem Verkauf annoncierte der neue Besitzer erneut in der Zeitung und suchte in einer  öffentlichen „Proclama“ seine Sicherheit. Nun sollte jeder, der noch rechtliche Forderungen besaß, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes anmelden.

Die Stralsunder und Rügenschen Zeitungen waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in erster Linie als  „Anzeigenblätter“ für derartige Aktionen zu verstehen.

1828 gab es den Ratsdiener Schreiber, der in der Vieschstraße (hin und wieder in Annoncen verschrieben als „Fischerstraße“) ein Haus hatte und in dem sich im April 1828 der „Königliche Hofgerichts-Advokat“ W. v. Blessingh zeitweise niederließ. Im gleichen Jahr erwarb der Kreissekretär Rechlien das in Bergen gelegene Haus des verstorbenen Hauptmann von Kahlden von Normann mit Nebengebäuden, Waschhaus, Gärten und Zäunen (Stralsundische Zeitung Nr. 53 v. 1. 5. 1828). 1842 wiederum unterzeichnete für die „Stadtgerichtskanzlei“ ein H. Barckow (z. B. Stralsundische Zeitung Nr. 139 v. 22. 11. 1842).

Im Februar 1848 kündigte der Kreissekretär Friedrich Hanse seine Verlobung mit Auguste Fank an (Stralsundische Zeitung Nr. 24 v. 26. 2. 1848).

Rathaus des ehem. Landkreises Rügen,, Foto A. Leube 2010

Bergen war natürlich der Sitz der Kreisverwaltung und des Landgerichtes. 1797 und 1844 wirkten am Gericht der „Herr Landgerichts-Secretair von Santen“ wie auch die Herren Oom und Odebrecht (Stralsundische Zeitung Nr. 23 v. 23. 2. 1797; Nr. 116 v. 26. 9. 1844; Nr. 118 v. 1. 10. 1844). A. Odebrecht war „Königlicher Kreisrichter“ und heiratete im Oktober 1844 Bertha Rechlin  (Stralsundische Zeitung Nr. 128 v. 24. 10. 1842). In Bergen gab es aber auch private Notare und Advokaten. 1844 verhandelte der Advokat Bööck die Verpachtung des bei Bergen gelegenen Gehöftes Schabernack, das „zum Absatz aller ländlichen Producte bequem gelegen“ ist (Stralsundische Zeitung Nr. 151 v. 17. 12. 1844).

In der Stralsunder Straße hatte auch die Witwe Bremer ihr Wohnhaus mit 4 beheizbaren Zimmern, Kammern, Küche und Speisekammer sowie Kuh- und Pferdeställe (Stralsundische Zeitung Nr. 12 v. 28. 1. 1847), darunter ein Gelass für 14 Pferde. Sie wollte alles zum 12. 2.  1847 verkauen.

Medizin und Mediziner in Bergen

Am 19. 2. 1843 verstarb nach längerem Leiden der Königliche Kreisphysikus Dr. med. und Dr. chirurgiae Christian Gustav Hecker (geb. 1793). Die Schwester Franziska Hecker schrieb im Nachruf: „Für die herrlichen, dem Lebenden verliehenen Gaben, die er 26 Jahre hindurch der leidenden Menschheit mit so vieler Uneigennützigkeit und unermüdlichen Thätigkeit widmete, gebühret dem Geber die Ehre“ (Stralsundische Zeitung Nr. 23 v. 23. 2. 1843).

Im September 1843 teilte der „Königliche Kreiswundarzt“ Bombelon mit, dass er „jetzt Königstraße im Hause des Herrn Conducteur Böck“ wohnt (Stralsundische Zeitung Nr. 116 v. 28. 9. 1843). Am 1. Januar 1848 ließ sich Dr. Urban „als praktischer Arzt, Operateur und Geburtshelfer“ in Bergen nieder (Stralsundische Zeitung Nr. 2 v. 6. 1. 1848).

Noch am 30.12. 1899 wurde der Kreisphysikus Dr. Settegast, „der seit einer ganzen Reihe von Jahren hierselbst amtiert“, zum Sanitätsrat ernannt (Stralsundische Zeitung Nr. 1 v. 1. 1. 1899). Zur gleichen Zeit wirkte in Bergen der Arzt Dr. Biel, der zugleich Vorsitzender des Kriegervereins war (Stralsundische Zeitung Nr. 3 v. 4. 1. 1899).

Die Kirche in Bergen

Auch in jener Zeit war die Kirche das Maß aller Dinge und gehörte natürlich zum Alltagsleben. Allein im Jahre 1897 nahmen 951 Gemeindemitglieder am kirchlichen Leben aktiv teil (Stralsundische Zeitung Nr. 3 v. 4. 1. 1899). 1898 wurden 99 Jugendliche konfirmiert und 46 Paare kirchlich getraut.

Das Kircheninnere der Bergener Marienkirche, 2005, Foto A. Leube

Ein A. Melkers zeigte „ergebenst“ die Geburt einer Tochter durch seine Frau Therese, geb. Dammas, an (Stralsundische Zeitung Nr. 118 v. 3. 10. 1843)

Das Küsterhaus neben der Kirche im Januar 1985, Foto A. Leube

1843 bot J. Wothcke von der „Bodtstelle bei Bergen“ seinen 1842 erbauten Spitzkahn und sein Wohnhaus, „worin seit Jahren die Schankwirthschaft betrieben worden, nebst 7 Pommersche Morgen tragbaren Ackers, als mein Eigenthum, aus freier Hand zum Verkauf dar“ (Stralsundische Zeitung Nr. 9 v. 21. 1. 1843).

Das Haus des Superintendenten, Billrothstraße 1, 2005, Foto A. Leube

Ende Oktober 1843 verkaufte „der Commissariats-Reiter und Pferdehändler“ Georg Rinck seine zwei Pomm. Morgen zwischen der Schweineweide und der Stralsunder Landstraße (Stralsundische Zeitung Nr. 133 v. 7. 11. 1843).

Gleichzeitig bot G. C. Sengbusch sein Wohnhaus mit 4 heizbaren Zimmern, 2 Kammern, 2 Küchen nebst Stallungen in der Raddass-Straße Lit. B Nr. 15 zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 10 v. 24. 1. 1843).

Im Februar 1843 war auch der Ackerbürger Johann Manfraß, Calandstraße Litt. S Nr. 3, in Konkurs geraten (Stralsundische Zeitung Nr. 25 v. 28. 2. 1843). Er bot ein Haus mit Anbau und Garten etc. sowie 7 Morgen Pomm. Maßes nebst Saaten und Ackerarbeiten an.  

Die „Kaufmanns-Compagnie“

Eine der wirtschaftlichen Vereinigungen, die es im 19. Jahrhundert gab, war die  „Kaufmanns-Compagnie“, der im Jahre 1844 die Kaufleute G. F. Bützow und W. A. Block vorstanden (Stralsundische Zeitung Nr. 146 v. 5. 12. 1844). Sie veranlassten offenbar, „daß an Sonn- und Festtagen, während des Gottesdienstes, unsere sämmtlichen Läden geschlossen sind, da während dieser Zeit kein Verkauf Statt finden darf. Bergen, den 3. December 1844“

Kaufmann Johann Carl Theodor Gau

Im Januar 1843 bot ein J. C. Gau „mein neu in der Fischstraße erbautes Wohnhaus, worin sich 6 heizbare Stuben, mehrere Kammern und ein großer Kellerraum befinden, wünsche ich aus freier Hand zu verkaufen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 11 v. 26. 1. 1843). Das Haus wurde vom Bäckermeister J. C. Woller erworben, der „sowohl weißes als grobes Brod in verschiedenen Gattungen“ anbot (Stralsundische Zeitung Nr. 26 v. 2. 3. 1843). Er hatte noch mehrere Monate später das Haus nicht verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 65 v. 1. 6. 1843). Am 17. 8. 1843 teilte J. C. Gau mit, dass seine Tochter Louise im Alter von 13 Jahren am Nervenfieber verstorben sei (Stralsundische Zeitung Nr. 100 v. 22. 8. 1843).

Am 13. 9. 1843 bot Gau „wegen überflüssigen Raumes“ seine zwei „meistens neu erbauten Häuser“ meistbietend zum Verkauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 112 v. 19. 9. 1843). Gau bot außerdem noch eine Wohnung zur Miete an. Im Oktober 1844 wurden aus der „Concursmasse“ die „Mobiliargegenstände“ wie Haus- und Küchengerät, Betten und Leinzeug verkauft  (Stralsundische Zeitung Nr. 123 v. 12. 10. 1844).

Noch im Dezember 1844 waren seine Wohnhäuser Vieschstraße Nr. 7, 9 und 26 nicht verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 151 v. 17. 12. 1844)

Kaufmann W. A. Block

W. A. Block bot an: „Rothen und weißen Bischoff, von grünen Pommeranzen angefertigt, à Flasche 15 sgr., alten Roth- und Weißwein, à Flasche 11 sgr., Madeira 15 sgr., Punsch-Extract, à Ot. 17 sgr., und feine Rum’s“ (Stralsundische Zeitung Nr. 93 v. 4. 8. 1846). (sgr. – Silbergroschen)

Eine größere Annonce gab Block, Dammstraße Nr. 23, „zum bevorstehenden Berger Markt“ Ende Oktober 1846, in dem er sein umfangreiches Lebensmittelangebot ankündigte  (Stralsundische Zeitung Nr. 128 v. 24. 10. 1846). Außerdem wies er auf seine „neu etablirte Putz-Handlung“ hin, die er „direct aus Leipzig erhielt“.

Nadler

Am Markt in Bergen verstarb 1796 in ihrem Haus die Witwe des verschuldeten Nadlers Günther (Stralsundische Zeitung Nr. 1 v. 3. 1. 1797). Sie war die Tochter des verstorbenen Nadlers Rudolph. Ihre Kinder und deren Vormünder boten das Haus zum Verkauf an.

Riemermeister u. dgl.

Der verstorbene Sattler und Riemermeister Johann Friedrich Spiegel wohnte in der Königstraße Nr. 29 (Stralsundische Zeitung Nr. 155 v. 28. 12. 1844). Er besaß Wohnhaus, Stallgebäude, Einfriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz mit 3 ½ Morgen Pomm. Maßes und eine Wiese.

1847 wurde im Hause des Sattlers Spiegel der Nachlass seiner Witwe Amalie Müller, geb. Taxtero, angeboten (Stralsundische Zeitung Nr. 36 v. 25. 3. 1847).

1848 bot der Handschuhmacher und gepr. Bandagist G. Festerling alle Sorten Bruchbänder, Schnürstrümpfe, Rückenmaschinen und alle sonstigen Bandagen an (Stralsundische Zeitung Nr. 31 v. 14. 3. 1848).

 Tischler, Zimmermann und Zimmermeister

Auch das Wohnhaus des verstorbenen Kreis- und Brand-Kassen-Zimmermeisters Johann Heinrich Peters in der Königstraße Litt E Nr. 50 mit angebautem Stall und entsprechenden Plätzen war „zum öffentlichen Verkauf“ angesetzt (Stralsundische Zeitung Nr. 13 v. 31. 1. 1843; Stralsundische Zeitung Nr. 109 v. 12. 9. 1843).

Blick in die Königstraße, 1985, Foto A. Leube

Im Februar 1843 wurde das Wohnhaus des Tischlermeisters Johann Friedrich Wilhelm Heim, Königstraße Litt. E. Nr. 20, mit einer Scheune und den entsprechenden Haus-, Hof- und Gartenplätzen zum 9. März 1843 zwangsversteigert (Stralsundische Zeitung Nr. 20 v. 16. 2. 1843).

Der Zimmermeister Voigt bot im April 1843 „mein in der Dammstraße neu erbautes Haus, worin sich das Post-Büreau befindet, … aus freier Hand zu verkaufen“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 48 v. 22. 4. 1843).

Häuser in der Dammstraße, 1985, Foto A. Leube

Im Juni 1848 empfahl der Tischlermeister J. Rhode sein neues „Sarg-Magazin“ (Stralsundische Zeitung Nr. 101 v. 15. Juni 1848).

1848 gab es den Postmeister Eifler mit Frau und zwei Töchtern (Stralsundische Zeitung Nr. 32 v. 16. 3. 1848). Seine Frau war die Tochter des Kaufmanns W. Kufahl.

Alte Tür Dammstraße 6, 1979, Foto A. Leube

Der Tischlermeister Carl Rufinus Gramß erwarb in der Wasserstraße Litt. J. Nr. 9 das Grundstück des Schuhmachermeisters Carl Friedrich Walz mit Wohnhaus und Anbau (Stralsundische Zeitung Nr. 55 v. 9. 5. 1843). Noch 1898 verkaufte der Hausbesitzer Karl Graf von seinem Grundstück Wasserstraße Nr. 3 die ungefähre Hälfte in Größe eines preußischen Morgens an den Besitzer des Nachbargrundstücks Gärtnereibesitzer Johann Schäfer für 1 200 Mark (Stralsundische Zeitung Nr. 6 v. 7. 1. 1899).

In der Weidenstraße Lit.  F Nr. 12 hatte der Tischlermeister Olof Walther seine Werkstatt (Stralsundische Zeitung Nr. 112 v. 17. 9. 1844). Seine Frau Catharina Anna Dorothea, geborene Schröder, hatte sich von ihm scheiden lassen. Ihr Nachlass umfasste Wohnhaus nebst Koven, Befriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz und wurde durch den Bürgermeister von Blessingh zum Kauf angeboten.

Der Tischlermeister C. Kloock (oder auch Klock) bot zum bevorstehenden „Berger Markt“ „eine Auswahl elegant und dauerhaft gearbeiteter Mobilien“ an: das waren Schreib-Sekretäre, Kommoden, Sofas, Sofa-Bettgestelle, Spiel- und andere Tische, Stühle, Koffer mit Messingbeschlägen usw. (Stralsundische Zeitung Nr. 129 v. 26. 10. 1844).

Der Tischlermeister Georg Adolph Weidenbaum hatte 1844 von der Witwe Philippine, geb. Huldberg, des Kaufmanns Wilcken das Wohnhaus in der Königstraße Litt. E. Nr. 7 mit Stallgebäuden, Einfriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz erworben (Stralsundische Zeitung Nr. 135 v. 9. 11. 1844). Parallel dazu bot er sein bisheriges Wohnhaus Königstraße Litt. E. Nr. 18 mit „mehreren heizbaren Zimmern, Stallgebäude, Hofraum und Gartenplatz mit Befriedung“ zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 9. 12. 1844).

                                                                    Schlosser

Der Schlossermeister Carl Gustav Krüger verkaufte sein Grundstück „hinter dem Markt“ (Nr. 178) an den Scherenschleifer Richter (Stralsundische Zeitung Nr. 104 v. 29. 8. 1829).

Die Marktstraße im Jahre 1956, Ansichtskarte

1844 ließ sich der Schlossermeister Carl Anders in Bergen, Königsstraße, nieder. Er wollte alle Arbeiten „mit der größten Pünktlichkeit zur Zufriedenheit ausführen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 76 v. 25. 6. 1844).

Schuster, Schuhmacher

1819 verkaufte „der Bürger und Goldschmied Georg Nicolai“, Kalandstraße „sub No. 222“, 1½ (Pommerschen) Morgen „nebst der daran stoßenden kleinen Wiese“ an den Schustermeister Gootz, Bergen (Stralsundische Zeitung Nr. 94 v. 7. 8. 1819).

1819 verkaufte der „hiesige Bürger und Schustermeister Johann Christian Zentner“ sein in der Königstraße sub No. 121 gelegenes Wohnhaus mit einem dabei gehörenden Morgen Acker „an die Ehefrau des Schlächters Krüger“ (Stralsundische Zeitung Nr. 97 v. 14. 8. 1819).

1843 verstarb der Schuhmacher Altermann Johann Bernhard Benedix und hinterließ eine Scheune in der Gingster Straße Litt. R Nr. 7 sowie zwei Ackerstücke am Parchtitzer Weg und am Nonnensee mit einem Wiesenstück  (Stralsundische Zeitung Nr. 97 v. 15. 8. 1843).

Mitte des Jahres 1844 erwarb C. W. Grahl Haus, Hof- und Gartenplatz des Schuhmachermeisters und Fuhrmanns J. T. Stielow (Stralsundische Zeitung Nr. 70 v. 11. 6. 1844). Dazu gehörte ein Ackerstück, das als „sogenannter Bedienten-Morgen“ bezeichnet wurde.

Mitte April 1846 erwarb der Schuhmachermeister Johann Gottlieb Koos das Grundstück des Gastwirts Johann Carl Müller in der Gingster Straße Nr. 10 (Stralsundische Zeitung Nr. 51 v. 28. 4. 1846).

Im Dezember 1846 erwarb der Schuhmachermeister Friedrich Christian Fock das eingezäunte Wohnhaus mit angebauten Ställen, Haus-, Hof- und Gartenplatz von der Witwe Goldberg, geborene Jasper, in der Neuenstraße  Nr. 3 (Stralsundische Zeitung Nr. 1 v. 2. 1. 1847).

Ein Schuhmachermeister Andreas Goldberg verkaufte ein Ackerstück und dazu Heideland am Zittvitzer Weg, das neben dem Acker des „Ackersmanns“ Johann Joachim Niemann und des Stellmachers Möller lag (Stralsundische Zeitung Nr. 19 v. 13. 2. 1847).   Wenige Monate später verkaufte er sein gesamtes neu erbautes Haus in der Wasserstraße mit 4 heizbaren Wohnstuben, 4 Kammern, 4 Küchen und bedeutendem Bodenraum sowie Gartenplatz (Stralsundische Zeitung Nr. 56 v. 11. 5. 1847).

Der Tagelöhner Friedrich Halliger kaufte vom Schuhmachermeister Johann Georg Stahlbrode dessen Wohnhaus mit Gartenhaus und Stallgebäuden sowie den Plätzen und Zäunen in der Königstraße 32 (Stralsundische Zeitung Nr. 3 v. 7. 1. 1847).

„Behufs zu gewährender Vermögens-Uebersicht“ und zum „Abtrage von Kaufgeldern intendirte Anleihe“ stellte sich der Schuhmachermeister Carl Bernhard Karsten, Radasser Straße Nr. 15, mit Wohnhaus, Stallgebäude, Auffahrt, Zäunen, Haus-, Hof- und Gartenplatz (Stralsundische Zeitung Nr. 27 v. 4. 3. 1848).

                                                                Putzgeschäft

Ein „gut sortirtes Putzgeschäft mit sehr billigen Preisen; als Hüte, Hauben, Negligè-Hauben, gestickte Mullhauben für Damen und Kinder, ferner Damenkragen aller Façons, Chemisetts, Klappkragen, Manchetten, so wie auch Tülls, Blumen und Bänder“ bot S. bzw. C. Müller in der Gingster Straße an (Stralsundische Zeitung Nr. 87 v. 21. 7. 1846).

Auch 1847 bot er Putz- und Modewaren an (Stralsundische Zeitung Nr. 34 v. 20. 3. 1847).

Stuhlmacher

Der Stuhlmacher F. P. Fock verkaufte Ende April 1846 sein Wohnhaus mit Garten an der Stralsunder Landstraße (Stralsundische Zeitung Nr. 51 v. 28. 4. 1846).

Zum Weihnachtsfest 1842 offerierte ein G. Schulz „aus Bergen“, dass er „mit dem Frachtfuhrwerk zwischen Bergen und Stralsund“ den Verkehr aufnehmen wolle, versprach „reelle Behandlung“ und bat „um recht viele Aufträge“ (Stralsundische Zeitung Nr. 151 v. 20. 12. 1842). Zu dieser Zeit gab es bereits mit Valentin Müller einen Unternehmer, der Frachtfuhren zwischen Altefähr und Bergen durchführte (Stralsundische Zeitung Nr. 8 v. 19. 1. 1843).

Gastwirt und Gastwirtschaften

Wenig bekannt ist über einen Gastwirt Stark am Markt (Stralsundische Zeitung Nr. 126 v. 20. 10. 1829).

Gaststätte zum Stern am Markt, 1984, Foto A. Leube

Am 6. 1. 1899 verstarb der Gastwirt Robert Gronert (geb. 1845), dessen Frau Anna die Todesanzeige aufgab (Stralsundische Zeitung Nr. 7 v. 8. 1. 1899).

Ratskeller mit Apotheke, 2011, Foto A. Leube

Gastwirt Titus Fahrnholz

Am 8. 12. 1844 verstarb die Gastwirtin und Witwe Maria Dorothea Fahrnholz, geb. Eichstädt (Stralsundische Zeitung Nr. 149 v. 12. 12. 1844). Sie wohnte in der Gingster Straße Litt. R. Nr. 11. Im Februar 1845 wurde das Wohnhaus mit Stallgebäuden usw. angeboten, „worin bisher mit gutem Erfolge Gast- und Schenkwirthschaft betrieben ist“ (Stralsundische Zeitung Nr. 17 v. 8. 2. 1845). Zum Besitz gehörte die Scheune außerhalb der Stadt an der Schweineweide und zwei Pommersche Morgen am Kriechmoor-Weg.

