Die Gustower Feuerwehr und ihre Geschichte

Zur Geschichte des Feuerlöschwesens gibt es gegenwärtig für den Südwesten Rügens nur begrenzte Auskünfte. In einer fabelhaften Fleißarbeit haben die Gestalter der „Gustower Dorfchronik“ in den 1990-er Jahren viele Fakten zusammengetragen (Es handelt sich um die Frauen Tredup und Obal, die mit Auslaufen der ABM ihre Tätigkeit an andere „Chronistinnen“ abgaben, Auskunft Frau Tredup, Gustow).

Nach dem schwedischen Reglement vom 9. 12. 1776 hatte eigentlich jeder Guts-Hof mit Einschluss der Hofgebäude mit einer beachtlichen Versicherungssumme in Höhe von 7 000 Talern gegen Brand versichert zu sein (v. Platen 1870, S. 66). Die Höfe und jedes Dorf mit sechs und mehr Vollbauern hatten je einen „Feuerkufen“ zu halten, dazu viele Feuereimer nach der Zahl der Einlieger und Feuerhaken nach der Zahl der Knechte, dazu zwei große Feuerleitern. In den Dörfern hatte jeder Bauer zwei Feuereimer, zwei Feuerhaken und eine Feuerleiter zu besitzen. Nicht vorgesehen waren Feuerspritzen, deren Anzahl dann auch „für das platte Land eine äußerst geringe war“ (v. Platen 1870, 66).

Danach wurde im Jahre 1789 auf Rügen eine „Neu-Vorpommersche Brand-Assekuranz-Sozietät“ gegründet. Sie erfasste zunächst nur das „flache Land“, d. h. jeder Grundbesitzer und Hauseigentümer konnte ihr beitreten. Auch der Gutsbesitzer Stuth – er kaufte 1815 das Gut Gustow –  und seine Vorgänger traten dieser Gesellschaft bei.

Zur Taxierung des entstandenen Brand-und Löschschadens waren auf Rügen vier Zimmerleute für einen bestimmten Bezirk verantwortlich. Jedes Jahr sollte für jedes Haus eine „Feuerschau“ abgehalten werden. Dabei ging es um die gesicherte Lage der Feuerstellen in versicherten Gebäuden, um die Sauberkeit der Schornsteine und Kamine, aber auch um die Existenz reglementmäßiger Spritzen und anderer Gerätschaften. Letztere wurden pro Haus und Landgröße berechnet. Außerdem musste jeder Hausbesitzer in seinem Hause etliche Tonnen Wasser in Bereitschaft halten.

Der „Pensionär“ (damalige Bezeichnung für einen Gutspächter) Reimer vom Gut Luppath leitete z. B. seit 1842 für den Süden Rügens die Kommission „Untersuchung von Feuerschäden“ innerhalb der „Neu-Vorpommerschen Brand-Assekuranz-Sozietät“ für die Kirchspiele Altefähr, Gustow, Rambin, Samtens sowie für Venz, Reischvitz und Dumsevitz (Angaben nach „Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstentum Rügen für das Jahr 1858“, S. 234 f.; 1862, S. 237). Zu dieser Zeit war die Insel Rügen in sechs Distrikte aufgeteilt.

Seit 1844 war der Bergener Maurer und Werkmeister Deysing als vereidigter Taxator tätig. Weiterhin befand sich in Bergen der Hofrat J. Pasedag seit 1835 als „Rendant“ bzw. Kassenwart der entsprechenden Versicherungs-Kasse (nach Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstentum Rügen für das Jahr 1862, S. 236).

Daneben gab es eine ähnliche „Mühlen-Brand-Societät von Neuvorpommern und Rügen“ für die Mühlenbesitzer. Hier war seit 1862 der Swantower Müller Tiedemann mit dem Müller Röhl in Bergen für Rügen verantwortlich (nach Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstentum Rügen für das Jahr 1862, S. 238).

