(OZ v. 25.1.1978)
Zur Geschichte des „Ratskellers“
Vieles spricht dafür, dass das 1232 in Bergen erwähnte Wirtshaus an der Stelle des heutigen „Ratskellers“ lag.
Derartige „Krüge“ bildeten in ihrer Zeit wichtige gesellschaftliche Zentren, da hier Gericht gehalten wurde. Auch verkaufte man in ihnen, erhob die fürstlichen Steuern und ähnliches. 1306 pachtete ihn ein Bürger „Heinrich“, drei Jahre später erfolgte bereits ein Besitzwechsel an einen „Tezicze“. Übrigens hatte der Ort Bergen 1506 immerhin 14 derartige „Krüge“!
Der Hauptkrug wurde 1614 von der Stadt erworben und zum Rathaus umgebaut, wobei man in den unteren Räumen weiterhin eine Schankwirtschaft betrieb. Erst 1862 baute die Stadt das heutige Rathaus am Markt. Das Gebäude Markt Nr. 27 erhielt nun den Namen „Hotel zum Ratskeller“.
So hat sich der Stadtkern mit seinem Straßenverlauf im Wesentlichen bis in die Gegenwart erhalten. Mit der Industrialisierung am Ausgang des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts begann dann die Bebauung der Bahnhof- und der Ringstraße.
In jüngster Zeit hat man den älteren Häusern am Markt und in der Marktstraße durch modernen Farbputz zu einem freundlichen Aussehen verholfen.
Die Billrothstraße. Sie erhielt ihren Namen erst 1896 nach dem hier geborenen Mediziner Billroth. Im Mittelalter endete sie in der Höhe des Gerichtes mit dem Klosterbesitz als Sackgasse. Daher stammt auch der frühere Name „Klosterstraße“. Er wurde um 1800 von der Bezeichnung „Joachimsberg“ abgelöst. Die Anhöhe des heutigen Joachimsberges hieß ursprünglich „Gauenberg“, daraus plattdeutsch „Jochbarg“ und schließlich „Joachimsberg“. Das Wort „Gauenberg“ ist verballhornt aus „Goigenberg“ und bedeutet Papageienberg. Der Papagei war jener hölzerne Vogel, den die Schützengilden des Mittelalters auf ihren Schützenfesten für den Titel des Schützenkönigs aufbauten. Eine Bergener Schützengilde (de Schütting) gab es seit der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie war eine feste gesellschaftliche Organisation von Bürgern, Bauern und Knechten, auch aus der Umgebung der Stadt, mit der Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe. Adlige durften nicht beitreten.
Die Vieschstraße. Sie führt über den „Rugard“ zur Bootsstelle, der ursprünglichen Fischereistelle Bergens. Man hat sie daher oft als „Fischerstraße“ gedeutet. Vielleicht lässt sich der Name aus dem slawischen “vysoki“, deutsch hoch – also „Hohe Straße“ – herleiten.
Der Goldene Brinken ist eine Erweiterung der „Bahnhofstraße“. Bereits 1667 wurde er als „Güldenbringh“ erwähnt. Hier befand sich das „Gildehaus“ der Bergener Handwerkerzünfte.
Die Wasserstraße im Gatmund (dem ursprünglichen Dorf Gatemin) mit einer noch einheitlich erhaltenen Bebauung kleiner Traufenhäuser führte längere Zeit zum einzigen Trinkwasserbrunnen Bergens Erst 1846 kam in der Dammstraße ein weiterer hinzu.
Der Marktplatz (zu DDR-Zeiten „Karl-Marx-Platz). Markt wurde in Bergen sehr früh gehalten. Jedoch Genaueres erfahren wir erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts. Es gab drei Jahrmärkte, Wochenmärkte und zwischen dem 24. August und dem 6. Dezember noch einen regelmäßigen Viehmarkt. Die Bergener hatten übrigens ein Vorkaufsrecht. Erst nach ihrer Befriedigung konnten die „Butenbarger“ einkaufen. Der Marktplatz war früher größer, da die Gebäude der heutigen Poliklinik (in der Mitte des 19. Jahrhunderts) und der Post (1891) hineingebaut wurden.