                                                                 Gastwirt Behm                     

Der Gastwirt Behm suchte 1846 für ein Gut einen Stellmacher (Stralsundische Zeitung Nr. 55 v. 7. 5. 1846).

Gastwirt Schütze

Der Gastwirt Schütze bot 1848 „ächt Portugiesische Weine“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 30. 3. 1848).

Glasermeister

Im Januar 1828 verstarb der 52jährige Glasermeister und Altermann Johann Andreas Schmidt (1776-1828), der mit einer verwitweten Schmidt, geborenen Krönert, verheiratet war  (Stralsundische Zeitung Nr. 13 v. 29. 1. 1828). Die Witwe gab bekannt, dass ihr Sohn Carl Schmidt die Profession für Bergen und Putbus weiterführen wird.  Parallel dazu gab der Glasermeister Johann Friedrich Schmidt, sen. in der Dammstraße Nr. 257, „wegen Altersschwäche“ sein Geschäft auf und übergab seinem jüngsten Sohne Johann Gottfried Augustin Schmidt, gleichfalls Glasermeister, das Geschäft (Stralsundische Zeitung Nr. 13 v. 29. 1. 1828).

Müller und Müllermeister

In seiner 1994 publizierten Darstellung „Rund um die Stadt den Wind genutzt. Die Mühlen und das Müllerhandwerk in Bergen“ (Ostsee-Zeitung v. 12.11. 1994. 17) beginnt der Bergner Stadthistoriker Karl Zerning  zwar mit dem Jahr 1630, geht aber erst mit dem Jahre 1700 ins Detail. In diesem Jahr schlossen sich die Müller der Insel Rügen zum „Rugianischen Mülleramt zu Bergen“ zusammen.

1771 gab es in Bergen vier Windmühlen, von denen zwei der Stadt und zwei der schwedischen Krone gehörten. 1788 hatte sich diese Zahl auf fünf Müller und zwei Roßmüller erhöht. Es gab damals private und fiskalische oder Amtsmühlen. Der älteste bekannt gewordene Bergener Müller war ein Hinrich Stoll (vor 1756). Außerdem gab es 1756 Johann Joachim Hagen als Müller der Stadtmühle, 1763 Jochen Svertfeger auf der „Obermühle“, 1778 Joachim Christopher Hiddike auf dem Rugard. 1788 wurden die Müller Büxel, Hagemann, Dehmlow, Hagen und Kröger genannt. Karl Zerning macht dann einen zeitlichen Sprung und erwähnt in seinem Beitrag erst wieder für das Jahr 1853 die Existenz der Müller Röhl, Colberg und Grahn.

Diese bemerkenswerte Fleißarbeit lässt sich in bescheidener Weise durch Berichte der „Stralsundischen Zeitung“ ersetzen. Diese Presseberichte sind natürlich recht einseitig und nur als Anzeigen zu bewerten. So hießen die ersten Zeitungen auch „Anzeigenblätter“.

Wir beginnen mit dem Jahr 1819 und enden 1848:

1819 wird ein Müller Anders erwähnt, der „eine am Zirkowschen Wege in der sogenannten Koldevitzer Koppel, zwischen den Wiesen des Schustermeisters Adam Benedix, des Ackersmanns Heinrich Müller und der Wittwe Frey belegene Wiese“ erwarb (Stralsundische Zeitung Nr. 67 v. 5. 6. 1819).

1829 gab es einen Müller Meyer in Bergen. An dessen Ehefrau verkaufte der Töpferaltermann Gustav Adolph Schulz 5 Morgen Ackerland (Stralsundische Zeitung Nr. 66 v. 2. 6. 1829). Die Äcker lagen am Prisvitzer Weg und am Reischvitzer Bruch. Warum die Ehefrau des Müllers – das Wort „Witwe“ wird nicht genannt – Land kaufte in dieser sehr patriarchalischen Zeit und nicht der Müller selbst, bleibt ein Geheimnis.

In diesem Jahr 1829 ging der Roßmüller Johann Friedrich Hoffstädt in Konkurs und meldete Insolvenz an (Stralsundische Zeitung Nr. 97 v. 13. 8. 1829). Zur verkaufenden „Concursmasse“ gehörte sein Haus Joachimsberg, Grundstücks-Nr. 175 „nebst der darin befindlichen Roßmühle“. Bereits 1819 bot Johann Küther ein Haus auf dem Joachimsberg (man schrieb fälschlich: Johannisberg) Grundstücks-Nr. 173 zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 78 v. 1. 7. 1819).

Für das Jahr 1829 wird ferner ein Müller Christian Schulz erwähnt. Er informierte, dass er mit dem „Hausierhändler“ Johann Heinrich Beetz das Grundstück des Schneidermeisters Wöller erworben habe  (Stralsundische Zeitung Nr. 128 v. 24. 10. 1829). Das beachtlich große Grundstück bestand aus zwei Häusern und lag in der Dammstraße Grundstücks-Nr. 274 Litt. F. und Nr. 266. Dazu gehörten zwei Morgen „am Steinsod“ und 1½ Morgen an der Gademowschen Grenze.

Anfang April 1843 bot der Müllermeister Johann Heinrich Carl Dehmlow „sein hieselbst (sic) am rothen (sic) See belegenes Wohnhaus nebst dabei befindlichen Stallgebäuden und Scheune, so wie eine holländische Windmühle, alles in gutem Zustand, aus freier Hand zu verkaufen (an); bemerkt wird noch, daß bei diesem Wesen 3½ Morgen Acker Pomm. Maaß befindlich sind“ (Stralsundische Zeitung Nr. 43 v. 11. 4. 1843; Stralsundische Zeitung Nr. 116 v. 28. 9. 1843). Noch am 6. 7. 1844 wurde erneut der Verkauf der „Concursmasse“ des Müllermeisters Dehmlow angekündigt (Stralsundische Zeitung Nr. 84 v. 13. 7. 1844). Offenbar hatte in dieser krisenhaften Zeit in Bergen niemand Geld zum Kauf einer Mühle.

Ende Mai 1843 bot auch der Müller Julius Seegert sein Mühlen-Gehöft am „unteren Ende“ der Stralsunder Straße mit ca. 3½ Pommerschen Morgen Acker zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 65 v. 1. 6. 1843).

In der Königstr. No. 24 wohnte 1846 der Müller-Altermann Röhl, den Karl Zerning bereits nannte. Er war zu dieser Zeit verstorben und so bot seine Witwe Friederica Louisa, geborene Wiese, das Grundstück mit Haus, Befriedungen (darunter verstand man: Zäune, Mauerwerk), Haus-, Hof- und Gartenplatz zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 93 v. 4. 8. 1846).

Im März 1848 wurden Mühle und Grundstücke des verstorbenen Müllermeisters Heinrich Meyer in der Rugard-Heide zum Kauf angeboten   (Stralsundische Zeitung Nr. 35 v. 23. 3. 1848). Es waren Wohnhaus, Koven (meist im damaligen Verständnis: ein Schweinestall), Scheune, Zäune, Bockmühle mit Inventar und 12½ Pommersche Morgen Ackerland (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 31. 3. 1848).

Die sicher sehr fragmentarische Übersicht der in Bergen in den 100 Jahren von 1756 bis 1853 lebenden und wirkenden Müller belegt mit gebotener Vorsicht, dass nur zwei bis drei Familien eine Mühle im jahrzehntelangen Besitz besaßen. Die Familie Hagen wird zwischen 1756 und 1788 erwähnt, die Familie Dehmlow zwischen 1788 und 1843 und die Familie Röhl zwischen 1846 und 1853. Offenbar war die Müllerei – zumindest in Bergen – doch kein so lukratives Geschäft. Mühlen brannten oft ab und konnten nicht wieder von der gleichen Familie aufgebaut werden, wie auch der oft frühzeitige Tod des Müllers zu Änderungen zwang. Außerdem waren viele Mühlen Pachtmühlen.

Uhrmacher

1844 gab es bereits den Uhrmacher Giesow am Markt in Bergen (Stralsundische Zeitung Nr. 129 v. 26. 10. 1844). 1847 bot er zum Ostermarkt eine Mietswohnung an (Stralsundische Zeitung Nr. 27 v. 4. 3. 1847).

Uhrenreparatur in der Kirchstraße, 1985, Foto A. Leube

Kaufleute, Handwerker, Konkurse und Neubau

Die Firma A. F. Nahmmacher

Ein Geschäft mit offenbar breitem Angebot hatte 1828 A. F. Nahmmacher in Bergen inne: „Bestellungen auf gute Schaafhorten, zum Frühjahr zu liefern, können gemacht werden“ (Stralsundische Zeitung Nr. 19 v. 12. 2. 1828).  Im März 1828 suchte er zum Kauf Kirschbaum-Planken und im April bot er halbweißes Fensterglas an (Stralsundische Zeitung Nr. 28 v. 4. 3. 1828; Stralsundische Zeitung Nr. 47 v. 17. 4. 1828). 1829 bot er „Einmach-Bouteillen und alle Sortern kleine und größere Häfen zu haben bei mir“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 93 v. 4. 8. 1829). In Rostock gab es zu dieser Zeit einen Kaufmann Wilhelm Nahmmacher (Stralsundische Zeitung Nr. 98 v. 15. 8. 1829). Im April 1843 offerierte A. Nahmmacher „alle Sorten eiserner Grapen und emaillierten eisernen Kochgeschirrs, als: Töpfe, Tiegel, Pfannen, auch Kuchen- und Waffeleisen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 4. 4. 1843). Im Mai 1843 erweiterte er sein Angebot mit „schweren greisen Wollsacklein“ (Stralsundische Zeitung Nr. 55 v. 9. 5. 1843). Im September 1844 vermittelte er den Verkauf von mehreren 1000 Mauersteinen (Stralsundische Zeitung Nr. 116 v. 26. 9. 1844). Zum Weihnachtsfest empfahl er sein „kleines Sortiment Spielsachen für die Kinder“ (Stralsundische Zeitung Nr. 151 v. 17. 12. 1844).

Am 12. 10. 1843 bot A. Nahmmacher „eine complette Häckselmaschine mit 4 Messern“ zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 122 v. 12. 10. 1843).

Im Oktober 1844 war A. Nahmmacher bereits Senator (Stralsundische Zeitung Nr. 129 v. 26. 10. 1844).

Die Firma Verhein

Alte Traditionen besaß die Firma J. C. Verhein & cp. in Bergen  (z. B. Stralsundische Zeitung Nr. 34 v. 18. 3. 1828). Sie warb für ihre neuen Waren, die sie von der Frankfurter Messe erhielt. Damit hatte sie ihr „Tuch- wie Manufactur=Waarenlager wieder vollständig assortirt“. Im Oktober 1829 bot J. C. Verhein „Tuche und Pikeschenzeug“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 120 v. 6. 10. 1829; Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 26. 4. 1842). Die Firma J. C. Verhein & Cp. bot unverdrossen ihre in Hamburg erworbenen „neuesten und geschmackvollsten Kleider-Callico’s, Baréges, Indiennes und von den so sehr beliebten glaçirten Ginghams“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 73 v. 18. 6. 1829).

1843 bot J. C. Verhein & Cp. „den Empfang der von uns auf der Leipziger Messe persönlich eingekauften Waaren (sic)“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 58 v. 16. 5. 1843).

Die Firma C. H. Last

Im Januar 1797 bot die Firma Last weißes „Englisches Steinguth, als: Terrins, Schüsseln, Teller usw., auch blau und weißen und ganz weißen Thee- und Caffee-Servicen, wie auch Mahagoni-Planken“ zum Kauf an und „versicherte die billigsten Preise“ (Stralsundische Zeitung Nr. 8 v. 19. 1. 1797).

Hausierhändler Johann Carl Reinsch

Im April 1843 ging der Hausierhändler Reinsch in „förmlichen Concurs“ (Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 25. 4. 1843). Reinsch wohnte in der Caland-Straße Litt. S Nr. 12 und besaß Haus, Stallgebäude, Zäune, Haus-, Hof- und Garten-Platz. 

Tischlereien

Im Februar 1828 verstarb die Ehefrau des Tischlermeisters Johann Friederich Reymann – eine geborene Köhnen (1781-1828) und wenige Tage später die Schwiegermutter Eva Maria Köhnen, geb. Ankerström (75 Jahre früher-1828;  (Stralsundische Zeitung Nr. 24 v. 23. 2. 1828).

Ende November war der Tischlermeister J. O. Walther in der Königstraße Nr. 128 bereit, sein Haus „aus freier Hand“ zu rheinverkaufen (Stralsundische Zeitung Nr. 142 v. 16. 11. 1829). Sein Grundstück ermöglichte auch eine Ackerwirtschaft mit Ställen. Am Haus war ein großer Garten und ein guter Morgen Acker. 

1843 war Johann Friedrich Reymann Tischleraltermann in Bergen, dem am 28. 4. 1843 die Ehefrau Maria Carolina Sophia, geb. Grabow (1815-1843) am Nervenfieber verstarb (Stralsundische Zeitung Nr. 52 v. 2. 5. 1843).

Gärtner, Gärtnerei

1843 gab es mit  Carl Bernhard Ehrenreich Schmidt in Bergen einen „Kunst- und Handelsgärtner“ in der Gingster Straße 21 (Stralsundische Zeitung Nr. 54 v. 6. 5. 1843). Er wollte im Mai 1843 zwei Lehrlinge anstellen, wenn sie „mit den nöthigen Schulkenntnissen versehen sind“. Dieser Schmidt bot sich am 14. 9. 1843 zur „Verschönerung von Gartenanlagen“ an, wie er auch seine hochstämmigen Rosen, sein gut sortiertes Lager von Hyacinthen-Zwiebeln und Gehölzen anbot (Stralsundische Zeitung Nr. 111 v. 16. 9. 1843).

Im August 1844 war er bereits verschuldet und so kam es zu einem „Discussions-Verfahren“, um den Konkurs abzuwenden. Noch im November 1844 war das Verfahren nicht abgeschlossen und man vertagte sich auf den 7. Dezember 1844 (Stralsundische Zeitung Nr. 140 v. 21. 11. 1844).

Am 3. 8. 1846 ging er in einen „förmlichen Concurs“ (Stralsundische Zeitung Nr. 97 v. 13. 8. 1846). Sein Grundstück in der Gingster Straße Litt. R Nr. 21 umfasste „ein Wohnhaus, ein Stallgebäude, einen Schweinekoven, ein Gewächshaus, einen Bienenschauer und 2 Morgen Acker Pommerschen Maaßes nebst Befriedungen, Pflanzungen, Hölzungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz“.  

Erst im Juli 1847 „zeigte sich Kauflust“ (Stralsundische Zeitung Nr. 110 v. 14. 9. 1847). So bot Dr. Ziehm im Auftrage des Magistrats am 23. 9. Kaufliebhaber in der Ratsstube auf.   

Goldschmied

1819 verkaufte „der Bürger und Goldschmied Georg Nicolai“, Kalandstraße „sub No. 222“, 1½ (Pommerschen) Morgen „nebst der daran stoßenden kleinen Wiese“ an den Schustermeister Gootz, Bergen (Stralsundische Zeitung Nr. 94 v. 7. 8. 1819). Der Acker lag auf der „Schweineweide“ zwischen den Ackerstücken „der Demoiselle Spalding“. Der Kauf bzw. Verkauf erfolgte wegen Schulden des Goldschmieds.

Kupferschmiede

Vermutlich bereits 1828 verstarb der Kupferschmied Nils Linström, dessen Ehefrau Anna Catharina, geb. Böttcher, Anfang April 1829 in der „Rathsstube“ eine Vermögens-Inventur durchführte und um Forderungen und Ansprüche ihr unbekannter Art ersuchte (Stralsundische Zeitung Nr. 52 v. 30. 4. 1829).

Am 5. 11. 1843 verstarb der Kupferschmiedemeister David Bernhard Böckenhagen im Alter von 64 Jahren (Stralsundische Zeitung Nr. 134 v. 9. 11. 1843). Im Juli 1844 teilte der Sohn G. Böckenhagen, Kupferschmidt, mit, dass er die Arbeit des Vaters fortsetzen wollte: „da gute Ausführung aller in dies Fach einschlagenden Arbeiten, verbunden mit der promptesten Bedienung, die stete Richtschnur meiner Handlungen sein wird“ (Stralsundische Zeitung Nr. 86 v. 18. 7. 1844).

Schmiede

Im Januar 1797 bot der Schmied Christian Olrich Pommeresch seine Schmiede in der Dammstraße zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 9 v. 21. 1. 1797). Sie bestand „aus einem Wohnhaus, Scheune, Pferdestall und vier Kovens, 4 Morgen Acker mit 3 Scheffel Roggen-Aussaat“. Wir erfahren auch, dass der Acker am „Reischvitzer Bruch“ lag und bereits im Februar 1797 an Christian Woitke(n) verkauft wurde (Stralsundische Zeitung Nr. 18 v. 11. 2. 1797).

Anfang August 1846 bot der Schmiedemeister E. Melahn sein Schmiedewesen in der Stralsunder Straße Nr. 5 zum Verkauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 95 v. 8. 8. 1846; Nr. 44 v. 13. 4. 1847). Es bestand aus Haus, Schmiede, Scheune „nebst Garten und dabei befindlichem Wurthe, mit einer lebenden Befriedung umgeben“.

Nagelschmied

Der Nagelschmied G. Braun verkaufte im November 1844 „wegen Wohnungsveränderung“ sein „sämmtliches Handwerksgeräth“ (Stralsundische Zeitung Nr. 135 v. 9. 11. 1844). Das waren ein neuer Blasebalg, 2 Ambosse, Nageleisen und Zangen.  Wenige Wochen später musste er folgende Annonce aufgeben: „Am Dienstag, den 12ten d. M., ist mir meine Frau, Caroline geb. Dehmlow, auf mir unbegreifliche Weise verschwunden. Dieselbe ist 34 Jahre alt, großer Statur, zu Bergen auf Rügen geboren, und ist ihr gewöhnlicher Aufenthalt bei mir in meiner Wohnung zu Bergen gewesen.
Mit derselben sind mir zugleich sämmtliche Wirthschafts-Effecten abhänden (sic) gekommen. Da mir nun an der Wiedererlangung meiner Frau viel gelegen ist, so ersuche ich alle wohllöblichen Ortsbehörden ergebenst, dieselbe im Betretungsfalle anzuhalten und auf meine Kosten zu mir zurück befördern zu wollen. Bergen, den 21. November 1844. Braun, Nagelschmidt“ (Stralsundische Zeitung Nr. 141 v. 23. 11. 1844).   

Schlächter, Schlächtermeister

Der Schlächtermeister Carl Friedrich Seime, der in der Raddasser Straße Litt. B Nr. 9 wohnte, ging im April in Konkurs (Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 25. 4. 1843). Auktioniert wurden sein Haus mit Stallgebäude, Zäunen, Haus-, Hof- und Gartenplatz. Ein endgültiger Termin wurde auf den 17. März und dann auf den 24. 4. 1845 festgelegt (Stralsundische Zeitung Nr. 25 v. 27. 2. 1845; Nr. 43 v. 10. 4. 1845).

Der Nachlass des verstorbenen Schlächtermeisters Friedrich August Ludwig Ehrich wurde im Dezember 1843 versteigert (Stralsundische Zeitung Nr. 150 v. 16. 12. 1843).

Auch das Haus und Grundstück des Gastwirts und Schlächteraltermanns Compart wurde in den Jahren 1845 und 1846 mit Wohnhaus, nebst Schlachthaus, Wirtschaftsgebäude, Gaststall, Zäunen und Freiplätzen zum Kauf angeboten (Stralsundische Zeitung Nr. 32 v. 15. 2. 1845; Nr. 33 v. 17. 3. 1846). Es stand am Markt Litt. A Nr. 21. Zur Konkursmasse gehörten noch ein Schlachthaus, ein Gaststall und ein Morgen Ackerland pommerschen Maßes (Stralsundische Zeitung Nr. 37 v. 26. 3. 1846).

Kaufmann Moriz Helm

Im Juni 1819 verhandelte die Bergener „Raths Canzley“ die Konkursmasse des Kaufmanns Moriz Helm in der Dammstraße sub 251 (Stralsundische Zeitung Nr. 72 v. 17. 6. 1819). Zur Auktion gelangten „Mobiliarsachen, als Waaren verschiedener Art, Haus- und Küchengeräth, Betten und Leinzeug, Kleidungsstücke usw.“. Man verkaufte nur in Silbergeld.