Außerdem gab es für jedes Kirchspiel je einen Lösch-Kommissar. 1862 gab es auf Rügen 28 Kirchspiele und entsprechend war die Anzahl der Feuerlösch-Kommissare  (nach Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstenthum Rügen auf das Gemein-Jahr 1862, S. 142 f.). So gab es in Südwestrügen Kommissare in den Kirchspielen Altefähr, Garz, Gustow, Poseritz, Rambin, Samtens, Swantow und Zudar.

1858 war es für das Kirchspiel Gustow der Gutspächter von Harder, Kransdorf (nach Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstentum Rügen für das Jahr 1858, S. 142). 1862 waren ihm die Gutspächter Bartels, Saalkow, und der Gutsbesitzer Stuth, Gustow, in dieser Funktion gefolgt (nach Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstentum Rügen für das Jahr 1862, S. 142). 1867 hatten der „Ökonom“ bzw. Gutspächter Bödcher aus Warksow und weiterhin der Rittergutsbesitzer Stuth diese Aufgaben übernommen (Provinzial-Kalender für Neu-Vorpommern und das Fürstentum Rügen für das Jahr 1867, 132).

 

               Das ländliche Feuerlöschwesen im ausgehenden 19. Jahrhundert

Da Rügen seit 1815 zum preußischen Königreich gehörte, kam zunächst auch die preußische Feuerlösch-Ordnung vom 25. September 1819 in Aktion. Dazu gehörte, dass in den einzelnen Kirchspielen zwei „Feuerlöschkommissare“, die nur von den Gutspächtern und Gutsbesitzern gewählt und von der Königlichen Regierung bestätigt wurden, in einem dreijährigen Ehrenamt   das Feuerlöschwesen zu leiten hatten (so berichtete noch 1870 der damalige Landrat Wilhelm von Platen). Sie hatten die Leitung des gesamten Feuerlöschwesens unter sich. Bei Ausbruch eines Feuers waren sämtliche erwachsene Einwohner des Ortes zur Hilfsleistung verpflichtet, wie sich auch im Umfang von einer Meile (etwa 3 km) zwei Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung „auf das Schleunigste zur Brandstelle (zu) begeben“ hatte. Die Bauern mussten mit Feuereimern, die Knechte mit Feuerhaken, teils mit Äxten und Beilen versehen, erscheinen. Es wurden aber auch Feuerkufen und Feuerleitern mitgebracht. Eine Feuerkufe wurde auch als „Feuerfass“ bezeichnet. Sie enthielt Löschwasser.

Die Brandgefahr war sehr hoch. Neben natürlichen Ursachen (u. a. Blitzeinschlägen!) gab es viele Brandstiftungen. So registrierte der Landrat Wilhelm von Platen (1870, 65) allein drei Wohngebäude und 13 Stallgebäude, die 1866 durch Blitz und etwa die gleiche Zahl, die durch Feuer eingeäschert wurden. 1867 waren es noch fünf Wohn- und 11 Stallgebäude, die abbrannten: „Theilweise ist mangelhafter Zustand der Feuerungs-Anlagen, theils auch nach dem objectiven Befunde Brandstiftung anzunehmen. In zwei der vorgedachten Fälle ist es gelungen, die Brandstifter zu ermitteln und deren Bestrafung herbeizuführen“ (v. Platen 1870, 65).

Die Zeit des I. Weltkrieges und die Jahre bis 1945

Erst ab 1911 gründeten die meisten Gemeinden eine Freiwillige Feuerwehr. In Gustow wurde in der Erntezeit 1911 für die damaligen acht Güter bzw. Ortschaften der Gemeinde die  „Gutsfeuerwehr“ gegründet (Chronik der Gustower Feuerwehr). Aber erst nach Beendigung des I. Weltkrieges kam man überein, alle Gutsfeuerwehren unter ein einheitliches Kommando zu stellen (für den Zeitraum 1922 bis 1945 gibt es keine Aufzeichnungen in der Chronik, so dass diese Angaben von Ernst Neumann, Willi Joeck und Willi Lührmann gemacht wurden).