Dammstraße Ecke Ringstraße,1979, Foto A. Leube

Zum Verkauf am 9. September 1819 standen besonders das Wohnhaus in der Dammstraße und eine benachbarte „Baustelle nebst dem zum Band eines neuen Hauses größtentheils zubereiteten Bauholze“ sowie eine „aus etwa 700 Bänden bestehende Lesebibliothek“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 97 v. 14. 8. 1819).

Kaufmann J. C. Dunker

Er bot Hausrat, Grabkreuze, Kochherde, „complette Schrotmühlen, worauf ein Mann in einer Stunde einen Scheffel mahlend“, landwirtschaftliche Geräte usw. an (Stralsundische Zeitung Nr. 119 v. 5. 10. 1847).

Kaufmann J. H. Rothbarth

Im Februar 1822 bot ein Kaufmann Rothbarth Gartensämereien „von der besten Güte“ und „niedrige Pahlerbsen“ an und „machte solches mit Bitte um geneigten Zuspruch hie(r)durch bekannt“ (Stralsundische Zeitung Nr. 22 v. 19. 2. 1822).  

Kaufmann und Gastwirt Ludwig Schubbe

Bereits in Konkurs gegangen war der Kaufmann Gustav Ludwig Schubbe, der mit Philippina Hoffstädt verheiratet war (Stralsundische Zeitung Nr. 56 v. 9. 5. 1829). Zu Juni 1829 war die „gütliche Regulirung der überschuldeten Verlassenschaft ihres verstorbenen Mannes“ in der „Rathsstube“ vorgesehen. Der Gastwirt Gottlieb Schütze erwarb den Hof. Dazu gehörten Wohnhaus, Stallgebäude, Auffahrt, Plätze, Zäune und eine „an der Schweineweide“ erbaute Scheune sowie 2 Pomm. Morgen Ackerland am Kriechmoor-Weg und eine Pacht über 8 Pomm. Morgen (Stralsundische Zeitung Nr. 145 v. 3. 12. 1846).

Kaufmann Heinrich Breitsprecher

H. Breitsprecher hatte „ein sehr lebhaftes Destillations- und Materialgeschäft“ in Bergen, das die Witwe (geborene Hasper) 1843 verkaufen wollte (Stralsundische Zeitung Nr. 57 v. 13. 5. 1843).

Im November 1842 bot Heinrich Breitsprecher „in Bergen“ an: „Arrac de Goa, mehrere Sorten feiner und ordinairer Rums, feinste Liqueure, feine doppelte und einfache Branntweine empfehle ich in guter Qualität zu billigen Preisen. Wiederverkäufer erhalten einen guten Rabatt“, wie er zugleich „Ananas-Punschessenz und Punschessenz ohne Ananas“ anbot (Stralsundische Zeitung Nr. 134 v. 10. 11. 1842). Das war eine der Grundlagen zu Punsch und zu „Bischof“. Der Stralsunder Kaufmann C. Liß bot zu dieser Zeit auch „eingemachte Ananas“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 134 v. 10. 11. 1842).  Breitsprecher annoncierte noch im November 1842: „Für mein Materialgeschäft suche ich zu Neujahr einen Lehrling. Hierauf Reflectirende wollen persönlich mit mir Rücksprache nehmen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 15. 11. 1842).

1829 war A. H. Breitsprecher der zuständige „Camerarius“ (Stralsundische Zeitung Nr. 73 v. 18. 6. 1829)

Kaufmann J. C. Duncker

1847 etablierte sich J. C. Duncker mit einem Kurzwaren-Geschäft, das er mit einem Holzgeschäft verband (Stralsundische Zeitung Nr. 52 v. 1. 5. 1847).

Kaufmann G. Baumann

Er kündigte am 3. 5. 1847 an, in Bergen eine „Material- und Kurzwaren-Handlung“ zu eröffnen: „Auch habe ich ein Mützengeschäft etablirt und werden Bestellungen, nach den neuesten Façons sauber gearbeitet, für Herren wie für Kinder bei mir auf das Pünklichste und Billigste ausgeführt“ (Stralsundische Zeitung Nr. 55 v. 8. 5. 1847).

Kaufmann Julius Linde

Am 18. Mai 1848 eröffnete Julius Linde in der Königstraße eine „Material- und Kurzwaaren-Handlung“ (Stralsundische Zeitung Nr. 83 v. 23. Mai 1848). Er versprach die „billigsten Preise“ und erhoffte „fleißigen Besuch“.

Kaufmann C. Marquardt

Im Mai 1847 eröffnete C. Marquardt eine „Material-, Schnitt- und Kurz-Waaren-Handlung“ in der Raddasser Str. (Stralsundische Zeitung Nr. 61 v. 22. 5. 1847). Im März 1848 teilte er mit: „Der Ausverkauf wird fortgesetzt“ (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 31. 3. 1848).

Kaufmann Conrad Friedrich Müller

Zur gleichen Zeit ging der Kaufmann Conrad Friedrich Müller in Konkurs und der „Senatus“ ersuchte nun alle „Particular-Klagen“ vorzubringen (Stralsundische Zeitung Nr. 52 v. 30. 4. 1829). Müller hatte in Bergen ein am Markt Nr. 188 gelegenes Haus mit Braugerechtigkeit, dazu gehörende Gebäude und einen dahinter gelegenen „großen Garten“ (Stralsundische Zeitung Nr. 85 v. 16. 7. 1829). Dazu vier Morgen Acker am Prisvitzer Weg sowie „an der Prisvitzer und Burnitzer Scheide“. Das alles sollte am 27. 7. 1829 versteigert werden.  Die Witwe G. L. Schubbe, geb. Hoffstädt, setzte die Handlung fort und erhoffte weiteres „Zutrauen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 86 v. 18. 7. 1829; Nr. 94 v. 6. 8. 1829; Nr. 95 v. 8. 8. 1829).

Auch dieses Verfahren zog sich über Jahre hin. Erst am 21. Januar 1846 wurde ein „proponierter Vergleich“ erzielt. Nun galt es, noch die „Administrations-Rechnung“ zu begleichen und dem „Distributionsplan“ zuzustimmen – das war für den 15. Juli 1846 vorgesehen (Stralsundische Zeitung Nr. 81 v. 7. 7. 1846).   

Kaufmann E. Müller

Dieser Kaufmann E. Müller bot 1846 „neueste und moderne Sommerhüte“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 51 v. 28. 4. 1846).

                                                           Kaufmann C. Pisch

C. Pisch bot im April 1845 und im März 1846 neuen weißen und roten Kleesamen, neuen Rigaer Kron-Sähleinsamen „in vorzüglicher Güte“ zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 44 v. 12. 4. 1845; Nr. 32 v. 14. 3. 1846).). 1848 bot C. Pisch Rüdersdorfer Steinkalk über den Hafen von Lauterbach an (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 30. 3. 1848).

Kaufmann Philipp Kagelmacher 

Als gewisses ausgleichendes Gegengewicht darf man die Geschäftseröffnung des wohl noch sehr jungen Philipp Kagelmacher sehen (Stralsundische Zeitung Nr. 69 v. 9. 6. 1829). Was wollte er verkaufen? „Ich beschränke mein Geschäft vorläufig bloß in Material- und kurzen Waaren; verspreche übrigens einem Jeden, der mich mit seinem Besuch beehrt, in jeder Hinsicht die billigsten Preise, prompte und reelle Bedienung“.  Wenige Wochen später teilte er seine Verlobung mit Friederika Luplow in Bergen mit (Stralsundische Zeitung Nr. 87 v. 21. 7. 1829).

Kaufmann Wilhelm Heidtmann

Im November 1842 war auch der Materialwarenhändler Gustav Adolph Wilhelm Heidtmann bzw. Heydtmann in Konkurs geraten (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 15. 11. 1842; Stralsundische Zeitung Nr. 146 v. 8. 12. 1842).

Seine Witwe Louise Heidtmann, geb. Wilde bot daher zum 21. November 1842 an: „Taback, Gewürze usw., ferner an Ellenwaaren: Tuch, Pikeschenzeug, Thibets, Merinos, Ginghams, Kattune, Tücher, Bänder und noch mehrere andere Artikel, auch ein großes mit Glasthüren versehener Waarenschrank, sowie einiges Haus- und Wirthschaftsgerät“ (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 15. 11. 1842).

Kaufmann Johann Herrmann Zander

Zander hatte für die 1843 gegründete Feuerversicherungs-Anstalt „Borussia“ zu Königsberg die Agentur auf Rügen übernommen (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 2. 4. 1846). Im September 1846 empfahl er sich als Agent dieser Versicherung, die „sich durch coulante Abmachung bei den sie betreffenden Schäden nicht allein das Vertrauen des Publikums zu erhalten, sondern immer mehr zu erwerben“ (Stralsundische Zeitung Nr. 116 v. 26. 9. 1846).

Zander bot gleichzeitig ein „aromatisches Kräuter-Haaröl zur Beförderung und Verschönerung des Haarwuchses“ an – er war die einzige Niederlassung auf Rügen (Stralsundische Zeitung Nr. 119 v. 3. 10. 1846).  1846 verkaufte er u. a. Zigarren und Kleesamen (Stralsundische Zeitung Nr. 43 v. 9. 4. 1846; Nr. 48 v. 21. 4. 1846).

Dieser Zander bot am 4. Februar 1848 sein „am Markt belegenes Haus nebst Nebengebäude usw., worin seit mehreren Jahren ein Materialgeschäft, verbunden mit einer Destillation, mit gutem Erfolge betrieben“ wurde (Stralsundische Zeitung Nr. 16 v. 8. 2. 1848). Der Verkauf ergab sich „wegen Geschäftsveränderung“. Am 20. 3. 1848 nahm er allerdings den Verkauf des Hauses zurück (Stralsundische Zeitung Nr. 34 v. 21. 3. 1848).

Kaufmann J. F. Rink

Rink suchte 1846 „einen jungen Mann, der Lust hat die Waaren-Handlung (sic) zu erlernen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 2. 4. 1846).  Am 4. Mai 1846 wurde er Vater eines gesunden Sohnes (Stralsundische Zeitung Nr. 54 v. 5. 5. 1846).

Kaufmann Wilhelm Gründer

Er übernahm die Verwaltung des Konkurs-Verfahrens gegen Carl Möller, Maschinenfabrik (Stralsundische Zeitung Nr. 3 v. 5. 1. 1899).

Maschinenfabrikant

Am 30. 12. 1898 wurde über das Vermögen des Maschinenfabrikanten Carl Möller der Konkurs eröffnet (Stralsundische Zeitung Nr. 2 v. 3. 1. 1899). Verwalter des vorhandenen Vermögens wurde der Kaufmann Wilhelm Grüder, der sich verschiedentlich zu diesen Verfahren einsetzte.

Malermeister

Im April 1846 ließ sich in Bergen C. Lehnhardt, Maler“ nieder: „Stuben und Schilder, so wie alle sonstigen Malerarbeiten fertigt aufs Sauberste und Geschmackvollste an und bittet ergebenst um recht viele Bestellungen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 44 v. 11. 4. 1846).

Ende April 1847 ließ sich Fr. Paulsdorff in Bergen als „Zimmer-Maler“ nieder und empfahl „sich hiermit ergebenst“ (Stralsundische Zeitung Nr. 47 v. 20. 4. 1847).

Weber

1842 verstarb in der Raddasser Straße, Lit. B. Nr. 31, der Webermeister Thomas Carl Christian Heidenreich (Stralsundische Zeitung Nr. 148 v. 13. 12. 1842). Er hinterließ ein Wohnhaus nebst Koven, Garten und 2 Pommer. Morgen Acker. 1846 bot der Webermeister J. C. Uerkvitz „Sackdrell und fertige Kornsäcke“ zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 33 v. 17. 3. 1846).

Schneider

Ende November 1829 „etablierte sich als Kleidermacher“ der Schneidermeister J. T. Baumann (Stralsundische Zeitung Nr. 146 v. 5. 12. 1829). Er wohnte im Haus der Frau Altermann Junge am Markt.

Am 25. Juni 1844 verstarb der Schneidermeister Jacob Julius Stahnke (Stahncke), nachdem ein Jahr zuvor „unser theurer und hoffnungsvoller Sohn und Bruder Wilhelm … in den Wellen (den Tod( fand)“ (Stralsundische Zeitung Nr. 78 v. 29. 6. 1844). Seine Frau war Maria geb. Büttner. Sein Haus in der Gingster Str. 24 mit Stallgebäuden, Koven, Plätzen und Zäunen wurde zum 19. 4. 1847 zum Kauf angeboten (Stralsundische Zeitung Nr. 38 v. 30. 3. 1847).

Mitte August 1846 ließ sich in Bergen der „Herrenkleidermacher“ C. A. Ponnier nieder (Stralsundische Zeitung Nr. 100 v. 20. 8. 1846). Er versprach „sowohl moderne als saubere Arbeit und solide Preise. Meine Wohnung ist am Markt beim Tischlermeister Herrn Klock“.

Ihm folgte im Oktober 1846 F. Heidenreich, Raddassstraße (Stralsundische Zeitung Nr. 121 v. 8. 10. 1846). Auch er etablierte sich als Herren-Kleidermacher und wollte alle Aufträge „prompt und reell ausführen“.  Am 29. Dezember 1846 wandte er sich noch einmal an die Öffentlichkeit und teilte mit, dass „nach Beseitigung der Hindernisse der Ausübung meines Gewerbes als Kleidermacher hieselbst (sic) bisher entgegenstanden“ er auf „recht zahlreiche Aufträge“ hofft, die er „prompt und reell ausführen“ wird (Stralsundische Zeitung Nr. 156 v. 31. 12. 1846).

Ein dritter Kleidermacher meldete sich am 13. Oktober 1846 mit H. Lorenz aus Danzig (Stralsundische Zeitung Nr. 127 v. 20. 10. 1846). Er war „stets modern“ und wollte alles „billig und prompt zur Ausführung bringen“.

Schließlich kam 1847 ein vierter Kleidermacher mit A. E. Brückner in der „Fischstraße“ hinzu (Stralsundische Zeitung Nr. 123 v. 14. 10. 1847).

Als Tuchmacher ging Herr Werdermann in Konkurs (Stralsundische Zeitung Nr. 39 v. 28. 3. 1848). Er wohnte in der Radasser Straße Nr. 12 mit Wohnhaus, Zäunen, Hof-, Haus- und Gartenplatz (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 31. 3. 1848; Nr. 92 v. 3. 6. 1848).

Maurer, Maurermeister

1843 war der Maurermeister Johann Christian Moltmann verstorben (Stralsundische Zeitung Nr. 68 v. 8. 6. 1843). Er wohnte in der Wasserstraße Litt. J. Nr. 18 und besaß ein Wohnhaus mit Stallgebäude, Schweinekoven, Zäunen, Haus-, Hof- und Gartenplatz.

Der Tagelöhner Johann Ritter erwarb vom Maurergesellen Johann Passow dessen Wohnhaus mit Stallgebäude usw. in der Königstr. 52 sowie „einen in der Bergener Feldmark am sogenannten Gattmund belegenen Morgen Bedienten-Acker Pomm. Maaßes“ (Stralsundische Zeitung Nr. 61 v. 22. 5. 1847).

Der Tagelöhner Niclas Klühß verkaufte sein Wohnhaus mit Koven, Zäunen, Haus-, Hof- und Gartenplatz sowie Mobiliargegenständen in der Radasser Straße sub Litt. B No. 30 an den Tagelöhner Joachim Christoph Möller zu Koldevitz  (Stralsundische Zeitung Nr. 52 v. 13. 4. 1848).

Die Firma Carl Bley

Zu den Altgeschäften gehörte Carl Bley in Bergen, der im April 1842 zu seiner Tuch- und Modewaren-Handlung nun auch eine Material-Handlung eröffnete mit „guter Ware und billigen Preisen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 7. 4. 1842).  Nur wenige Monate später wurde „über das Vermögen des Kaufmanns Carl Bley … der förmliche Concurs eröffnet“ (Stralsundische Zeitung Nr. 143 v. 1. 12. 1842). Das scheint abgewendet worden zu sein, denn im Mai 1843 empfahl er „für Herren … die neuesten Rock- und Beinkleider, wie auch Westen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 58 v. 16. 5. 1843). Dazu war ihm „von ersten Strickgarn-Fabriken die Haupt-Niederlage auf weiß englisch 3 und 4 draht, so wie auf coul. Strickgarn übertragen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 58 v. 16. 5. 1843). Auch Börsenseide und „chenirte Tapisserie-Wolle“ bot er an (Stralsundische Zeitung Nr. 114 v. 21. 9. 1844).

Am 22. Mai 1846 hieß es jedoch, dass der Bäckermeister Joachim Martin Meukow das Haus des Carl Bley in der Gingster Straße Nr. 3 mit einem Anbau, mit Ställen, Auffahrt, Haus-, Hof- und Gartenplatz erworben hatte (Stralsundische Zeitung Nr. 65 v. 30. 5. 1846)

1848 verkaufte Carl Bley in Bergen Gemüsesamen, darunter Levkoyen „bei bester Qualität als sehr presiwürdig“ (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 30. 3. 1848).

Die Firma Krohß

M. W. F. Krohß bot sich mit seinen „persönlich billigen Einkäufen in der letzten Frankfurter Margareten-Messe“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 86 v. 18. 7. 1829). Er bot „Cattunen in hübschen Mustern, Ginghams, couleurte und schwarze Merinos, Sersinets in verschiedenen Farben, schwarzseidene Zeugen und Tücher in mehreren Preisen, seidene, halbseidene Flor- und Merino-Tücher mit Fransen ….“ an: „Mein Tuchlager ist ebenfalls in allen Farben und zu allen Preisen ergänzt“.

1842 war es bereits ein Nachfolger, der mit C. G. Krohß zeichnete und gleichfalls ein „Tuch- und Manufactur-Waarenlager“ führte sowie italienische und Glanzstroh-Hüte für Damen und Kinder, „Sommerzeug zu Röcken und Beinkleidern“  anbot (Stralsundische Zeitung Nr. 50 v. 28. 4. 1842). C. G. Krohß und Frau teilten am 11. Mai 1843 mit, dass „während unserer Abwesenheit nach Leipzig am 3. Mai unser kleiner lieber Adolph, nach kurzem Krankenlager, im noch nicht vollendeten 5ten Lebensjahr, am Nervenfieber“ verstorben war (Stralsundische Zeitung Nr. 58 v. 16. 5. 1843).

Ende Mai 1843 empfahl C. G. Krohß neben „gewöhnlichen Tuchen auch Buckskins und Küptertuche, so wie Sommerzeuge zu Röcken und Beinkleidern zu den billigsten Preisen“ bzw. „neueste Westen in Cachemir, Piqué und Seide“ (Stralsundische Zeitung Nr. 63 v. 27. 5. 1843). Daneben gab es bei ihm „Wollsackleinen zur Wollschur in billigsten Preisen“. Im Oktober 1844 bot C. G. Krohß seine „auf der Leipziger Messe persönlich eingekauften Waaren“ an  (Stralsundische Zeitung Nr. 123 v. 12. 10. 1844). Das waren „neueste Winterbeinkleider in schönster Auswahl, so wie feine Niederländer und geringere Tuche, Castorin und Calmuck“, aber auch „neue halbwollene Zeuge und baumwollene Bengal’s“ gab es (Stralsundische Zeitung Nr. 126 v. 19. 10. 1844). „Castorin“ oder besser „Kastorin“ ist ein Plüsch aus gezwirntem Baumwollgarn und „Calmuck“ oder „Kalmuck“ war ein wollenes, sehr langhaariges, lockeres und dichtes Gewebe (Meyer’s Neues Konversations-Lexikon, 2. Aufl., 1871, Band 9, S. 785 und 947). Daraus stellte man „Winterkleider“ für Männer her.  „Bengal“ ist ein Baumwoll- bzw. ein Seidengewebe, das aus Bengalen kam (Meyer’s Neues Konversations-Lexikon, 2. Aufl., 1871, Band 3, S. 163).

Ende März 1846 bot C. G. Krohß „ein gutes Sortiment Klee-, Thimotee- und Memeler Lein-Saamen (sic) zu billigsten Preisen“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 36 v. 24. 3. 1846).

1852 offerierte C. G. Krohß „in Bergen“ einen „Ausverkauf“ seiner zurückgesetzten wollenen, baumwollenen und halbwollenen Waren (Stralsundische Zeitung Nr. 17 v. 21. 1. 1852).

1852 bot ein C. Pisch in Bergen „Bienenkörbe, schön und dauerhaft gearbeitet“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 34 v. 10.  2. 1852).

Kaufmann Fahrnholz

Der Kaufmann J. Fahrnholz bot im Oktober 1829 „eine Ladung 7 und 6elliger Wahl- und ordinaire Bretter“ an, die ihm „Capt. Holm“ gebracht habe (Stralsundische Zeitung Nr. 126 v. 20. 10. 1829). Am 7. Mai 1843 existierte J. Fahrnholz in der Raddasser Straße immer noch und bot „frischgebrannten Rüdersdorfer Steinkalk in großen Tonnen, frischen Schwedischen Steinkalk in kleinen Tonnen, – Schwedisches Stangen- und Bandeisen, Schwedische und Preußische Eisenbleche, mehrere Gattungen Stahl, Englische Steinkohlen usw. … zu billigsten Preisen“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 56 v. 11. 5. 1843). Mit gleichem Datum verkaufte er „starke, mittel und schwächere Peenhölzer, worunter sich auch besonders gute Mühlenruthen und starke Balken-Hölzer befinden“ (Stralsundische Zeitung Nr. 56 v. 11. 5. 1843). Am 26. 8. 1843 verkaufte die „verwittwete Frau Camerarius Fahrnholz, geborene Gootz, an den Schmiedemeister Upahl einige Ackerstücke an der Schweineweide, 2 Pomm. Morgen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 109 v. 12. 9. 1843).

                                                           Kaufmann A. Bussian

Der Kaufmann A. Bussian bot 1846 „modernste Sommermützen für Herren und Knaben“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 68 v. 6. 6. 1846)

Putzmacher

Die Putzmacherin Ferdinande Oom empfahl sich „mit den modernsten Putzsachen zum bevorstehenden Winterfest“ (Stralsundische Zeitung Nr. 126 v. 20. 10. 1846; Nr. 57 v. 12. 5. 1847). Am 1. April 1848 empfahl sie sich „mit den neuesten Sommermoden“ (Stralsundische Zeitung Nr. 42 v. 1. 4. 1848). Im Mai 1848 teilte sie mit, dass sie „meine Putzhandlung nach der Königsstraße in das Haus der Kürschner-Wittwe Bussian verlegt habe“ (Stralsundische Zeitung Nr. 81 v. 20. 5. 1848).

Wenig später teilte die Putzmacherin Maria Fahrenholz mit, dass sie sich seit dem 1. Oktober bei dem Sattlermeister Mehl in der Raddasser Straße niedergelassen habe  (Stralsundische Zeitung Nr. 128 v. 24. 10. 1846)

Sattler, Gürtler und Tapezierer

Am 27. März 1842 ließ sich in Bergen der Sattler und Tapezierer Friedrich Mehl nieder: „Seine Wohnung ist am alten Markt dicht neben der Alten Apotheke“ und er versprach „sämmtliche Artikel dauerhaft und nach dem neuesten Geschmack anzufertigen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 38 v. 31. 3. 1842).  Mitte Juli 1844 war er aus der Wohnung seiner Mutter, Markt Nr. 13, ausgezogen und hatte sich in der Vieschstr. Litt C Nr. 9 – nun als Sattler und Lackierer – niedergelassen: „Es wird stets mein Bestreben sein, jede Bestellung gut und auf das Schnellste auszuführen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 85 v. 16. 7. 1844).

Der Gürtler und Mechanikus J. Jasper gab im März 1847 sein Geschäft auf und verkaufte alle Gürtlerwaren, altes Kupfer, Messing, Zink und Blei „zu billigen Preisen“ so wie „eine doppelt wirkende Feuerspritze“ (Stralsundische Zeitung Nr. 33 v. 18. 3. 1847).

Die Familie Mehl – in diesem Falle unter der Leitung des Ökonomen Johann Mehl – verkaufte 1846 den Besitz des verstorbenen Vaters und Ackerbürgers Carl Mehl (Stralsundische Zeitung Nr. 45 v. 14. 4. 1846). Das Wohnhaus mit Stallgebäuden, einer Scheune, Haus-, Hof- und Gartenplätzen sowie 18 ½ Pommersche Morgen Acker und: „Mobiliar an Vieh-, Feld und Wirthschaftsgeräth, Haus- und Küchengeräth, Betten und Leinzeug“.

Der Sattlermeister Julius Bley erwarb in der Viesch-Straße Litt. C. Nr. 20 das Haus der Witwe Ahrens, geb. von Buchholz, Gademow, mit Nebengebäude usw. „und einem in der Nähe des Rugard belegenen Garten“ (Stralsundische Zeitung Nr. 125 v. 19. 10. 1843).

Im Oktober 1843 war der Sattlermeister Johann Casper Gaebel, Enge Straße Litt. H Nr. 1, verstorben (Stralsundische Zeitung Nr. 126 v. 21. 10. 1843). Auf Antrag der Erben sollten Wohnhaus, Nebengebäude, Haus-, Hof- und Gartenplatz verkauft werden (Stralsundische Zeitung Nr. 133 v. 7. 11. 1843).

In der Wohnung des Sattlermeisters F. C. Schultz erfolgte ein „gewaltsamer Einbruch“ und der Verlust „außer einer Summe Geldes 6 silberne Theelöffel … so wie ein goldener Plattring …, ein Paar silberne Ohranhänger und ein silberner Fingerhut“ (Stralsundische Zeitung Nr. 87 v. 20. 7. 1844). Er setzte für Hinweise eine Belohnung von 5 Reichstalern aus.

Im April 1845 ließ sich der Sattler und Tapezierer C. Spiegel, Königstraße, in Bergen nieder (Stralsundische Zeitung Nr. 47 v. 19. 4. 1845). Er versprach „prompte, gute und billige Bedienung“. Zwei Jahre später bot er zwei Wohnungen in seinem Hause in der Königstraße zur Miete an (Stralsundische Zeitung Nr. 4 v. 9. 1. 1847).

Seilermeister

Mitte Oktober 1846 gab es den Seilermeister Weinholz am Markt (Stralsundische Zeitung Nr. 127 v. 22. 10. 1846).

Kaufmann Gustav Philipp Schultze

Am 9. und 11. April 1842 fand die Auktion der „Konkurs-Masse“ des Kaufmanns Gustav Philipp Schulze statt (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 7. 4. 1842). Unter seinen Waren-Vorräten befanden sich „eine große Partie feiner und ordinairer Rauch- und Schnupftabacke, Gewürz- und Färbe-Waaren, feines und ordinaires Schießpulver, Porzellan, leinerne, baumwollene und kurze Waaren, Glaswaaren, Näh- und Stickseide, ein großes Sortiment Stickperlen, eine kleine kupferne Destillir-Blase mit Zubehör und mehrere leere Gefäße“. Das Auktionsdatum wurde später verlängert und auf den 28. 4. 1842 verlegt. Schulze hatte sein Geschäft in der Dammstraße Litt. M. No.12. Dazu gehörte ein „Wohnhaus nebst Anbau, Speicher, Stallgebäude, Koven, Befriedigungen, Haus, Hof- und Gartenplatz“ (Stralsundische Zeitung Nr. 46 v. 19. 4. 1842).  Noch im August 1844 und im März 1846 und sogar Anfang Dezember 1846 war die Liquidation nicht abgeschlossen (Stralsundische Zeitung Nr. 100 v. 20. 8. 1844; Nr. 37 v. 26. 3. 1846; Nr. 145 v. 3. 12. 1846).

Kaufmann Ludwig Röhl

Erneut bot im November 1842 der Kaufmann L. Röhl sein „am Markt belegenes Haus“ aus „meiner jetzigen Wohnung“ zum Verkauf an. Dazu vermerkte er, „daß in dem zum Verkauf gestellten Hause seit mehreren Jahren Material- und (eine) kurze Waaren-Handlung (sic) betrieben worden ist“ (Stralsundische Zeitung Nr. 135 v. 12. 11. 1842). Röhl betrieb sein Papierwaren-Geschäft weiter, da er gleichzeitig „so eben erhaltene sehr preiswürdige Concept-, Kanzlei- und Post Papiere, Aktendeckel, farbige Papiere usw.“ zum Kauf anbot.  Im Dezember 1842 hatte er sein Angebot erweitert und bot „ausländische lose Tabacksblätter wohlfeil“ und zahlreiche Branntweinsorten an (Stralsundische Zeitung Nr. 150 v. 17. 12. 1842; Nr. 151 v. 20. 12. 1842).  Anfang März 1843 bot er sein ursprüngliches Wohnhaus am Markt Nr. 32 erneut zum Kauf an: „Die Bedingungen habe ich sehr annehmlich gestellt … Sollte es dennoch nicht verkauft werden, so steht solches zu Ostern wieder zu vermiethen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 27 v. 4. 3. 1843).    

Im April 1843 bot L. Röhl Saat-Hafer sowie „doppelte und einfache Branntweine, Rums, Punsch- und Bischof-Essenz“ zum Kauf an, wie auch „neuen Rigaer Kron-Säeleinsaamen und einmalig hier gebaueten Rigaer Leinsaamen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 44 v. 13. 4. 1843; Nr. 46 v. 18. 4. 1843).

Am 2. 11. 1843 verstarb der Kaufmann Ludwig Röhl „in einem Alter von 27 Jahren, nachdem vor einigen Wochen das Band der Ehe seine und seiner Gattin schönsten Wünsche krönte“ (Stralsundische Zeitung Nr. 133 v. 7. 11. 1843).
Die Witwe führte das Geschäft noch weiter.

Am 1. 1. 1845 teilte Wilhelm Hoeft mit: „Mit dem heutigen Tage übernahm ich das hier unter der Firma L. Röhl Wittwe, geführte Geschäft mit sämmtlichen Activis und Passivis“ (Stralsundische Zeitung Nr. 3 v. 7. 1. 1845). Er wollte „stets reelle gute Waare führen und die möglichst niedrigsten Preise stellen“.  

                                                      Kaufen und Verkaufen

1819 teilte Johann Küther mit: „Mein in Bergen auf dem Johannisberge belegenes Haus No. 173 bin ich Willens aus freyer Hand zu verkaufen. Kaufliebhaber können es täglich in Augenschein nehmen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 78 v. 1. 7. 1819).

Zu gleicher Zeit bot J. F. Buschmann sein in der Dammstraße No. 262 mit Zubehör „aus freyer Hand“ zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 78 v. 1. 7. 1819).

1819 verkaufte der „Bürger und Tagelöhner“ Christian Helm sein „unten in der Dammstraße sub No. 264 belegenes (Wohn)Haus nebst Worthe“ an den Gärtner Kretzner zu Ralow (Stralsundische Zeitung Nr. 67 v. 5. 6. 1819).

Zum Verkaufen gehört auch, dass im September 1829 durch den Landrat Engeström „der vormalige Schloßplatz Rugard bei Bergen meistbietend“ verkauft wurde (Stralsundische Zeitung Nr. 117 v. 29. 9. 1829; Nr. 121 v. 8. 10. 1829).

Johann Friedrich Stadelmann war im Oktober 1843 verstorben und wohnte in der Dammstraße Litt. M Nr. 7, wo sein Nachlaß wegen eines Konkurses verkauft werden sollte (Stralsundische Zeitung Nr. 126 v. 21. 10. 1843)

Im April 1843 bot M. Gootz, Bergen, zwei fette Schweine à 200 kg Gewicht zum Kauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 6. 4. 1843)

Ackerbürger

Der Bürger und Ackersmann Johann Jochen Artmann wollte einige seiner Immobilien verkaufen (Stralsundische Zeitung Nr. 67 v. 5. 6. 1819). Das waren folgende Flurstücke:

  1. „eine am Zirkowschen Wege in der sogenannten Koldevitzer Koppel, zwischen den Wiesen des Schustermeisters Adam Benedix, des Ackersmanns Heinrich Müller und der Wittwe Frey belegene Wiese, welche der Müller Anders hieselbst käuflich erstanden;
  2. zwey am Zirkowschen Wege auf dem sogenannten Lehmberge zwischen dem Acker des Extrahenten und des Bäckermeisters Christian Holtfreter belegene dem letztern käuflich überlassene Morgen Acker“.  
Bergen, Ortsteil Gadmund, 1985, Foto A. Leube

Auch der „Ackersmann“ Casper Friedrich Rohde, Stralsunder Landstraße Nr. 274, ging im April 1829 in Konkurs (Stralsundische Zeitung Nr. 55 v. 7. 5. 1829). Er bot sein Haus, Scheune und „Koven“ sowie seine acht Morgen Acker  am „Gademowschen Weg, am Stralsundischen Weg, am alten Mühlenberg und am Kriechmoorschen Weg“ zum Kauf an. Am 29. Juni 1829 bot man an: „Die zu verauctionirenden Gegenstände bestehen in Wagen, Feldinventarienstücken, Betten, Leinzeug, Kleidungsstücken und einigen Kaufmannswaaren“ (Stralsundische Zeitung Nr. 73 v. 18. 6. 1829). Allerdings stellte der Auktionator Breitsprecher fest: „Ohne baare Bezahlung in Preußisch Courant wird nichts verabfolgt“.

1819 erwarb der „hiesige Ackersmann Töpfer“ einige (Pommersche) Morgen Acker „in hiesiger Feldmark bey der Hühnerwiese und dem Gademowschen Weg“ von David Seegert, Gademow (Stralsundische Zeitung Nr. 94 v. 7. 8. 1819).

Bahnhofstraße, ehemalige Gingster Straße, 2010, Foto A. Leube

Das Grundstück des Ackerbürgers Christoph Lange, Gingster Straße Nr. 21, wurde vom „vormaligen Ackerbürger“ Daniel Heinrich Danckwardt in Garz erworben (Stralsundische Zeitung Nr. 31 v. 13. 3. 1847). Dazu gehörten ein Wohnhaus, 2 Stallgebäude, 1 Schweinekoven mit allen Plätzen und Zäunen sowie eine am Ladenberg erbaute Scheune und 9 Morgen Acker pommersche Maße.

Kultur

Bereits vor 1819 hatte der Kaufmann Moriz Helm eine Leihbibliothek in Bergen aufgebaut – und war daran gescheitert. Er ging in Konkurs und der Kurator der „Helmschen Concursmasse“ J. G. Last forderte zur Rückgabe der entliehenen Bücher auf (Stralsundische Zeitung Nr. 68 v. 8. 6. 1819). Kaufmann Helm hatte offenbar auch eine Pfandleihe aufgebaut und sich wohl damit übernommen, da die Pfänder nicht eingelöst wurden (vgl. auch Stralsundische Zeitung Nr. 72 v. 17. 6. 1819).

Die Stadt Bergen hatte 1842 auch eine Leihbibliothek unter L. Hülling in der Dammstraße (Stralsundische Zeitung Nr. 135 v. 12. 11. 1842). Sie ging aus der des Vorgängers Bosin oder Bosien hervor. Allerdings schien man mit der Rückgabe der Bücher sehr zögerlich zu verfahren, wie es wohl auch keine Registratur des Eigentümers gab. So setzte Hülling für die Rückgabe der Bücher noch „ein angemessenes Honorar“ aus, wie er aber auch drohte, „mein zuertheiltes (sic) Eigentumsrecht in Kraft treten zu lassen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 135 v. 12. 11. 1842).

In der ersten Jahreshälfte 1846 war Hülling verstorben, so dass seine Witwe „die aus circa 2000 Bänden bestehende, die besten alten und neuen belletristischen Werke enthaltende, L. Hüllingsche Leihbibliothek“ in der Wohnung in der Dammstraße zum Verkauf anbot (Stralsundische Zeitung Nr. 90 v. 28. 7. 1846).

Ende Oktober 1846 teilte F. W. Müller, Putbus, mit, dass „ich die frühere Hüllingsche Leihbibliothek von circa 200 Bänden käuflich an mich gebracht habe, und indem ich der geehrten Lesewelt die möglichst beste Auswahl des Neueren versprechen darf, bitte ich um recht zahlreichen Besuch“ (Stralsundische Zeitung Nr. 133 v. 5. 11. 1846). Später korrigierte er den Bestand auf 2000 Bände (Stralsundische Zeitung Nr. 136 v. 12. 11. 1846).

Offenbar wurde nun in Bergen eine Leihbücherei durch den Buchbinder F. Harff, Bergen, geschaffen, da er zum 1. Oktober 1846 „meine neu eingerichtete Leihbibliothek“ „dem lesenden Publikum hiesiger Stadt und Umgebung zur fleißigen Benutzung“ empfahl (Stralsundische Zeitung Nr. 117 v. 29. 9. 1846).

Daneben gab es die Leihbibliothek des E. Keuschel in Bergen (Stralsundische Zeitung Nr. 144 v. 1. 12. 1846).

Im Januar 1847 wurden im „Deutschen Haus“ des Gastwirts Last mehrere Panoramabilder ausgestellt, die ein C. Topstaedt aus Stralsund produzierte (Stralsundische Zeitung Nr. 1 v. 2. 1. 1847). Dazu gehörte ein Rundbild „Die Völkerschlacht bei Leipzig“. Der Eintritt mit 5 Silbergroschen pro Person war allerdings auch beachtlich.

1848 lud C. F. Last zu einem „Tanz-Casino“ – „das letzte für diesen Winter“ – freundlichst ein (Stralsundische Zeitung Nr. 21 v. 19. 2. 1848).

Mitte Mai 1848 suchte der Schauspieler Fr. Klotz mit seinem Ensemble Bergen auf und gab einen „Cyclus dramatischer Vorstellungen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 78 v. 16. Mai 1848). Er brachte Stücke von Charlotte Birch-Pfeiffer, von Benedix, eine komische Oper „Die Regimentstochter“ von Donizetti, „Ein Weib aus dem Volk“ von Mendelssohn, „Die Karlsschüler“ von Laube usw.  Zur gleichen Zeit hielt sich der Violoncellist Magnus Klietz in Bergen beim Gastwirt Breitsprecher auf und lud zum Konzert am 20. Mai 1848  für 10 Silbergroschen pro Billet ein (Stralsundische Zeitung Nr. 79 v. 18. 5. 1848).

Gesangvereine

Der in Bergen ansässige „Ehmkesche Männer-Gesangverein“ trat auch zu Tanzvergnügen auf. Allerdings im Januar 1899 auf „dem ersten Wintervergnügen der Schützengilde“ erschien der Verein „ohne die üblichen Gesangsvorträge“: „Der Besuch war nur ein sehr schwacher. Das Concert war ein recht gutes. Trotz der geringen Betheiligung war die Gesellschaft recht heiter und vergnügte sich bis Morgens 5 Uhr, wozu auch die gute Verpflegung das ihre that (Stralsundische Zeitung Nr. 9 v. 11. 1. 1899).

Kaufmann Johann Gotthardt Hülling

Anfang September 1843 ging der Kaufmann Johann Gotthardt Hülling in Konkurs (Stralsundische Zeitung Nr. 109 v. 12. 9. 1843). Er hatte sein Wohnhaus in der Dammstraße Litt. M Nr. 10 mit Stallungen, Schweinekoven, Haus-, Hof- und Gartenplatz.  Offenbar wurde seine „Lesebibliothek von circa 1400 Bänden“ durch J. Breitsprecher, Ratskeller in Bergen, verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 111 v. 16. 9. 1843).

Die Konkursmasse „des Buchbinders und Leihbibliothekars“ Wilhelm Bosien wurde am 26. 11. 1842 im Hause des Schlächtermeisters Stadelmann verauktioniert (z. B. Stralsundische Zeitung Nr. 139 v. 22. 11. 1842). Das waren als Buchbinder-Gerätschaften ein Ladentisch, ein Werktisch, zwei Heftladen, verschiedene Pressen, Press- und Schneidebretter, ein Schneidezeug mit Zubehör, eine Partei Lettern mit Kasten, ein Schrank mit Fileten und Stempeln sowie weitere Geräte. Dazu gehörten diverse Schreib- und Zeicheneräte, „gepresste und Goldpapiere in sehr schönen Dessins, einige Papparbeiten, Visitenkarten, Goldborten, so wie einige Stücken an rothem und schwarzem Corduan und Pergament, eine Partie theils schon mit einem Einbande versehener, theils gehefteter Schul- und Gesangbücher, so wie endlich ein Schrank mit Glasthüren und sonstiges Hausgeräth“ (z. B. Stralsundische Zeitung Nr. 139 v. 22. 11. 1842). Noch im Juni 1844 war das Konkursverfahren nicht abgeschlossen (Stralsundische Zeitung Nr. 71 v. 13. 6. 1844).

J. C. Breisprecher hatte den „Ratskeller“ auch 1848 gepachtet und lud zum 12. 3. zum 4. und letzten Tanzcasino ein (Stralsundische Zeitung Nr. 28 v. 7. 3. 1848).

1819 war der „Königsschuss“ am 1. Juli und war mit einigem Gewinnschießen verbunden (Stralsundische Zeitung Nr. 76 v. 26. 6. 1819). Die Gewinne bestanden aus „silbernen Löffeln von verschiedener Größe“. Der Schuss kostete allerdings vier Schillinge.