Es wurden neue Spritzen beschafft und durch einen Kreisbrandmeister abgenommen. In Poseritz war vor dem I. Weltkrieg und noch nach 1930 die für Gustow zuständige Freiwillige Feuerwehr – 1914 unter den Brandmeistern J. Jenz und C. Frank – mit 20 aktiven und 17 passiven Mitgliedern stationiert (Heimat-Kalender 1914 für den Kreis Rügen, 64; Heimat-Kalender 1930, 115). 1930 gab es unter dem bekannten Kreisbrandinspektor Noack, Binz, 21 Wehren auf Rügen.

Einen Überblick über die Feuerwehr in der Zeit der Weimarer Republik gab ein Zeitungsbericht zum „Brandmeistertag in Bergen“, in dem ein Rückblick zum Jahr 1931 gegeben wurde (Rügensche Zeitung Nr. 128 v. 1. 6. 1932). Auf diesem waren 72 Brandmeister und Wehrführer anwesend. Sie repräsentierten mehr als 600 Aktive (1930: 666 und 1931: 664 Aktive). 1931 erhielten die Feuerwehren in Vitte, Baabe und Altefähr Motorspritzen, so dass nun 17 Motorspritzen im Kreis Rügen und acht vollständige Löschzüge vorhanden waren. Der Oberbrandmeister Paetow, Bergen, bemängelte die schlechte Beschaffenheit der Löschteiche in den Dörfern und mangelhafte Wege, so dass zahlreiche Orte auf Rügen noch nicht schnell genug  erreichbar waren. Der Ehrenvorsitzende der Feuerwehr Rügens, Kreisbrandinspektor Noack, Binz, empfahl eine Neuerung – die Einführung der Rauchschutzmaske.

Abb1 Das Feuerlöschwesen im Kreis Rügen des Jahres 1934 (Rügenscher Heimatkalender, S. 117)

Abb1 Das Feuerlöschwesen im Kreis Rügen des Jahres 1934 (Rügenscher Heimatkalender, S. 117)

Einen entsprechenden Jahresbericht gab auch die Freiwillige Feuerwehr unter Oberbrandmeister Koch in Garz (Rügensche Zeitung Nr. 131 v. 4. 6. 1932). Garz hatte 35 Aktive, die 1931 nur viermal alarmiert wurden. Sie hatten jedoch 67 Kino- und Theaterwachen (offenbar in Putbus) zu stellen.

Am 23. Dezember 1938 wurden mit einem neuen NS-Feuerlöschgesetz die bisherigen Berufsfeuerwehren in eine vierte Polizeitruppe als „Feuerschutzpolizei“ umgewandelt. Auch die Freiwilligen Feuerwehren wurden nun zu einer Hilfspolizei. Sie konnte nun in Vorbereitung des zu erwartenden Krieges zu weiteren polizeilichen Aufgaben herangezogen werden. Sie wurden damit dem „Chef der deutschen Polizei“ Heinrich Himmler unterstellt (der Chronist des Jahres 1938 (Lehrer Gauger?) vermerkt dazu in nationalsozialistischer Denkweise: „Der freiwillige Dienst in dieser Hilfspolizeitruppe ist ein ehrenvoller opferbereiter Einsatz für die Volksgemeinschaft“. Ortschronik III. Zugleich ist dieses Zitat ein Beleg, dass diese NS-Chronik in den 1990er Jahren noch existierte! Sie ist heute unbekannt verblieben).

Abb. 2 Die 19 Freiwilligen Feuerwehren auf Rügen im Jahre 1934 (Rügenscher Heimat-Kalender 1934, S. 118)

Abb. 2 Die 19 Freiwilligen Feuerwehren auf Rügen im Jahre 1934 (Rügenscher Heimat-Kalender 1934, S. 118)

Die Zeit nach 1945

Eine Freiwillige Feuerwehr wurde nach Angaben in der Gustower Ortschronik 1911 in Gustow gegründet und bestand 1991 80 Jahre (nach Angaben in einer Rede der damaligen Bürgermeisterin Marianne Hoppe am 17. 6. 1989).