Für den 4. und 5. 7. 1844 luden die Alterleute der Schützen-Kompagnie Dihm und Frehse zum Scheibenschuss ein (Stralsundische Zeitung Nr. 78 v. 29. 6. 1844). Es gab ein Gewinnschießen und einen Ball.

Der Superintendent Dr. Klöpper zeigte die Geburt eines gesunden Knaben an (Stralsundische Zeitung Nr. 82 v. 9. 7. 1844).

Der Kaufmann Johann Carl Theodor Gau

Die Holzhandlung des J. C. Gau bot im April 1842 „Rundhölzer und Peenbretter aus dem Schiff an“ (Stralsundische Zeitung Nr. 42 v. 9. 4. 1842). Er wohnte in der Vieschstraße Litt. E Nr. 7, Nr. 9 und Nr. 26 (Stralsundische Zeitung Nr. 104 v. 29. 8. 1844). Er hatte hier Wohnhäuser, Stallungen, Haus-, Hof- und Gartenplätze. Nun wurde diese „Concursmasse“ versteigert.    

Offenbar beteiligte sich auch die Pastorenschaft daran. So teilte der Sagarder Pastor von Scheven mit, dass er „das von mir aus dem Concurse des Kaufmanns Müller käuflich erstandene, in Bergen am Markt belegene Haus … aus freier Hand zu verkaufen wünscht“ (Stralsundische Zeitung Nr. 122 v. 10. 10. 1829).

Der Töpferaltermann Gustav Adolph Schulz verkaufte 5 Morgen Acker an die Ehefrau des Müllers Meyer (Stralsundische Zeitung Nr. 66 v. 2. 6. 1829). Die Äcker lagen am Prisvitzer Weg und am Reischvitzer Bruch.

Weitere Flurnamen ergab das Erbe des Carl Christoph Rinck, das sein Bruder, der Pferdehändler Georg Rinck, antrat (Stralsundische Zeitung Nr. 66 v. 2. 6. 1829). Der verstorbene Rinck wohnte in der Stralsunder Landstraße Nr. 281. Er hinterließ „die hinter diesem Hause belegene Worthe, einen Morgen Acker an der Schweineweide und einen Morgen an der Stralsunder Landstraße“.   

Ein weiterer J. F. Rinck bot 1847 „reinen Zucker-Syrub“ in Bergen an (Stralsundische Zeitung Nr. 61 v. 22. 5. 1847).

Im Juni 1829 verkaufte der Schustermeister Joachim Balthasar Agard sein Haus in der Königstraße Nr. 123 „nebst dem dabei befindlichen Lohkumm und Kalkbehältniß“ an den Schustermeister Redesky (Stralsundische Zeitung Nr. 76 v. 25. 6. 1829).

Der „Ackermann“ Casper Friedrich Rohde ging in Konkurs und bot sein Haus in der Stralsunder Landstraße mit Zubehör sowie seine acht Morgen Ackerland am Gademowschen, bzw. am Stralsundischen Wege, ferner beim „alten Mühlenberg“, an der Stadtweide und am Kriepmoorschen Weg (Stralsundische Zeitung Nr. 104 v. 29. 8. 1829).

Gleichfalls ging der „Ackerbürger“ Friedrich Heinrich Dumm am Roten See in Konkurs (Stralsundische Zeitung Nr. 143 v. 1. 12. 1842). Er besaß ein kleines Gehöft mit 19 ½ Pomm. Morgen Acker und eine kleine Wiese. „Zur Befriedung seiner Gläubiger“ musste er auch den größten Teil des Viehs, alle Feld- und Wirtschaftsgeräte noch dazu verkaufen. Am 26. 9. 1843 erfolgte ein erneuter Liquidationstermin für den Restbestand wie 2 ½ Pomm. Morgen (Stralsundische Zeitung Nr. 113 v. 21. 9. 1843). Vermutlich 1844 verstarb der Ackerbürger Johann Manfraß, über dessen Nachlass ein Konkursverfahren eröffnet wurde (Stralsundische Zeitung Nr. 21 v. 18. 2. 1845).

Der Reifer Wolff Dessauer zu Hiddenseer Fähre erwarb vom Ackerbürger Johann Kloock das Haus am „unteren Ende der Gingster Straße“ mit Befriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz (Stralsundische Zeitung Nr. 106 v. 3. 9. 1844), dazu das Pachtrecht an vier Morgen des in der Berger Feldmark gelegenen Ackers, einem Wiesenstück und vier Kartoffeln-Kaveln u. ä.

Der Ackerbürger Joachim Krüger erwarb 1846 das Gehöft der Witwe Schnur (Ackerbürger), geb. Lepel, in der alten Stralsunder Str. 7 mit 2 Stallgebäuden, Plätzen etc. „einer Wohrte und 7 Morgen Acker Pomm. Maaß in hiesiger Feldmark in der Nähe des St. Jürgen –Ackers nebst Saaten, Ackerarbeiten und Vorräten“ (Stralsundische Zeitung Nr. 63 v. 27. 5. 1847). Krüger kaufte außerdem den Gasthof des Carl Friedrich Gustav Frieberg am Markt Nr. 31. 

Im November 1843 sollten sich die Gläubiger mit dem Kaufmann Albert Glitzky einigen (Stralsundische Zeitung Nr. 129 v. 28. 10. 1843). Aber erst am 1. Juli 1846 teilte Glitzky mit, dass er nun sein Haus mit eingerichtetem Laden und großem Keller verkaufen wolle (Stralsundische Zeitung Nr. 79 v. 2. 7. 1846).   

Im November 1843 ging der Kaufmann Thurow Bernhard Schiever in Konkurs (Stralsundische Zeitung Nr. 149 v. 14. 12. 1843).

Gegen den Verkauf des Grundstücks des Schneidermeisters Wöller an den Einwohner Jacob Heinrich Wessel erhoben der „Hausierhändler“ Johann Heinrich Beetz und der Müller Christian Schulz eine „öffentliche Proclama“, da Wessel und Beetz es wiederum dem Müller Schulz verkauft hatten (Stralsundische Zeitung Nr. 128 v. 24. 10. 1829). Das Grundstück bestand aus zwei Häusern und lag in der Dammstraße Nr. 274 Litt. F. und Nr. 266. Dazu gehörten zwei Morgen „am Steinsod“ und 1 ½ Morgen an der Gademowschen Grenze.

Jacob Heinrich Wessel verstarb noch im November oder Dezember 1829. Nun wurde sein Haus in der Gingster Straße Nr. 207 mit 3 ½ Morgen Acker, am Steinsod und im Gademowschen Felde auf Antrag der Erben in einem Liquidationstermin angeboten (Stralsundische Zeitung Nr. 154 v. 24. 12. 1829).

Im Mai 1843 forderte Rektor Droysen alle diejenigen auf sich zu melden, die Ansprüche an einem Haus Lit. K. Nr. 10 auf dem Joachimsberg besitzen (Stralsundische Zeitung Nr. 62 v. 24. 5. 1843). Das galt dann auch für ein angrenzendes im Bau befindliches Stallgebäude. Alles hatte der Major und Ritter von Zansen, Niepars, erworben. 

Im Juli 1847 war der Schulrektor Carl Friedrich Michael Droysen verstorben und hinterließ sein Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden (Bienen- und Holzschauer, sehr geräumigen Garten) Joachimsberg Straße 10 (Stralsundische Zeitung Nr. 30 v. 11. 3. 1848). Dazu gehörten in der Bergener Gemarkung 5 Pommersche Morgen an Ackerland. Nun sollte alles verkauft werden.    

Joachimsberg, Alte, schönste Haustür Bergens1985, Foto A. Leube

Verkauft wurde auf dem Joachimsberg ein Grundstück der Kammerherrin von der Osten (Stralsundische Zeitung Nr. 131 v. 31. 10. 1844). Es umfasste ein steuerfreies Wohnhaus mit Anbau, Wagenremise, Waschhaus, Befriedung und „sehr geräumigem Garten“. Die Erben verkauften es. 

Im Juli 1844 hatte auch das Nachbargrundstück Joachimsberg-Straße Nr. 9 die Besitzerin, die verwitwete Frau von Usedom, geborene von Bagevitz, ihr Wohnhaus nebst Stallgebäuden, Einfriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz an den Major und Ritter von Zansen auf Oldendorf verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 86 v. 18. 7. 1844). Sie war noch eine junge Frau, die am 19. 8. 1844 ein Mädchen zur Welt brachte. Das kündete die Mutter Frau von Bagevitz, geborene von Barnekow an (Stralsundische Zeitung Nr. 100 v. 20. 8. 1844).

Kürschner

Kürschner August Bussian in Bergen vermittelte den Verkauf eines Ladens (Stralsundische Zeitung Nr. 111 v. 16. 9. 1843). Bussian hatte sein Wohnhaus in der Königstraße Litt. E. Nr. 1 mit Stallgebäude, Zäunen und Plätzen (Stralsundische Zeitung Nr. 16 v. 6. 2. 1845). Er hatte es an den Gutsbesitzer Friedrich Böck, Klemm bei Gülzow verkauft.

Am 22. Februar 1848 verstarb August Bussian im Alter von 33 Jahren nach vierwöchentlichem schweren Leiden. Die Witwe Amalie mit ihren drei kleinen Kindern wollte die Kürschnerei „unter Mitwirkung geschickter Gehülfen ganz wie bisher fortsetzen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 23 v. 24. 2. 1848).

Bäckereien und Konditoreien

Dieses permanente Kaufen und Verkaufen zeigte sich beim Bäcker J. J. Bödcher, der gerade das „vormalige Lindströhmsche, am Markt bei Bergen belegene Haus“ erwarb und wieder zum Kauf anbot: „Das Haus empfiehlt sich durch seine vortheilhafte Lage am Markt; auch ist seit mehreren Jahren die Gastwirthschaft darin betrieben worden und der gehörige Stall- und Hofraum dabei vorhanden. Auch kann darin ein bedeutender Theil des Kaufgeldes zinsbar stehen bleiben“  (Stralsundische Zeitung Nr. 87 v. 21. 7. 1829).

Mitte Juli 1829 verkaufte der Bäcker Martin Friedrich Richert das ihm gehörende Haus in der Königstraße Nr. 6 dem Bäcker Müller in Sagard (Stralsundische Zeitung Nr. 94 v. 6. 8. 1829). Dazu gehörten Hintergebäude, Zubehör sowie drei Morgen Acker, eine Wiese (Flieder-Wiese genannt).

Spätestens im April 1843 hatte sich der „Conditor“ F. Dohmstreich in Bergen „am Markt“ niedergelassen (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 4. 4. 1843). Er bot seine „mit allen möglichen Confitüren reichhaltig und vollständig versehene Conditorei … allen geehrten Herrschaften der Stadt und Umgegend zu hochgeneigter Beachtung“ an mit „Malz-, Mohrrüben-, Vanille-, Citronen-, Kirsch-, Chocoladen-, Rosa- usw. Bonbons, Brust- und Gersten-Zucker, à Pfund 15 Silbergroschen“.

Bereits ansässig war der Konditor Carl Siewert „in der Fieschstraße Litt C. Nr. 4“. Er hatte das Gehöft mit Wohnhaus, Hintergebäude, geräumigem Garten und Gartenhaus mit angebauter verdeckter Kegelbahn sowie Zäunen, Haus- und Hofplatz vom Gastwirt Heinrich Jacob Rothbarth erworben (Stralsundische Zeitung Nr. 62 v. 24. 5. 1843).  Zum Weihnachtsfest 1844 hatte er eine „Weihnachts-Ausstellung“ an Gebäck und Süßwaren gestaltet, die er „zur geneigten Ansicht“ empfahl (Stralsundische Zeitung Nr. 151 v. 17. 12. 1844).

Der harte Konkurrenzkampf zwang die einzelnen Konditoreien in das Zentrum, zum Markt, zu ziehen. So teilte der Konditor G. Hoffmann mit: „Da ich zu Ostern meine Conditorei in das am Markt belegene, mir eigenthümlich gehörende Haus, dem „goldenen Adler“ schräg gegenüber, verlegt habe, so verfehle ich nicht, solches den geehrten Herrschaften gehörsamst anzuzeigen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 36 v. 25. 3. 1845).

1846 verstarb der 33jährige Bäckermeister Philipp Holtfreter in der Königstraße Nr. 3, teilte „die tief betrübte Witwe“ am 27. 9. mit (Stralsundische Zeitung Nr. 117 v. 29. 9. 1846). Zum Wohnhaus gehörten Vieh- und Mastkoven, Zäune, Haus- und Hofplatz, „worin bisher mit gutem Erfolge Bäckerei und Gastwirthschaft betrieben ist“ (Stralsundische Zeitung Nr. 23 v. 24. 2. 1848). Am unteren Ende der Königstraße hatte Holtfreter noch eine Scheune und in der Feldmark sieben Pommersche Morgen. Alles wurde bis zum 16. März 1848 zum Kauf angeboten.

Fleischer, Fleischermeister

Im August 1843 betrauerte der Fleischermeister Wilhelm Haase den Tod seiner Frau Marie, geb. Schumacher (Stralsundische Zeitung Nr. 97 v. 15. 8. 1843).

Schlosser und Schlossermeister

Derartige publica proclamata galten auch im Todesfalle. So musste der Witwer und Pächter zu Freetz, Friedrich Joachim Klikow, beim Tode seiner Frau Henriette, geb. Töpper, wegen möglicher Ansprüche und Forderungen an ein vom Maurer Bogislav Deusing erbautes Haus des Vaters, des Ackermanns Töpper, auf dem Joachimsberg, den Tod der Tochter bekannt geben. Das Haus war bereits an den Schlossermeister Krüger verkauft worden.

Der Schlosser-Altermann Ehrke bot sein Wohnhaus mit Stallgebäude, Zäunen und einer zum Hause führenden Auffahrt zum Kauf in der Gingster Str. 8 an (Stralsundische Zeitung Nr. 57 v. 12. 5. 1847).

Kaufmann Wilhelm Wagner jun.

Am 19. 4. 1842 teilte Wilhelm Wagner jun. mit, dass er sein „hier am Markt belegenes Haus, bewidmet mit der Brenn- und Brauereigerechtsame, worin bis jetzt Material- und kurzer Waarenhandel betrieben“, „aus freier Hand zu verkaufen“ wünschte (Stralsundische Zeitung Nr. 48 v. 23. 4. 1842). Dazu gehörte ein Garten von 2/3 Pommerschem Morgen mit Brunnen, die sich „besonders zur Anlegung einer Destillation, Brennerei oder Färberei eignen“.

Wilhelm Wagner war im Mai 1843 dann Stadt-Rendant und teilte am 21. 5. 1843 die Geburt eines „gesunden Knaben“ mit (Stralsundische Zeitung Nr. 62 v. 24. 5. 1843). 1844 zeigte er wiederum die Geburt eines Knaben an (Stralsundische Zeitung Nr. 149 v. 12. 12. 1844).

1847 teilte D. W. Wagner mit, „Altersschwäche veranlasst mich meine am Markte hieselbst belegenen beiden Häuser, in welchen seit einer langen Reihe von Jahren Handlung, Brauerei und Brennerei mit gutem Erfolge betrieben ist, so wie Speicher, Scheune und circa 70 Magdeburger Morgen Acker und Wiese, zusammen oder einzeln, aus freier Hand zu verkaufen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 65 v. 1. 6. 1847).

1848 kaufte der Brauer-Altmann Johann Heinrich Holtfreter „das der Wilhelmine und Ferdinandine Oom bisher gehörige, in der Kirchenstraße zu Bergen belegene sogenannte Freihaus“ (Stralsundische Zeitung Nr. 83 v. 23. Mai 1848).  

Kaufmann R. E. Zimmermann

Wenig bekannt ist dieser „Händler“ R. E. Zimmermann, der „zu Ostern oder sonst zu Johannis“ einen Lehrling suchte (Stralsundische Zeitung Nr. 40 v. 4. 4. 1843).

Die Bootsstelle bei Bergen

Im April 1843 bot J. Wothke sein „zu der Bodstelle (sic) bei Bergen belegenes Gasthaus mit 7 Morgen eigenthümlichen Acker und Stallgebäude … Veränderung halber aus freier Hand zu verkaufen“ an (Stralsundische Zeitung Nr. 41 v. 6. 4. 1843). Wothke musste mehrfach annoncieren und hatte seinen Besitz Anfang Juni 1843 noch nicht verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 68 v. 8. 6. 1843). Am 25. Juni 1843 teilte er über eine Zeitungsannonce mit, dass er zu Johannis 1843 die Grahler Fähre übernehmen werde (Stralsundische Zeitung Nr. 75 v. 24. 6. 1843). Dazu sei es „ihm gelungen, eines der ersten Segelboote darzustellen, und ist das zweite bereits auch fertig, so daß ich mir durch meine praktische Erfahrung wohl erlauben kann zu sagen, jedem Sturm die Spitze zu bieten, und alle sich mir vertrauende Reisende ohne alle Gefahr überzufahren im Stande bin, weshalb ich um geneigten Zuspruch bitte. Bootstelle, den 25. Juni 1843. J. Wothcke“ (Stralsundische Zeitung Nr. 75 v. 24. 6. 1843).

„Der Schiffer Julius Woth (sic) zu Bootstelle“ hatte sein Gehöft mit 15 Morgen Magdeburger Größe an den vormaligen Pächter Philipp Schulz, Zirkow, verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 75 v. 24. 6. 1843)

Böttcherei

Im Mai 1843 hatte sich der Böttcher F. Tietz in der Gingster Straße im Hause der Witwe Bordier niedergelassen (Stralsundische Zeitung Nr. 64 v. 30. 5. 1843). Er empfahl sich mit „prompter und reeller Bedienung“.

Anfang September 1846 bot der in Konkurs gegangene Böttchermeister Joachim Christoph Eggert sein Gehöft in der Königstraße Litt. E. Nr. 25 zum Verkauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 109 v. 10. 9. 1846).

Sterben und Geburten

Im Mai 1829 verstarb der Stadt-Altermann Carl Junge (67 Jahre alt geworden) – er war mit Wilhelmina Renz verheiratet gewesen (Stralsundische Zeitung Nr. 59 v. 16. 5. 1829). Am 13. 5. 1829 verstarb die Witwe Hoffstädt, geborene Wilken – sie wurde 65 Jahre alt (Stralsundische Zeitung Nr. 60 v. 19. 5. 1829). In Bergen verstarb am 22. 5. 1829 Fräulein Gottlieb von Scheelen in ihrem 73sten Lebensjahr (Stralsundische Zeitung Nr. 63 v. 26. 5. 1829).

Grabstelle der Familie Carl Behn, 2013, Foto A. Leube

Offenbar 1829 verstarb auch der Bäckermeister Johann Friedrich Julius Sperling aus „der Hinterstraße beim Markte unter Nr. 4“ (Stralsundische Zeitung Nr. 67 v. 4. 6. 1829).  Nun sollte sein Nachlass auf „Ansprüche und Forderungen“ bereinigt werden.

Grabstelle der Senatoren-Familie Freese, 2013, Foto A. Leube

Dem Apotheker Ph. Amtsberg war am 16. 5. 1829 eine gesunde Tochter geboren (Stralsundische Zeitung Nr. 70 v. 11. 6. 1829).

Einem Dr. Bodinus wurde am 23. 1. 1843 ein gesundes Mädchen geboren (Stralsundische Zeitung Nr. 11 v. 26. 1. 1843).

Das Kloster in Bergen

Dazu gab es 1829 den Sekretär Huldberg, dem „die Curatoren des Bergenschen adlichen Klosters“ vorstanden. Dieser verpachtete im August 1829 die Jagd im „Bergenschen Kloster-Holze“ (Stralsundische Zeitung Nr. 96 v. 11. 8. 1829).

An der Klostermauer, Billrothstraße, 1962, Foto A. Leube

1846 suchte M. A. Götteritz „einen Burschen, der Lust hat Klempner zu werden“ (Stralsundische Zeitung Nr. 35 v. 21. 3. 1846).

1852 bot der Klempner M. A. Götteritz sein Wohnhaus mit Stallung und Garten in der Königstraße zum Verkauf an (Stralsundische Zeitung Nr. 35 v. 11.  2. 1852).

Das Jahr 1898

Hotel etc.LageCharakteristikBesitzer
Hotel zum Bahnhof mit GartenUnmittelbar  am BahnhofSolide Preise, gute Verpflegung,C. Kankel/ 1899
Hotel zum RatskellerAm MarktÄltester Gasthof der Insel; sehr zu empfehlenStange
Hotel zum Prinzen von PreußenStraße zum Bahnhof  
Hotel zum goldenen AdlerAm Markt  
M. Haase’s GasthofAm Markt M. Haase
    
Hotel Mecklenburger Hof, 1970, Foto A. Leube

Von 1815 bis 1853 – also 38 Jahre lang – hatte G. Hasper den „Gasthof I. Klasse „Zum goldenen Adler“ bewirtschaftet (Stralsundische Zeitung Nr. 53 v. 3. 3. 1853). Am 20. 2. 1853 bot er ihn „aus freier Hand“ an. Die „in blühendem Verkehr“ befindliche Wirtschaft hatte „gute Stallungen, einen großen Hof- und Gartenplatz“. Damals bot er noch am 6. März  1853 einen Kinderball an.
Bereits für den 22. 1. 1843 hatte er „die Mitglieder der Ressource-Gesellschaft und die von denselben einzuführenden Fremden“ zu einem Ball eingeladen  (Stralsundische Zeitung Nr. 4 v. 10. 1. 1843). Auch 1847 hatte G. Hasper zu einem „Ball für Honoratioren“ eingeladen (Stralsundische Zeitung Nr. 8 v. 19. 1. 1847).
Im Juli 1847 verkaufte bei ihm die Putz- und Modewaren-Handlung C. G. Lauckner, Stralsund, „ihre reichhaltige Auswahl (an) … Damenputzsachen“ (Stralsundische Zeitung Nr. 86 v. 20. 7. 1847).

Am 23. 3. 1853 verstarb im 62. Lebensjahr der Gastwirt J. E. Breitsprecher (Stralsundische Zeitung Nr. 71 v.25. 3. 1853).

Am 1. 4. 1853 übernahm E. Schütz als Apotheker die früher dem Biel gehörende Apotheke (Stralsundische Zeitung Nr. 79 v. 6. 4. 1853).

Blick auf die einstige Apotheke in den 1950er Jahren, Foto Kurt Leube

Die Firma und das Imperium Gootz

Es begann alles mit einem M. Gootz, dessen Erben 1846 zwei Häuser in der Stadt verkauften. Das eine Haus in der Dammstraße Nr. 3 wurde zu dieser Zeit vom Kreisphysikus Dr. Sponholz bewohnt (Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 23. 4. 1846). Das Haus war zweistöckig, besaß Hintergebäude und Garten. In dem zweiten Haus in der Kalandstraße Nr. 10 wohnte der Assessor Vettin mit „einem bedeutenden Garten“ (Stralsundische Zeitung Nr. 49 v. 23. 4. 1846). Dieses Haus hatte sechs heizbare Zimmer, hinreichend Stallgebäude, eine Auffahrt und den großen Garten. Noch im November 1846 war es nicht verkauft (Stralsundische Zeitung Nr. 144 v. 1. 12. 1846).

1847 oder sogar bereits 1846 hatte der Gastwirt Joachim Wilhelm Zander aus Stralsund von den Erben des Gerbers Gootz in der Calandstraße Nr. 10 ein „Wohnhaus nebst Speicher, Stallgebäude, Befriedungen, Haus-, Hof- und Gartenplatz“ erworben (Stralsundische Zeitung Nr. 95 v. 10. 8. 1847).

Im April 1853 eröffnete E. Gootz seine „hier neu errichtete Bier – Brauerei“ (Stralsundische Zeitung Nr. 89 v. 18. 4. 1853). Er bot Bairisch Bier an – eine Flasche einen Silbergroschen. 

Resümee

Die Krise zeigte sich besonders 1823 als nur noch wenige Geschäfte im Heimatkalender annoncierten. Die Annoncen des Jahres 1837 belegen die wirtschaftlich stärksten Geschäfte, Handwerker etc.

Der hier gegebene Rückblick auf das 19. Jahrhundert belegt die wechselvolle, aber auch vielseitige Entwicklung der Kleinstadt Bergen. Ähnlich heutiger Problematik hatten die Bergener Bürger zwar wirtschaftlich zu kämpfen, entwickelten jedoch auch eine rege Kultur mit zahlreichen geselligen Vereinen. Das ist „natürlich“ heute vergessen und die Namen vieler Familien aus jenen Jahrzehnten sind heute unbekannt. So sei an sie in Dankbarkeit erinnert in Anerkennung ihrer Leistungen.

Furthmanns Werk lebt weiter

Ostsee-Zeitung, 31. Januar 1996, – Leserbriefe

Mit großer Anteilnahme habe ich die bewegenden Gedanken zum 10. Todestage des Rüganers Friedrich Wilhelm Furthmann gelesen und bin darüber dem Autor Uwe Weidemann sehr dankbar. Ich kannte Furthmann, der nur wenige Kilometer von meinem damaligen Heimatort Lobbe entfernt wohnte, seit 1954. Damals bin ich über ihn mehr oder weniger zum Studium der Ur- und Frühgeschichte veranlasst worden.

Abb. 1 Rügen 1986. Verbreitungkarte der jungsteinzeitlichen Fundorte.

Abb. 1 Rügen 1986. Verbreitungkarte der jungsteinzeitlichen Fundorte.

Furthmanns wissenschaftliche Bedeutung wäre eine gesonderte Studie wert. Er beschäftigte sich ja auch mit der rügenschen Volkskunde und hatte dazu eine große Materialsammlung durch Befragen älterer Einwohner angelegt. Wie feierte man etwa um 1900 die kirchlichen und weltlichen Feste, welche Kartenspiele waren üblich (in Lancken-Granitz gab es einen Whist-Club), was wurde zu den Feiertagen gegessen usw.? Natürlich ging es F.-W. Furthmann nicht um vordergründigen „Lorbeer“, aber es erfüllte ihn doch mit Stolz, wenn namhafte Historiker ihn aufsuchten. Ich entsinne mich, dass er einen Brief des damaligen Experten für die nordische Bronzezeit, Prof. Sprockhoff aus Kiel, aufbewahrte, der ihm zum Fund einer seltenen bronzenen Zierscheibe gratulierte.

Furthmanns Erbe wird von uns Archäologen weiter bewahrt. Seine Erkenntnisse fließen sowohl in Forschungen oder Museen wie auch in die universitäre Ausbildung in Greifswald und Berlin ein. So lebt sein Werk weiter. Es dürfte von Interesse sein, dass sein Enkelkind, Kirstin Furthmann, inzwischen an der Humboldt-Universität das Fach Ur- und Frühgeschichte studiert und auch so die Familientradition weitergeführt wird.

Furthmann lebte nun nicht in der Vergangenheit. Er verstand sein Werk im Dienst für die Gegenwart und  Zukunft. Rügen hat einen einmaligen Reichtum an Denkmälernunserer vorzeit im deutschen Raum und in einer noch intakten Umwelt. Dabei sind auch sie nur der kärgliche Rest einer ursprünglichen Fülle, deren Konzentration im Südosten Rügens dem Schutz der Fürsten von Putbus und nach 1945 eines intensiven Denkmalschutzes unter der Ägide Friedrich Wilhelm Furthmanns zu verdanken ist.

Abb. 2 Dummertevitz.  Großsteingrab Siegesstein im Jahre 1960. Aufnahme  A. Leube

Abb. 2 Dummertevitz. Großsteingrab Siegesstein im Jahre 1960. Aufnahme A. Leube

Wie geht das heutige Rügen mit dem kulturellen Erbe und dem Vermächtnis Furthmanns um? Das ist eine der bewegenden und provokativen Fragen, die das Flair, den Charakter und einen Teil  der Zukunft der Insel Rügen betreffen. Die Verantwortung zur Bewahrung des kulturellen Erbes steht vor den Rüganern und den entsprechenden Behörden. Die Insel Rügen und ihre kulturellen und historischen Besonderheiten gehören allerdings im übertragenen Sinne nicht den Rüganern allein, wie oft vordergründig und ohnehin meist von Außenstehenden propagiert wird. Dazu sind die Kultur und Natur Rügens in Mitteleuropa zu einzigartig und erscheinen einige einheimische Forderungen zu einseitig, zu kurzsichtig und zu subjektiv.

Eigentlich geht von diesen „uralten bemoosten“ Hünen und Hügelgräbern der Stein- und Bronzezeit ein so geheimnisvoller Reiz aus, über den schon Kosegarten im 18. Jahrhundert  schrieb, dass ihre Präsenz und die sie umgebende, integrale Landschaft einen überaus gewichtigen Teil  rügenscher Touristik und zu bewahrender Kulturlandschaft bilden müsste und keiner so gewichtigen (und teuren) Planungsbüros aus fernen oder nahen Landen bedarf.

Bereits heute finden aus vielen Universitäten und Wissenschaftsgesellschaften Deutschlands studentische und allgemeine archäologische Bildungsreisen nach Rügen – auch zum Nutzen und Frommen des einheimischen Gaststätten- und Hotelgewerbes, das sich eigentlich auch einmal fördernd zu dieser Natur- und Kulturpflege positionieren muss, statt.

Abb. 3 Lancken-Granitz. Sogenanntes Birkengrab. 2009. Aufnahme A. Leube

Abb. 3 Lancken-Granitz. Sogenanntes Birkengrab. 2009. Aufnahme A. Leube

Furthmanns Wunsch nach einem zentralen rügenschen Museum (ohne Aufgabe der übrigen), nach besserer (und damit teurerer) Beschilderung der archäologischen Denkmäler, nach (wissenschaftlich) geeigneten Wanderheften oder  Faltblättern usw. steht schon seit Jahrzehnten.

Klaus Ewert zur Erinnerung (1912 – 1992)

Ostseezeitung 9. Januar 1993

Bedeutender Rügener Heimatforscher

Mit dem Superintendenten Klaus Ewert in Bergen verstarb am 7. Dezember 1992 eine der großen Persönlichkeiten rügenscher Heimatforschung. Sein letzter Wunsch – die Schaffung eines Bergener Heimatmuseums – ging noch in Erfüllung. Die Mitarbeit an dessen Aufbau wie auch die Gestaltung und Erneuerung zahlreicher heimatkundlicher Projekte war ihm nicht mehr möglich. –

Abb. 1 Superintendent Klaus Ewert. Nachweis Foto Fredor Borgwald

Abb. 1 Superintendent Klaus Ewert. Nachweis Foto Fredor Borgwald

Klaus Ewert wurde am 7. November 1912 in Rogahlen/Ostpreußen als Sohn eines Pfarrers geboren. Nach dem Studium der Theologie an den Universitäten in Königsberg (heute Kaliningrad) und Tübingen schloss er seine Ausbildung 1939 mit dem zweiten theologischen Examen und der Ordination ab. Es folgten die leidgeprüften und schweren Kriegsjahre als Soldat.

Nach Gefangenschaft seit 1946 auf Rügen

Nach schwerer Kriegsverwundung 1943 und russischer Kriegsgefangenschaft bis August 1946 erreichte Klaus Ewert am 2. September 1946 mit seiner Ankunft in Saßnitz wieder die deutsche Heimat.

Eingerüsteter Kirchturm der Bergener Marienkirche. Aufnahme A. Leube 1977

Abb. 2 Eingerüsteter Kirchturm der Bergener Marienkirche.   Aufnahme A. Leube 1977

Bereits einen Monat später – am 1. Oktober – begann er seine seelsorgerische Arbeit als Pfarrer in Neuenkirchen, und wurde später, am 1. Advent 1949, als Pfarrer in Patzig eingeführt. Hier wirkte Klaus Ewert bis zum 1. September 1963. Nun übernahm er das arbeitsreiche Amt des Pfarrers und des Superintendenten des Kirchenkreises Rügen in Bergen.

Bergen. Westseite der Marienkirche. Bauarbeiten. aufnahme A. Leube 2005

Abb. 3 Bergen. Westseite der Marienkirche. Bauarbeiten. Aufnahme A. Leube 2005

Stets „in Reichweite“ und „im Rennen“

Am 31. Dezember 1978 wurde er in den „Ruhestand“ verabschiedet, wobei die Worte „i. R.“ (d. h. im Ruhestand) für ihn nur „in Reichweite“ oder „im Rennen“ bedeuteten.

In Patzig lernte ich Pastor Ewert 1963 als einen aufgeschlossenen und mit der rügenschen Geschichte und Kultur vertrauten Menschen kennen. Seit dieser Zeit bin ich Herrn Ewert auch über weite Entfernungen innerlich verbunden gewesen.

Aktiv war er in den folgenden Jahren z. B. in der Denkmalpflege tätig. So barg er beim Neubau der Apotheke neben der Post zahlreiches mittelalterliches Kulturgut aus der Zeit der Bergener Stadtentstehung.

Gleich wichtig war ihm auch die Sammlung rügenscher Heimat- und Geschichtsliteratur sowie die Aufarbeitung des reichen Kirchenarchivs der Bergener Pastorei.

Stellte neue Fragen an die Geschichte

In den letzten Jahren gab er sein Wissen auch in der Ostsee-Zeitung oder in kleinen Ausstellungen (z. B. am Rugard-Turm) der Nachwelt weiter. Und das war Heimatforschung im besten Sinne – nicht die alleinige Wiedergabe bekannter Erkenntnisse, sondern die vertiefende Erforschung unbekannter Geschichtsabschnitte und –ereignisse, verbunden mit dem Gewinn neuer Fragen an die Geschichte.

Hier hatte sich bei Klaus Ewert ein großes Wissen angesammelt, das er mit reifer Lebenserfahrung und in Weisheit zu vermitteln wusste. Gemeinsam mit einer Reisegruppe aus Flensburg habe ich das 1990 bei einer Führung in der Bergener Marienkirche beeindruckend erlebt.

So bleibt uns Klaus Ewert als ein bescheidener, einfühlsamer und stets hilfsbereiter Mensch in Erinnerung.

Der rügenschen Heimatforschung wird er auch als Integrationsperson und spiritus rector gerade in dieser schwierigen Zeit der Umbrüche, wechselnder Orientierungen und mitunter unüberlegter Neubeginne als Mahner und Warner fehlen.

„Wer den Besten seiner Zeit genug getan,

der hat gelebt für alle Zeiten!

(Schiller)

200 Jahre Tierzucht in Gustow

An der Bäderstraße von Stralsund über Garz und Putbus zu den Ferienzentren in Binz, Sellin, Baabe und Thiessow erreicht man wenige Kilometer nach der Überquerung des alten Rügendammes die kleine Kirchgemeinde Gustow mit ihrer ehrwürdigen um 1250 entstandenen Kirche, einer Mordwange von 1510 und einigen noch erhaltenen niederdeutschen und rohrgedeckten Hallenhäusern (Katen).

Mitten im Ort befindet sich der gerade rekonstruierte Gutshof Gustow. Das im englischen Tudorstil um 1850 errichtete „Herrenhaus“ erregt einige Aufmerksamkeit historisch interessierter Reisender dann doch. Der Gutshof existierte bereits 1314 und war dann bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie von der Osten. Das in weiß durchschimmernde Gustower „Herrenhaus“  wird gerade anerkennenswert  im alten Baustil rekonstruiert.

Abb. 1. Gustow. Gusthaus im Sommer 2015. Aufn. A. Leube.

Abb. 1. Gustow. Das um 1850 im englischen Tudorstil errichtete Gutshaus in der Rekonstruktion durch den neuen Besitzer. Aufn. A. Leube 2015

Im Herbst 1945 wurde das Gut mit seinen etwa 2 000 Morgen landwirtschaftlicher Nutzfläche, Waldungen und Ödländereien innerhalb der Bodenreform auf mehr als 30 Familien aufgeteilt. 1949 entstand zunächst in Warksow und dann in Gustow eine der ersten „Maschinen-Ausleih-Stationen“ (MAS) Rügens und am 2. Oktober 1954 vollzog sich die Gründung der LPG „7. Oktober“ in Gustow, d. h. man beging noch im Sommer 1989 den 35. Jahrestag der Gründung.

Daraus wurde im Rahmen der Großraumbewirtschaftung 1977 eine der bedeutendsten landwirtschaftlichen Genossenschaften Rügens, die sich nur der Tierproduktion verschrieb. Es entstand eine „LPG (T)“ – eine landwirtschaftliche Genossenschaft der Tierproduktion.

In Gustow und der Nachbarschaft wurde bis 1991 eine Groß- bzw. Massenviehhaltung, in der z. B. die Gustower Melker am 30. September 1977 allein einen Planvorsprung von 26 276 kg Milch erreichten (OZ v. 2. 11. 1977). Dabei strebten sie erst eine Milchleistung von 4 000 kg Milch pro Kuh an. Man ahnt, dass sich dahinter eine riesige Rinderherde verbirgt.

Auch das war nicht das Ende der Entwicklung, denn nach 1990 wurde die „Agrargesellschaft Gustow mbH“ geschaffen, die wieder um 2013 fast 800 000 Euro Subventionen aus dem EU-Agrarfond für Landwirtschaft und Fischerei erhielt. 2013 besaß sie in Saalkow eine Anlage zum Halten von 750 Rindern.

Parallel dazu baute man in Gustow und Poseritz eine „Sektion Reit- und Pferdesport“ auf, die heute noch ihre Bedeutung besitzt.  Das alles ist sicher den meisten Gustowern und Poseritzer in bester Erinnerung.

Die Anfänge der rügenschen Pferdezucht in Gustow

Der Reitsport hat im Südwesten bzw. Süden Rügens seine Bedeutung behalten. So kamen zu einem Turnier in Altkamp im März 1995 110 Reiter mit fast 80 Pferden (Ostsee-Zeitung v. 6. 3. 1995, 10). Damals stammten von den 21 angetretenen Vereinen 20 aus Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings gewann kein Rügener Reiter einen Preis.

Dennoch hat der Reit- und Pferdesport erneut auf Rügen große Bedeutung. Es ist daher von Interesse zu erfahren, wo waren die Anfänge und wann setzten sie ein.

Die Familie Stuth und ihre Pferdezucht seit 1815

Weniger bekannt ist, dass gerade auf dem Gutshof Gustow unter der Gutsbesitzerfamilie Stuth ein Zentrum pommerscher Tierzucht bestand. Die Familie Stuth, die vermutlich aus dem Stralsunder Raum stammte, kaufte 1815 – also vor 200 Jahren – das mehrfach in Konkurs gegangene Rittergut Gustow. In dieser Zeit war 1806 und 1810 die Leibeigenschaft aufgehoben und der preußische Staat hatte Rügen von den Schweden durch komplizierte Verhandlungen zurück erworben. Damit endete die „Schwedenzeit“ auf Rügen.

Abb. 2. 2012 im Juni Pferdestall

Abb. 2. Gustow. Blick von der Landstraße auf den erhaltenen und verbauten Gutshof, im Hintergrund das Gutshaus und rechts die Reste des ehemaligen Pferdestalles (einst rohrgedeckt). Aufn. A. Leube 2012

 

Die neue Besitzerfamilie Stuth hat in den Jahren 1815 bis 1945 in vier Generationen das Gut über alle Krisen und Kriegszeiten hinweg gehalten und ausgebaut. Sie war Arbeitsgeber für die meisten Einwohner der Kirchgemeinde Gustow, wie sie auch verantwortlich war für die Infrastruktur (Katenbau, Wege- und Straßenbau), die „Armenpflege“ (d. h. für soziale Ausgaben), den Erhalt und Ausbau der Kirche selbst und die eigentliche Gemeindeverwaltung.

Man kann sich zwar darüber streiten, ob die Stuths diese Aufgaben immer verantwortlich wahrnahmen, darf aber diese kommunale Tätigkeit verbunden mit finanziellen Ausgaben nicht ignorieren. Nicht vergessen darf man aber auch, dass nahezu alle männlichen Stuths der vierten Generation sich der nationalsozialistischen Bewegung und Idee aktiv verschrieben hatten. Die Gustower und Saalkower Stuths endeten 1945 durch Freitod, wie die Grabstätten auf dem Gustower Friedhof mahnend erinnern. Diese Gräber sind damit Geschichtsdenkmale und sollten von der Kirchgemeinde erhalten bleiben.

Die Gustower Pferdezucht seit 1929

1923 übernahm Erich Stuth in der vierten Generation den väterlichen Gutshof in Gustow. Bereits sein Vater Friedrich Stuth (1855-1929) war durch die Kaltblutzucht bekannt geworden. Schon 1929 erhielt Erich Stuth die ersten pommerschen Landespreise und machte damit die rügensche Pferdezucht bekannt. Bei einer „Vorpommerschen Kaltblutschau“ in Stralsund im Juli 1929 erhielt er einen „1b – Preis“ für die selbstgezogene dreijährige Stute „Xenia“ und die selbstgezogene zweijährige „Blondine“. Außerdem erhielt er einen 2. Platz für sein Fohlen „Martha“. 