Unmittelbar nach dem II. Weltkrieg wurden die Aufgaben des Feuerlöschwesens vom Rat des Kreises Rügen übernommen. Erst seit dem II. Quartal 1947 übertrug der Landrat den Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr wieder der Kommune und „verlangte Mittel für das Feuerlöschwesen vorzusehen“ (so die stellvertretende Landrätin Henning an den Bürgermeister der Gemeinde Gustow vom 21. Mai 1947, Kreisarchiv Rügen).

1953 plante man im Jahre 1954 die Entschlammung von acht Feuerlöschteichen für 250. – DDR-M und die Reparatur der Gemeinde-Feuerspritze für 300.- DDR-M (Rat der Gemeinde Gustow, Planvorschläge für den Haushalt 1954 (Kreisarchiv Rügen/121 II 18).

Bereits 1945 und 1946 begann man mit dem Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr. Aus den acht Ortsteilen wurden die noch vorhandenen Ausrüstungsstücke zusammengetragen. Dazu gehörten eine Handdruckspitze, Schlauchmaterial, Helme, Schaufeln, Spaten und Einreißhaken. Unter der Leitung des Kameraden Alfred Möller wurden Gruppen aufgestellt und ausgebildet. Abgelegte blaue Polizeiuniformen dienten als Bekleidungen der ersten Feuerwehrleute. Eine alte Wagenremise am Friedhof – längere Zeit als Leichenhaus genutzt – diente als Gerätehaus (nach Information von Herrn Karl Petersen, Gustow, ist dieses Gebäude an den heutigen Besitzer des Gutshauses verkauft worden).

Seit 1956 war der Löschmeister Rudolph Obal als Wehrleiter in Gustow tätig.

Abb. 3 Todesanzeige eines Veterans der Gustower Feuerwehr - Rudolf Orbal (Ostsee-Zeitung vom 25. Februar 1995)

Abb. 3 Todesanzeige eines Veterans der Gustower Feuerwehr – Rudolf Obal (Ostsee-Zeitung vom 25. Februar 1995)

Abb. 4 Darstellung des Brandes in Prosnitz, bei dem ein unbeaufsichtigtes Talglicht im Stall der Verursacher war (nach Ostsee-Zeitung Nr. 28 v. 2. Februar 1957

Abb. 4 Darstellung des Brandes in Prosnitz  (nach Ostsee-Zeitung Nr. 28 v. 2. Februar 1957

1973 konnte im Gerätehaus der Feuerwehr ein Schlauchtrocknungsturm mit Unterstützung der LPG Gustow montiert werden.

Ein alarmierendes Beispiel für einen möglichen Großbrand auf Rügen lieferte der gewaltige Ortsbrand in Gingst am 25. August 1950, der zahlreiche rohrgedeckte Häuser erfasste. So erhielt auch die Gustower Feuerwehr eine Tragkraftspritze „TS 8“. Die Kosten übernahm die damalige Landesregierung von Mecklenburg.

Aber erst 1979 erhielt die Gustower Feuerwehr ein neues modernes Löschgruppenfahrzeug „LF– LKW – TS 8 – TSA“.

Abb. 4 Der Robur wurde wegen seines markanten Kühlergrills auch „Fischmaul“ genannt (Foto dem Internet entnommen)

Abb. 5 Der Robur wurde wegen seines markanten Kühlergrills auch „Fischmaul“ genannt (Foto dem Internet entnommen)

 

       Auszeichnungen und Wettkämpfe

Die Gustower Feuerwehr gehörte in den folgenden Jahren unter Karl Stahl und Rudolf Obal  bei Wettkämpfen stets zu den besten Wehren im Kreis Rügen.

Abb. 6 Der damalige Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises Peter Butz zeichnete 1980 die Gustower Feuerwehr, und besonders Erika Schlanert aus Gustow, aus (Ostsee-Zeitung v. 10. 12. 1980)

Abb. 6 Der damalige Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises Peter Butz zeichnete 1980 die Gustower Feuerwehr, und besonders Erika Schlanert aus Gustow, aus (Ostsee-Zeitung v. 10. Dezember 1980)

Bereits 1962 wurde die Gustower Feuerwehr mit einem 3. Platz und einer „Belobigung“ in der 100 m-Bahn oder 1963 erneut mit einem 3. Platz in der 100-Bahn ausgezeichnet. Dieser dritte Platz wurde auch 1964 errungen auf der 4 x 100 m Bahn. Nach einem Zeitungsartikel der „Ostsee-Zeitung“ vom 4. April 1963 verlangte man allerdings auch bei den Feuerwehren die „quartalsmäßige politische Schulung“ und agierte für eine „Verpflichtungsbewegung“ unter dem Motto „Löschfahrzeug der guten Taten“. So wurden Leistungen im „Nationalen Aufbauwerk“ (NAW) und in der Ernte verlangt.