Drei Jahre später konnte Erich Stuth weitere Zuchtpreise „einheimsen“, so 1932 auf der „3. Vorpommerschen (Jubiläums-)Kaltblutschau“ in Stralsund. Hatte man bisher in Vorpommern den Nachwuchs an Kaltblut aus dem Rheinland eingeführt und auf Rügen nur weiter gezüchtet, so konnte Erich Stuth eigen gezogene Saugfüllen vorführen.

Hier hatte Erich Stuth große Erfolge, wie er auch bei der Zucht 4jähriger und älterer Mutterstuten mit „Fohlen am Fuß“ prämiert wurde. Insgesamt erhielt Erich Stuth auf der 1932 stattgefundenen Kaltblutschau sechs Spitzen-Preise und eine „Gedenkmünze“. Dem folgten noch ein Sonderpreis und eine weitere „Gedenkmünze“ der „Pommerschen Landwirtschaftskammer“. Diese züchterische Leistung wurde von den Veranstaltern hinsichtlich der schwierigen Lage der Landwirtschaft anerkannt und gewürdigt. Der Name Stuth wurde in der Presse besonders hervorgehoben: „Herr Stuth, Gustow, hatte die besten Saugfüllen“!

Abb. 3. Die Zuchterfolge des Gustower Gutsbesitzer Erich Stuth (Rügensche Zeitung Nr. 133 v. 31. Juli 1932).

Abb. 3. Die Zuchterfolge des Gustower Gutsbesitzer Erich Stuth (Rügensche Zeitung Nr. 133 v. 31. Juli 1932). Rgb. – Rittergutsbesitzer; Rgp. – Rittergutspächter; Dp. – Domänenpächter

 

In dieser Zeit gehörte er dem Vorstand der „Rügenschen Kaltblutzucht-Genossenschaft m. b. H.“ an und stellte spätestens seit 1929 seinen Hengst „Gaston de Chateau“ zum Decken zur Verfügung. Der etwas eigenartige französische Name kann eine Erinnerung an den in Frankreich gefallenen Bruder Werner (1899-1919) symbolisieren. Er kann natürlich seinen damals noch gepflegten Gustower Gutshof  mit einem „Chateau“ verglichen haben.

Am 1. Juli 1939 fand in Samtens die „Stutenschau der Kaltblutzüchter Rügens“ statt. Es war das letzte Friedensjahr und damit ein gewisser Abschluss der Stuthschen Pferdezucht. Erich Stuth wurde dabei neben den Gutspächtern Elgeti, Jarkvitz, Kroos, Güttin, und Conrad, Gr. Kubbelkow, mit einer Staatsprämie gewürdigt. Dem folgte außerdem ein „Ehrenpreis“, eine weitere Staatsprämie für zweijährige Stutfohlen, einen ersten Preis sowie einen Freideckschein und Ehrenpreis der Genossenschaft für sechsjährige und ältere Stuten.

Die höchste Prämierung auf Rügen erhielt aber seine Stute „Bertha“ mit ihren sechs Nachkommen – das war der Ehrenpreis und „1a-Preis“ des „Verbandes Pommerscher Kaltblutzüchter“ und der Genossenschaft Rügen. Allein 1939 waren es sieben Preise für die Gustower Pferdezucht.

Abb. 4. Die Zuchterfolge des Gustower Gutsbesitzers Erich Stuth im Jahre 1932 (Rügensche Zeitung 1932 Nr. 132 v. 31. 7. 1932).

Abb. 4. Die Zuchterfolge des Gustower Gutsbesitzers Erich Stuth im Jahre 1932 (Rügensche Zeitung 1932 Nr. 132 v. 31. 7. 1932)

 

Die rügensche Kaltblut-Pferdezucht wurde lange Zeit durch den Gutspächter Ferdinand Utesch (1859-1932), Teschenhagen, geprägt. Er baute mit dem Oberamtmann und Gutspächter Kroos, Güttin, die „Rügensche Kaltblut-Pferdezucht-Genossenschaft“ auf. Bedeutendster Züchter war allerdings der Rittergutsbesitzer von Esbeck-Platen, Capelle, der 1928 „die große Ehrenurkunde des Reichsverbandes der Kaltblutzüchter Deutschlands“ erhielt. Nachfolger dieser großen Züchter wurde auf Rügen zweifellos in der Nazi-Zeit Erich Stuth, der spätestens auch 1940 „Aufsichtsratsvorsitzender“ dieser Genossenschaft wurde.

Mitte März 1944 verfügte Erich Stuth über den Warmbluthengst „Arnsfried“, der zum „Warmblutzuchtverein Rügen“ gehörte. Zu dieser Zeit befand sich die Deckstelle des „Kaltblut-Stutbuches“ u. a. in Jarkvitz und in Poseritz, aber nicht mehr in Gustow. Man gewinnt daher den Eindruck, dass sich Erich Stuth spätestens 1944 aus der Kaltblutzucht zurückgezogen hatte.

Von den 23 Standorten der rügenschen Kaltbluthengste befand sich 1944 keine mehr in Gustow, wohl aber in Poseritz/Pfarrhof („Unkel“), Warksow („Urlauber“), Benz („Querulant“) und in Jarkvitz („Lemgo“ und „Don Tagilus“).

1944 befand sich von den 11 Standorten der Warmbluthengste mit dem Deckhengst „Arnfried“ einer in Gustow.

Der preisgekrönte  Gustower Bulle „Marthell“

Parallel zur Pferdezucht gehörte Erich Stuth auch der „Pommerschen Herdbuchgesellschaft“ an und leitete seit 1926 den pommerschen „Rindviehkontrollverein“, der der Stettiner Landwirtschaftskammer unterstand. In diesem Jahr erhielt er auf einer pommerschen Tierschau den dritten Preis für seinen Bullen „Marthell“. Dieser Name könnte aus uns heute unbekannten Gründen dem englischen Sprachgebrauch entnommen sein, wie er auch eine Anlehnung an den Namen Martha darstellen könnte.

Auch im Jahre 1936 zeichnete sich die „Zucht Stuth/Gustow“ mit bemerkenswerten Prämierungen aus. Bei der 174. Zuchtviehversteigerung der Herdbuchgesellschaft in Stralsund erhielt Stuth den zweiten (1b-Preis) und dritten (1c-Preis) Preis für die Bullen „Tarock“ und „Tizian“. Dazu kam noch ein „3a-Preis“ für den Bullen „Roland“. Damit lag Stuth auf Rügen an erster Stelle in der Bullen-Zucht. Der Name „Tarock“ erinnert an ein Kartenspiel, das man vielleicht in der Familie Stuth gern spielte. Die Trümpfe sind hier im deutschen Spielgebrauch durch Tierdarstellungen markiert.

Den Bullen „Roland“ verkaufte er noch 1936 für 1 250 RM in den Kreis Grimmen, den „Tizian“ „als teuersten Bullen der Auktion“ für 3 300 RM nach Hinterpommern und den „Tarock“ veräußerte er für etwa 2 600 RM an einen unbekannten Interessenten.

1936 fand in der Stettiner „Pommernhalle“ eine weitere Prüfung und Prämiierung von Schweinen und Zuchtbullen statt. Erneut errang Stuth, Gustow, als einziger rügenscher Züchter einen „3c-Preis“. Damals erschien er mit dem Zuchtbullen „Quader“, der anschließend verkauft wurde.

Acht Jahre später bei der 306. Zuchtviehversteigerung der „Pommerschen Herdbuch-Gesellschaft“ in Stralsund – im Jahre 1944 – erhielt Erich Stuth und erneut als einziger Teilnehmer Rügens einen „IIIa – Preis“ für seinen Bullen „Wanderer“. Es nahmen übrigens 105 Bullen an der Versteigerug teil. Nach der Prämierung wurde der Bulle verkauft, d. h. 1945 stand keiner der preisgekrönten Bullen mehr auf dem Hof.

Deutsches Landschwein und die Gustower Zucht

Breiter als die Pferde- und Rinderzucht war die Schweinezucht auf Rügen angelegt. Aber auch hier gehörte Stuth, Gustow, zu den besten Züchtern. So verkaufte er auf der 97. Zuchtschweinversteigerung 1936 einen veredelten Landschweineber für 290 Mark – es war der höchste Preis „bei flottem Gebot“. Seit Ende des Jahres 1936 bot er „aus meiner Stammzucht des veredelten Landschweines sprungfähige Jungeber und Jungsauen“ zum Kauf an, d. h. die Gustower Schweinezucht wurde bis zum Kriegsende fortgesetzt.

Die Nachzucht in Gustow und auf Rügen

An diese züchterischen Erfolge konnte die spätere auf Tierzucht spezialisierte „LPG (T) Gustow“ offenbar nur begrenzt anknüpfen. Sie war auch kein Zuchtbetrieb mehr, da Gustow im Jahre 1980 auf einer Tierschau des Bezirkes Rostock mit rund 200 Rindern, 200 Schweinen, 150 Schafen und 30 Pferden nicht einmal erwähnt wurde. Erst in dem letzten Jahrzehnt der DDR hatte sich in Gustow und Poseritz eine Vorliebe für die Pferdezucht und den Pferdesport entwickelt. So trug die BSG Traktor Poseritz Mitte September 1986 den „Preis von Poseritz“ im Springreiten und Hindernisfahren für Zweispänner aus (Ostsee-Zeitung Nr. 213 v. 9. 9. 1986, 8).

Die Stuthsche Tradition wird in Gustow gegenwärtig fortgesetzt. So erhielt im Jahre 2014 die Gustower Agrargesellschaft auf der 18. Kreisrinderschau in Putbus für ihr Milchrind „Diana“ einen Tierzuchtpreis in Bronze mit einer Schleife. „Diana“ erhielt den Titel „Miss Euter“. Überhaupt errang die Gustower Agrargesellschaft mit der Kuh „Mandy“ den Gesamtsieg auf der Kreisrinderschau.

Rückblick

Über das Leben und Wirken der Menschen aus der Zeit vor 1945 ist wenig bekannt. Es sind nun präzise 70 Jahre vergangen, da der Gustower Tierzüchter Erich Stuth aus dem Leben schied. Er wird wohl in den 15 Jahren zwischen 1929 und 1944 etwa 50 Preise, eine unbekannte Zahl an Ehrenmedaillen und diese und jene Urkunde für seine Tierzucht erhalten haben. Das ist für die Geschichte der rügenschen Landwirtschaft nicht unbedeutend. So konnte für das Gut Gustow und für seine letzte Gutsbesitzerfamilie etwas der Schleier der Vergangenheit gelüftet werden. Man sieht, auch diese kleinen Dörfer und Güter haben mehr und vielseitiges zu bieten. Genauere Nachforschungen zu ihrer Vergangenheit werden vielleicht dieses und jenes Detail vertiefen können. Vielleicht ist dieser kleine Beitrag dazu eine Anregung zur historischen Recherche, denn „das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch“ selbst (Goethe).

Abb. 5. Drammendorf. Rügensche Kaltblüter im Gespann. Aufn. A. Leube 2012

Abb. 5. Drammendorf. Rügensche Kaltblütler im Gespann. Aufn.  A. Leube 2012

In memoriam Friedrich-Wilhelm Furthmann (1920 – 1986)

(OZ 1986) Am 5. Januar verstarb in Lancken-Granitz zu früh im Alter von 66 Jahren der langjährige Lehrer und Schulleiter Friedrich-Wilhelm Furthmann. Rügen verliert mit ihm einen seit 40 Jahren auf Rügen tätigen Heimatforscher, dessen Leistung und Persönlichkeit weit über das Lokale hinaus reichte, und dem wir ein ehrendes Gedenken widmen.

Bild 6. Putbrese und Furthmann

Friedrich-Wilhelm Furthmann (rechts) und Heino Putbrese (links) auf einer Tagung zur Vor- und Frühgeschichte Rügens. Aufnahme: Dipl.-Prähist. W. Lampe, Sundhagen

Friedrich-Wilhelm Furthmann wurde am 11. Februar 1920 – wie auch der in Alt Reddevitz wirkende Heimatforscher und Heimatdichter Fritz Worm (1863 – 1931) – in Barth geboren.

F.-W. Furthmann war aber gleich nach dem Kriege in Lancken-Granitz als Neulehrer tätig und blieb diesem Beruf bis zur Pensionierung treu. Seine pädagogische Arbeit als Landlehrer wurde mit der Carl-Friedrich-Wilhelm-Wander- und mit der Pestalozzi-Medaille sowie vielen weiteren Auszeichnungen gewürdigt. Während seiner Zeit als Lehrer bekam Lancken-Granitz auch einen Schulneubau.

Bild20Schulgebäude-um-1972-73

Schulgebäude von Lancken-Granitz im Jahre 1972

 

Seine Freizeit gehörte der Rügenschen Heimatforschung, und hier hat er sich bleibende Verdienste erworben. Es ist besonders die Ur- und Frühgeschichte, von dem ersten Auftreten des Menschen vor etwa 10 000 Jahren bis zum 13. Jahrhundert, mit ihren archäologischen Funden, die sein Interesse fand. Besonders die Orte und Gemeinden Baabe, Binz, Blieschow, Dummertevitz, Gobbin, Lancken-Granitz, Neu-Reddevitz, Sellin, Stresow usw. hat er gründlich durchforscht.

Bild 8. Karte Hagenow 1829  westl. von Lancken - Gr

Karte des Freiherrn von Hagenow aus dem Jahre 1829. Verteilung der „Hünengräber“ westlich von Lancken/Granitz und Burtevitz und südlich der heutigen Bäderchaussee

Bild 7. Lancken-Granitz. Birkengrab 2009

Großsteingrab bei Lancken/Granitz – sogenanntes Birkengrab, 2005

Dabei stützte er sich auf einen breiten Kreis interessierter Helfer und entfaltete eine rege Vortrags- und Aufklärungstätigkeit. Es gibt vermutlich kaum ein Gebiet in der DDR, das so gründlich erkundet ist, wie die Landschaft südlich der Granitz.

Seine wissenschaftlichen Kenntnisse eignete er sich durch das Studium der entsprechenden Fachliteratur und die Teilnahme an vielen Kongressen, Tagungen und Seminaren der Museen, der Akademie der Wissenschaften, des Kulturbundes und der Historiker-Gesellschaft an. Hier trat er auf und berichtete über seine Arbeit. Mehrfach wurde er als einer der erfolgreichsten Laienforscher des Ostseebezirkes ausgezeichnet.

Bild-9.-Blick-über-den-Neuensiener-See-auf-das-Dorf.-1965

Blick über den Neuensiener See auf das Dorf Lancken/Granitz im Herbst 1965

 

Ernst Moritz Arndt und die Zeit der Befreiungskämpfe 1812 bis 1814

(1979, unveröffentlicht) Die neue (Nov. 1978) fünfteilige Fernsehserie „Scharnhorst“ macht uns seit der dritten Folge mit einer der bedeutendsten Persönlichkeiten jener Zeit, mit Ernst Moritz Arndt, bekannt. Arndt gehörte zu den Vertretern einer nationalbürgerlichen Bewegung. Jedoch neigten sie zu einer nationalistischen Übersteigerung und traten für den Erhalt einer konstitutionellen Monarchie ein.

Arndt wurde am 26. Dezember 1769 wenige Kilometer südlich des alten Städtchens Garz in Groß Schoritz als Sohn eines Gutspächters geboren. Eine gusseiserne Tafel mit der Reliefplatte Arndts und einem kurzen Text am ehemaligen Gutshaus kündet davon. Im Erdgeschoß befindet sich heute das Arndt-Zimmer, das erst kürzlich umgestaltet wurde.

Groß Schoritz. Rückseite des Gutshauses. Im Vordergrund der Baumstubben der ehemaligen „Arndt-Esche“ 1991

Groß Schoritz. Rückseite des Gutshauses. Im Vordergrund der Baumstubben der ehemaligen „Arndt-Esche“ 1991

In den „Erinnerungen aus dem äußeren Leben“ zeichnet E. M. Arndt ein eindrucksvolles Bild seiner Jugendzeit. Und charakterisiert dabei das gesellschaftliche Leben Rügens im 18. Jahrhundert. „Schoritz war dann recht hart an einer Meeresbucht gelegen, welche die Halbinsel Zudar von der größeren Insel abschneidet. …“ Jedoch zog der Vater wenige Jahre später als Gutspächter nach Dumsevitz. „Dumsevitz war ein hässlicher, zufällig entstandener Hof mit einem neuen, aber doch kleinlichen Hause; indessen doch hübsche Wiesen und Teiche umher, nebst zwei sehr reichen Obstgärten, und in den Feldern, Hügel, Büsche, Teiche, Hünengräber, …“

Ehemaliges Gutshaus Dumsevitz 2005. Das Gebäude wurde erst im 19. Jahrhundert erbaut.

Ehemaliges Gutshaus Dumsevitz 2005. Das Gebäude wurde erst im 19. Jahrhundert erbaut.

1817 – nun bis zu seinem Tode in Bonn lebend – gedachtete der erst 48jährige Arndt der Kindheit in Groß Schoritz und Dumsevitz anlässlich eines letzten Rügen-Besuches in seinem Gedicht „Gruß der Heimat“:

So seh’ ich dich , mein Schoritz, wieder,
wo mir das Meer mit dunkelm Klang
die ahnungsvollen Wunderlieder
der Zukunft um die Wiege sang?

So kann ich wieder dich begrüßen,
mein Dumsevitz, du trauter Ort?
So traut, daß meine Tränen fließen,
und meine Lippe weiß kein Wort?

Zwischen 1780 und 1788 bewirtschaftete der Vater die Güter Breesen und Grabitz. „Wir waren gottlob! wieder ans Meer gekommen, fanden reichliche Obst- und Blumengärten und auch ein paar Wäldchen, die Lau bei Grabitz, den Tannenwald bei Breesen und den größeren, noch näheren Tannenwald an dem Kloster St. Jürgen vor Rambin.“

Arndt wurde durch die strenge Erziehung und der einfachen Herkunft des Vaters als eines geborenen Leibeigenen – der Fürst von Putbus gab ihm die Freiheit – mit dem Leben der Landbevölkerung eng vertraut gemacht. Er lernte ihre Nöte, ihre einfache Gastfreundschaft und ihre Abhängigkeit von der Gutsherrschaft kennen. Es verwundert daher nicht, dass sein erstes größeres Werk sich mit der „Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“ beschäftigte (1803). Das war ein Bahn brechendes politisches Buch, das die angeblichen „guten patriarchalischen“ Verhältnisse zwischen Landbevölkerung und Gutsherrschaft demaskierte und als unmenschliche, brutale Ausbeutung darstellte. Besonders zwischen 1760 und 1790 wurde „der Bauernstand nicht nur allenthalben mit ungemessener Dienstbarkeit belastet, sondern durch Verwandlung der Dörfer in große Pacht- und Rittergüter endlich zerstört“.

Breesen bei Rambin 2010. Blick auf das ehemalige Gutshaus, das erst im 19. Jahrhundert errichtet wurde.

Breesen bei Rambin 2010. Blick auf das ehemalige Gutshaus, das erst im 19. Jahrhundert errichtet wurde.

Arndt sah sich bald einer Klage durch den Landadel ausgesetzt. Die schwedische Regierung, Rügen gehörte bis 1815 zu Schweden, stimmte jedoch seinem Werk zu und hob 1806 die Leibeigenschaft auf.

 Arndt zwischen 1806 und 1812

1806 verfasste er den ersten Band „Geist der Zeit“, in dem er sich vom schwedischen Staatsuntertan zum deutschen Patrioten bekannte und zum Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft aufrief. Im gleichen Jahr duellierte er sich mit einem schwedischen Offizier, der die Deutschen beleidigt hatte, unweit Stralsund und wurde schwer verwundet.

In Greifswald ließ sich Arndt nach seiner Habilitation an der dortigen Universität im Jahre 1800 als Dozent nieder und heiratete im gleichen Jahr auch. Diese äußerst kleine Universität hatte in jener Zeit nur 60 Studenten. Arndt begann mit Vorlesungen und Seminare zur Geschichte Italiens und Griechenlands, die zunächst keine Teilnehmer fanden. Erst mit thematischen Erweiterungen, die die Geschichte der germanischen Stämme, ja sogar der Vorgeschichte, die Geschichte der jetzigen Staaten mit „der Kraft der Wissenschaft und Erfindungen aller Zeiten“, gelang es ihm, das Interesse „weniger Zuhörer zu fesseln“ – so hatte es 1908 der Germanist Heinrich Meisner geschildert. .