1962 bzw. 1963 wurde die „Arbeitsgemeinschaft Junger Brandschutzhelfer“ unter der Leitung von Löschmeister Rudolf Obal Kreissieger und 1968 belegte diese Arbeitsgemeinschaft auch einen dritten Platz.

1969 erhielt die Gustower Wehr eine Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit und erreichte 1970 die Leistungsstufe III. 1973 errang die Gustower Wehr den 1. Platz im Schnelligkeitswettbewerb und erkämpfte sich die Leistungsstufe II. Ein Jahr später erhielt man die Leistungsstufe I.

1973 errangen die jungen Brandschutzhelfer den 6. Platz im Kreisausscheid Rügen. 1974 lagen sie wieder vorn und erhielten den 2. Platz auf Rügen im Wissenstoto zum vorbeugenden Brandschutz. Den 2. bzw. 3. Platz im Kreisausscheid bei Schnelligkeitsübungen erkämpften sich die jungen Gustower Brandschutzhelfer auch 1975. 1975 erfolgte dann erstmalig eine dreitägige „Komplexschulung“ aller Mitarbeiter und Mitglieder der Genossenschaft Gustow.

1979 hatte sich die Gustower Feuerwehr im Leistungswettbewerb an die Spitze der rügenschen Wehren gesetzt. Sie errang im Kreisausscheid in allen Disziplinen Platz 1 und bei den Frauen zwei 2. und zwei 3. Plätze.
1979 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Gustow den Titel „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr“, zumal zwei Jahre zuvor der Wehrleiter Obal mit der „Medaille für Verdienste im Brandschutz“ ausgezeichnet worden war.

Nach einem „Patzer“ 1980 mit einem 6. Platz bei den Frauen folgten 1980 bis 1984 erneut erste Plätze und 1982 bzw. 1985 wieder die Verteidigung des Titels „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr“, wie sie auch die beste Benotung bei einem „Kfz-Appell“ erhielt. Nun erhielt die Gustower Wehr von der Staatlichen Versicherung auch die Urkunde „Vorbildliche Arbeit auf dem Gebiet der Schadensverhütung“.

Kark Stahl und Rudolf Obal erhielten beide 1984 die Medaille „Für treue Dienste in der Freiwilligen Feuerwehr“ in Gold für 30 Jahre aktive Mitarbeit in der Feuerwehr.

Vor diesem erfolgreichen Hintergrund beging die Gustower Wehr 1986 ihr 75-jähriges Bestehen. Ein eindrucksvoller Festumzug aller erschienenen Wehren führte mit den Löschfahrzeugen durch den Ort. Es schloss sich ein Fahnenblock, die Schalmeienkapelle und eine Marschformation aller Feuerwehrmitglieder an. 1988 errang man einen Mannschaftspokal, führte Brandschutzbelehrungen und „Massenkontrollen“ in Betrieben, im Kindergarten und in der Schule durch.

Inzwischen hatten sich die isolierten Zeiten geändert und die Gustower Wehr nahm 1989 Kontakt zu einer Feuerwehr in der Bundesrepublik Deutschland auf. 1990 kam der erste Besuch von vier Kameraden der Gustower Feuerwehr in Kalsbach bei Gummersbach in NRW zustande. Der Ort hat wie Gustow etwa 600 Einwohner – und hat einen Verein der „Trabant-Freunde e. V.“.

Am 30. November 1990 erfolgte die Wahl der Wehrleitung (Der Rüganer v. 31. 1. 2001, 27).  Zum neuen Wehrführer wurde Lothar Beilke und als sein Stellvertreter Martin Gablitzki gewählt.

1991 erarbeitete man sich eine neue Satzung. In diesem Jahr kam es auch zum ersten Gegenbesuch der Kameraden aus Kalsbach mit einem Geschenk – einem TSA mit TS 8 sowie Bestückung.

1987 hatte die Gustower Feuerwehr 47 Kameraden (Kleine Ortschronik 1987). 1991 waren es noch 30 Kameraden, darunter fünf Frauen und 18 Männer als aktive Mitglieder. 12 Kameraden bildeten die Ehrenabteilung. 1994 wurde dem Oberbrandmeister Rudolph Obal „für 40-jährige treue Pflichterfüllung das Brandschutz-Ehrenzeichen in Gold“ durch den Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern verliehen.
2001 feierte die Feuerwehr ihr 90-jähriges Bestehen. Im März 2001 konnte auch eine neue Frauenwehr gegründet werden. Dazu gab es eine zweitägige Feier mit einer abendlichen Disco für das Dorf Gustow. Ausgezeichnet wurden die Kameraden Roberto und Martina Örkwitz, Martin Gablitzki und Anke Göhrlich.

 

Brandkatastrophen nach 1945

Bereits 1958 wurde die TS 8 – Spritze mehrfach eingesetzt, so bei einem Heumietenbrand am „Krähenberg“, dessen Bekämpfung allerdings zusätzliche Wehren erforderte. Der größte Einsatz, den Gustow nach 1945 erfuhr, fand jedoch im Oktober 1958 statt. Damals brannte der rohrgedeckte Kuhstall auf dem ehemaligen Gutshof ab: „Die brennenden Rohrbündel flogen, vom Wind begünstigt, auf das in 60 m Entfernung stehende Wohnhaus (Gaststätte und Lebensmittelladen), sowie auf eine Garage. Beide wurden ein Raub der Flammen. Da die Gefahr bestand, daß auch die mit Rohr gedeckten Wohnhäuser der Dorfstraße durch die fliegenden Rohrbündel in Brand gesetzt werden könnten, wurden diese mit einem C-Rohr geschützt“. Die Gustower Feuerwehr erhielt bei dieser Brandbekämpfung Hilfe durch die Stralsunder Berufsfeuerwehr. Das entsprechende Löschwasser musste über eine lange Wegstrecke vom „Poppendahlteich“ herangebracht werden.

1970 kam es während der Ernte in Benz zu einem Flächenbrand auf einem etwa 10 ha großen Weizenschlag. Erst der Einsatz der Berufsfeuerwehr Stralsund mit einer Schaumkanone löschte den Brand. 1973 kam es zu einem großen Brand auf der aus Heide und Moor bestehenden Melo-Wiese auf Drigge. Anlass war ein leichtfertig weggeworfener Zigarettenrest. Die Feuerwehrchronik berichtete dazu: „Ein großer Mehrscharpflug mit Traktor kam auf unsere Anforderung und begann mit Ziehen eines großen Windstreifens, um vor allen Dingen den angrenzenden Wald zu schützen. Zur weiteren Unterstützung kam ein 5000 l fassender Wasserwagen uns zur Hilfe. Am Abend desselben Tages konnten wir endlich den Brand als gelöscht melden“.

Gegenwärtig verfügt die Gustower Feuerwehr mit dem Gemeindehaus über ein neues Gebäude und die dazugehörige Löschtechnik. So zwei Löschfahrzeuge, ein LF8/6 und ein schon zu DDR-Zeiten gebautes Tanklöschfahrzeug TLF 16. Der LF8/6 hat 600 Liter geladen, die Pumpleistung beträgt 800 Liter in der Minute.

Das jetzige Feuerwehrgebäude. Aufn. Leube, 2013

Abb. 7 Das heutige Gemeindehaus von Gustow mit Anbau des Feuerwehrgebäudes. Aufn. Leube, 2013

Literatur:

von Platen, Wilhelm, 1870: Statistische Beschreibung des Kreises Rügen im Regierungs-Bezirk Stralsund unter Benutzung amtlicher Quellen. Putbus.