Greifswald. Arndts Wohnhaus in der Greifswalder Johann-Sebastian-Bach-Straße 2013

Greifswald 2013. Arndts Wohnhaus in der Greifswalder Johann-Sebastian-Bach-Straße

1812 beim erneuten Einmarsch der Franzosen verließ er illegal als „Sprachmeister Allmann“ seine Heimat und reiste über Berlin nach Breslau (heute Wroclaw). Jetzt lässt sich sein Leben mit den Ereignissen der Fernsehfolge „Scharnhorst“ verbinden. Denn Arndt trifft hier auf Blücher, Gneisenau, Boyen, Gruner, und auf Scharnhorst. Er charakterisiert Scharnhorst: „schlichteste Wahrheit in Einfalt, geradeste Kühnheit in besonderer Klarheit, das war „Scharnhorst.“ Seine historische Bedeutung besteht nach Arndt darin, dass Scharnhorst „tiefer als einer des Vaterlands Weh gefühlt und mehr als irgend einer zur Hebung desselben gestrebt und gewirkt hat“. Als Scharnhorst 1813 einer Verwundung erlag, widmete Arndt ihm zwei Lieder („Waffenschmied deutscher Freiheit“ und „Scharnhorst als Ehrenbote“).

Arndt ging mit Gruner nach Prag und vertraute sich dann Schmugglern an, die Ihn über Polen, Galizien nach Kiew führten. Am 16. August 1812 traf er mit dem Freiherrn vom Stein im damaligen Petersburg zusammen. Er wirkte nun als dessen Sekretär und wurde von der russischen Regierung angestellt. 1812 schrieb er sein einprägsames „Vaterlandslied“:

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,

drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.

Stein, den er „kurz, gedrungen, breit; die Worte derb, klar, fest“ beschreibt und Redlichkeit, Mut Zorn, aber auch Jähzorn bescheinigt, hatte hier einen Kreis von Patrioten zusammengezogen, von denen Arndt die Namen Dörnberg, Clausewitz, Goltz, Dohna, Boyen und Adolf Lützow nennt.

Er berichtet auch über Gustav von Barnekow aus Teschvitz bei Gingst. „Dieser Gustav von Barnekow war in Russland der genannteste deutsche Name“. Es war ein Haudegen und Draufgänger, der die Franzosen hasste und sich als Kosakenführer bei Borodino und in späteren Schlachten außerordentlich gut schlug.

 Arndt in Russland im Jahre 1812

Am kaiserlichen Hof in Petersburg erlebte Arndt die Auswirkungen der Schlacht von Borodino am 7. und des Brandes am 15. und 16. September mit. Besonders das russische Volk lernte er achten und hielt es dem deutschen als Beispiel hin. „Auch hat der gemeinste Kerl eine Miene, die sagt: Ich bin etwas, …, etwas einem Stolze ähnliches, wovon der demütige Deutsche keine Ahnung hat“.

Hier verfasste er als bedeutendste Schrift den „Kurzen Katechismus für deutsche Soldaten“, dessen Passagen über die Soldatenehre im vierten Teil der Fernsehfolge „Scharnhorst“ zitiert wurden. Diese Schrift wurde in Deutschland heimlich verbreitet und wirkte durch ihre aufrüttelnde, verständliche Sprache ungemein mobilisierend im Freiheitskampf gegen Napoleon. Arndt setzte sich mit den Begriffen Soldatenehre, gerechte und ungerechte Kriege, dem bisherigen „Kadavergehorsam“ auseinander. Unter der Führung Steins wurde in Russland aus deutschen Offizieren und Soldaten, die vor Napoleon geflüchtet bzw. desertiert waren, eine „Deutsche Legion“ gebildet, der Arndt einige Agitationsschriften widmete.

Als obersten Souverän sieht Arndt das Volk: „das Land und das Volk sollen unsterblich und ewig sein, aber die Herren und ihren Ehren und Schanden vergänglich“. Diese revolutionären aufrührerischen Worte und Gedanken musste Arndt in späteren Auflagen ändern. Sie wurden ihm in der sogenannten Demagogenverfolgung einige Jahrzehnte später dennoch mit zum Verhängnis und führten zu seinem zeitweiligen Berufsverbot.

 Arndt im Jahre 1813

Am 15. Januar 1813 folgte Arndt den siegreichen russischen Truppen nach Deutschland und lernte dabei den General York („eine starre, entschlossene Gestalt, eine gewölbte Stirn voll Mut und Verstand, …“) kennen.

Im damaligen Ostpreußen wurde mit der Aufstellung der Landwehr und des Landsturms die Volksbewaffnung unter der Führung Scharnhorsts eingeleitet. Arndt schrieb dazu seine populärste Arbeit „Was bedeutet Landwehr und Landsturm?“ Die dadurch ausgelöste Begeisterung und der Wille der Volksmassen zur patriotischen Erhebung zwangen den preußischen König schließlich am 17. März Landwehr und Landsturm aufzubieten.

In den folgenden Schriften, die unter dem Motto „Was müssen die Deutschen jetzt tun?“ standen, wurden Arndts Anklagen gegen das feudale Kleinstaatensystem und die Forderung nach einem einheitlichen, demokratischen immer kühner und mächtiger. Teilweise waren sie jedoch mit Ausfällen gegen das französische Volk und Gebietsforderungen belastet, neben dem Wunsch nach einem deutschen Kaiser an der Spitze des Reiches. Bereits jetzt stand Arndt eine starke Gegnerschaft, die den Druck einiger Schriften zu verhindern wusste, gegenüber und ihn zwang, einiges anonym erscheinen zu lassen.

 Arndt in Bonn

1818 erhielt Arndt an der neu gegründeten Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn eine Professur für Geschichte. Er wurde aber bereits 1820 suspendiert und erst 1840 unter Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wieder zugelassen. 1854 ließ er sich mit sagenhaften 85 Jahren emeritieren.

Arndt Villa Bonn

Die von Arndt erbaute Villa „Haus Lülow“ in Bonn

Zur 1841 erfolgten Grundsteinlegung des „Hermannsdenkmal“ im Teutoburger Wald dichtete der 72jährige Arndt eines seiner bedeutendsten, zugleich missdeuteten Poeme „Was ist des Deutschen Vaterland?“

Das ganze Deutschland soll es sein!
Das sei der Ruf, der Klang, der Schein,
der junge und der alte Schluß,
der Blücher, der Arminius!
Das soll es sein!
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!

Und ein Jahr später schrieb er die vielfach vertonte Hymne der Rüganer und all jener, die weit von der Heimat entfernt leben:
 

Heimweh nach Rügen

O Land der dunklen Haine,
O Glanz der blauen See,
O Eiland, das ich meine,
Wie tut’s nach Dir mir weh!
Nach Fluchten und nach Zügen
Weit über Land und Meer,
Mein trautes Ländchen Rügen,
Wie mahnst Du mich so sehr!

 
Arndt, der noch 18 Jahre bis zu seinem Tode am 29. Januar 1860 in Bonn lebte, schloss sein Gedicht mit dem Wunsch:
 

Fern, fern vom Heimatlande
Liegt Haus und Grab am Rhein.
Nie werd’ an deinem Strande
Ich wieder Pilger sein.
Drum grüß ich aus der Ferne
Dich, Eiland, lieb und grün:
Sollst unterm besten Sterne
Des Himmels ewig blühn!

 
Wir ehren in Arndt – zu Recht als Rügens größter Sohn bezeichnet – einen unerbittlichen Kämpfer für die Freiheit eines Volkes für die Menschenwürde und Menschenrechte jedes einzelnen. Im nationalen Freiheitskampf 1812 bis 1814 gehörte er zu den führenden deutschen Patrioten.
 
Verwendete Literatur u. a.: Ernst Moritz Arndts ausgewählte Werke in 16 Bänden. Hrsg. Heinrich Meissner und Robert Geerts, Leipzig, 1908; Weber, R. (Herausgeber), Ernst Moritz Arndt. Erinnerungen 1769-1815. Berlin; Bock, S. und Helms, Th., Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen. Bremen.
 

Christian Albert Theodor Billroth

Zum 150. Geburtstag des gebürtigen Bergeners

 (1979, nicht veröffentlicht) 1896 erfolgte in Würdigung des zwei Jahre zuvor verstorbenen weltbekannten Mediziners Billroth die Umbenennung der bisherigen Toten-, Kloster- und Joachimstraße in Billrothstraße durch den Magistrat der Stadt Bergen.

Bergen auf Rügen. Geburtshaus des Mediziners Theodor Billroth in der Billrothstraße 1967

Bergen auf Rügen. Geburtshaus des Mediziners Theodor Billroth in der Billrothstraße 1967

Hier, in dem heutigen Haus Billrothstraße 17, wurde Theodor Billroth vor genau 150 Jahren am 26. April 1829 geboren. Daran erinnert auch eine Metalltafel, die an dem Haus angebracht ist.

Billroth verlebte nur wenige Jahre in Bergen. Die Schulzeit und einen Teil seines Medizinstudiums – die Jahre 1836 bis 1849 – verbrachte er in der Greifswald. Darauf weist eine Metalltafel in der Greifswalder Domstraße darauf hin.

Greifswald. Wohnhaus des Mediziners Theodor Billroth von 1836 bis 1849 in der Domstraße  2013

Greifswald 2013. Wohnhaus des Mediziners Theodor Billroth von 1836 bis 1849 in der Domstraße

Sein Hauptwirkungsfeld wurde ab 1867 die II. Chirurgische Lehrkanzel in Wien, wo er u. a. die wissenschaftliche Chirurgie entwickelte. Neue Operationsmethoden, wie die erstmals gelungene Speiseröhrenentfernung 1871 und die Kehlkopfentfernung 1883, wie auch seine Arbeiten über Wundfieber und akzidentelle Wundkrankheiten, Billroth führte die Antisepsis ein, begründeten seinen Weltruhm. Aufsehen erregte die erste erfolgreiche Magenresektion 1881 bei einem Krebspatienten. Damit gab er der modernen Medizin die Grundlage für Eingriffe auf dem Gebiet des Magen- und Darmtraktes.

Theodor Billroth verstarb mit fast 65 Jahren in Abbazia (heute Opatia, Kroatien) am 6. Februar 1894, und erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

 

Franziska Tiburtius – eine Rügener Ärztin

(OZ v. 29.4.1977)

Eine der ersten deutschen Ärztinnen war die auf Rügen geborene Franziska Tiburtius, deren Todestag sich am 5. Mai 1977 zum 50. Male jährt. Am 24. Januar 1843 hat sie in Bisdamitz (plattdeutsch Bißmitz) das Licht der Welt erblickt. Mit 84 Jahren war sie 1927 in Berlin verstorben. Franziska Tiburtius entstammte einer alten Pastorenfamilie, die im 18. Jahrhundert auf Rügen ansässig geworden war. Ihre Kindheit verlebte sie unbeschwert als Kind eines Pächters und bewies bereits hier eine enge Bindung zum einfachen Volk, die ihr ganzes Leben charakterisierte.

Bisdamitz, Geburtshaus von Franziska Tiburtius 1920

Bisdamitz, Geburtshaus von Franziska Tiburtius 1920

In einer Fülle von Mitteilungen gibt sie uns in ihren „Erinnerungen“ einen Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit zwischen 1850 und 1870 auf Rügen. Darunter befinden sich bemerkenswerte Aussagen zur Volkskunde Mönchguts und den damaligen sozialen Zuständen.

1851 zog die Familie nach Stralsund. Gute Schulergebnisse veranlassten ihre Ausbildung als Hauslehrerin. Darüber schrieb sie: „Es gab damals eigentlich nur einen Beruf, der für gebildete Frauen aus „guter Familie“ wählbar war, den der Lehrerin“.

Angeregt durch ihren Bruder Carl – einen Arzt – und dessen spätere Frau, die sich 1869 als erste deutsche Zahnärztin (Studium in den USA) in Berlin niederließ, nahm Franziska Tiburtius 1871 das Studium der Medizin in Zürich auf. Im damaligen Deutschland war ein Frauenstudium unmöglich: „darüber ließen private Anfragen an maßgebenden Stellen nicht den geringsten Zweifel, eine offizielle Anfrage würde als sehr unzeitgemäßer Scherz betrachtet. So blieb nur das Ausland übrig.“ In Zürich kam Franziska Tiburtius mit russischen Revolutionären und Anarchisten, besonders jungen Frauen, zusammen und nahm Partei für ein „gebildetes Proletariat“. Ihr politischer Blick weitete sich und sie begann, Anteil an der internationalen Frauenbewegung zu nehmen.

Am 16. Februar 1876 bestand sie in Zürich ihre Promotion zum Dr. med. mit dem Prädikat „sehr gut. Zwischendurch gab es immer Szenen und Provokationen etwa derart: „Ach so, Sie studieren Medizin, na ja, wir wollen nicht davon sprechen!“

Humorig schilderte Franziska Tiburtius einen Zwischenaufenthalt in Rambin, wo sie z. B. einer alten Frau einen Bruch des Unterschenkelknochens schiente. Im Lazarett in Bergen – dem Vorläufer des heutigen Krankenhauses – war man sehr zufrieden und es hieß: „De Öbberste hett seggt, dat wier wunderschön makt, dat kunn keen Perfesser bäter maken.“ Die Rambiner boten ihr sogar eine Gemeindepraxis an. Das schätzte sie wertvoller als jedes Ehrendiplom ein.

Ende 1876 ging sie mit ihrer Freundin, Dr. med. Emilie Lehmus, auch diese hatte in Zürich studiert, nach Berlin, um eine Praxis in einer Arbeitergegend zu eröffnen. Das bedeutete zahllose Schwierigkeiten, in die sich auch eine „Leuchte der Wissenschaft“, der Geheimrat Prof. Dr. R. V. (Rudolf Virchow – der Verf.) einschaltete. Beide Ärztinnen praktizierten dann in „einer kleinen, halbdunklen, im Erdgeschoss liegenden Hofwohnung“ unweit des heutigen Alexanderplatzes. „Mehrere tausend Patientinnen gingen uns im laufe eines Jahres durch die Hände, und wir hatten das erhebende Gefühl, wirklich Nutzen zu schaffen“, schrieb Franziska Tiburtius. Zeitweise mussten sie ihren medizinischen Titel gegen die männlichen Ärztekollegen verteidigen und ein Türschild „Dr. med. der Universität Zürich“ führen, was den Zuspruch sogar erhöhte.

Erst 1894 nahmen die deutschen Universitäten Frauen als Gasthörerinnen auf und ließen sie sogar erst 1898 zur Staatsexamensprüfung zu. So liegt die Bedeutung Franziska Tiburtius´ in ihrem beispielgebenden Leben und in ihrem Einsatz für die Rechte der Frau in Beruf und Studium. Heute ist den Frauen auch auf diesem Gebiet zur vollen Gleichberechtigung verholfen.

 

Zwei Bergener Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts

OZ v. 17.3.1977

Friedrich Carl Arndt und Johann Jacob Grümbke

Friedrich Carl Arndt war der Lieblingsbruder Ernst-Moritz Arndts und wurde am 19. Januar 1772 in Groß-Schoritz geboren. Nach dem Studium der Jura in Greifswald wirkte er ab 1799 in Bergen zunächst als Advokat, dann als Prokurator am Kreisgericht und schließlich von 1809 bis 1815 als Stadtrichter und „gelehrter Bürgermeister“ (Bergen besaß damals stets zwei Bürgermeister).

Dieser äußerst geistvolle Mensch stellte sich gegen das Junkertum, das er in Bauernprozessen bekämpfte 1806 schrieb er: „Die Halunken haben in dem letzten halben Jahrhundert das Beste zerstört, was in diesem süßen Ländchen war: Wo haben wir noch Bauerndörfer?“ Idealistisch hoffte er auf eine Umstellung der Adligen und der gesellschaftlichen Verhältnisse, nachdem 1806 die Leibeigenschaft aufgehoben wurde.

Mit 43 Jahren starb Carl Friedrich Arndt am 2. Juni 1815 in Stralsund. Seine Grabstelle gilt als unbekannt. Dagegen vermutete der Garzer Heimatforscher E. Wiedemann, dass er in Bergen im Eckgebäude des Marktes, dem heutigen Haus Karl-Marx-Platz Nr. 1, neben der großen Kastanie gewohnt habe (Vgl. dazu auch E. Hildebrandt, 350 Jahre Stadt Bergen. Putbus, 1963, S. 53 ff.)

Ernst-Moritz Arndt veröffentlichte den literarischen Nachlass seines Bruders in Teil 1 der „Schriften für und an seine lieben Deutschen“.

Ein Zeitgenosse, und gleichfalls eng mit Ernst-Moritz Arndt verbunden war Johann Jacob Grümbke, der am 6. September 1771 in Bergen geboren wurde und oft als „Vater der rügenschen Heimatforschung“ bezeichnet wird. Grümbke war sehr vielseitig – so ist er auch als Zeichner und Dichter bekannt – und wie Friedrich Carl Arndt schrieb „für Bergen viel zu gelehrt; er könnte jeden Tag Professor der Botanik oder Physik werden“.

Alter Friedhof Bergen, Grabstätte Johann Jacob Grümbke 2008

Alter Friedhof Bergen, Grabstätte Johann Jacob Grümbke 2008

So erhielt er 1830 auch die Würde eines Ehrendoktors der Universität Greifswald verliehen. Seine bedeutendste Arbeit erschien 1819 unter dem Titel „Neue und genaue geographisch-statistisch-historische Darstellungen von der Insel und dem Fürstenthum Rügen“. Sie ist die grundsätzliche Basis jeglicher Forschung auf Rügen.

Wenn auch das persönliche Leben Grümbkes weitgehend unbekannt blieb, so ist seine fortschrittliche Weltanschauung durch schriftliche Quellen bezeugt. Auch er verfiel in Pessimismus und Resignation – gestützt durch das Leiden an Gesichtskrebs – und zog sich als Junggeselle in die Isolation zurück. In seiner Wohnung oberhalb der einstigen „Löwen-Apotheke“ am Markt starb er am 23. März 1849. Seine Grabstelle auf dem alten Bergener Friedhof ist zwar bekannt, sie könnte jedoch besser gepflegt werden. Von seinem Nachlass scheint nur einiges in das Bergener Kirchenarchiv gelangt zu sein.

Wir achten und ehren in Friedrich Carl Arndt und in Johann Jacob Grümbke zwei rügensche Persönlichkeiten, deren Streben dem gesellschaftlichen Fortschritt, der Freiheit und Würde des Menschen galt.

Hans Delbrück – ein in Bergen geborener liberal-bürgerlicher Historiker

(OZ, 1982)

Trat entschieden gegen Bismarck auf

Hans Delbrück entstammte einer bürgerlichen Gelehrtenfamilie, deren Leistungen weitgehend zum progressiven Erbe aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gehören. Am 11. November 1848 in Bergen geboren, verließ er die Insel bald und studierte an verschiedenen Universitäten Geschichte. Es fällt allerdings schwer, seine wissenschaftlichen Leistungen im Einzelnen zu würdigen, da er eine Fülle von Aufsätzen, Büchern und Artikeln verfasste. Herausragend sind seine „Geschichte der Kriegskunst“ in fünf Bänden und die Bearbeitung des Gneisenau-Nachlasses.

Entschieden wandte er sich schon frühzeitig gegen Bismarck und den „blöden Egoismus der oberen Stände“. So bezeichnete er sich als „konservativen Sozialdemokraten“, betonte aber zugleich seine Vorliebe für eine konstitutionelle Monarchie, die außerhalb der Klassen stehen müsse. Diese idealistischen Vorstellungen über einen „Volksstaat“ vertrat er auch als Parlamentarier.

Es ist wenig bekannt, dass die Zeitung der KPD die „Rote Fahne“, in ihrer Ausgabe vom 13. November 1928 durch ihren Redakteur Paul Braun (Guddorf) das Lebenswerk des Historikers Hans Delbrück würdigte. Delbrück „gehört in die Reihe der wenigen ernsten und ehrlichen Vertreter der deutschen bürgerlichen Historikerzunft, die … den Vorurteilen der herrschenden Klassen und der dynastischen Legendenbildung entgegen traten.“

Paul Braun weist auf Delbrücks entschiedene Verurteilung des Einmarsches deutscher Truppen 1914 in Belgien. Franz Mehring bezeichnete Delbrücks „Kriegsgeschichte“ als „das bedeutendste Werk, das die Geschichtsschreibung des bürgerlichen Deutschland in dem neuen Jahrhundert produziert hat und das für die moderne Arbeiterbewegung nicht nur ein wissenschaftliches Interesse hat“.

Hans Delbrück verstarb mit 81 Jahren am 14.Juli 1929. – Internationalen Ruf erlangte auch sein Bruder Max Delbrück als Begründer der modernen Gährungstechnologie. Er wurde am 16. Mai 1850 in Bergen geboren. Schließlich sei noch der Cousin Hans Delbrücks erwähnt Berthold Delbrück. Er gilt als einer der Schöpfer der indogermanischen Sprachlehre. Berthold Delbrück wurde am 26. Juli 1842 in Putbus geboren und wirkte später an der Universität in Jena, wo er auch 1922 starb.