Archiv der Kategorie: Eisenbahnen

Erst 1870 wurde Binz als Bad entdeckt

Aus der Heimatgeschichte

Ostsee-Zeitung, 25.01. 1980

Das Seebad Binz mit seiner reizvollen und durch Waldungen geschützten Lage am Südwestlichen Ufer der Prorer Wiek entstand erst 1870. Bis dahin befand sich um den heutigen Bahnhof Binz Ost und den Schmachter See eine kleine Fischer-Büdner-Siedlung (1318 bereits historisch erwähnt). !849 wohnten in den 15 Häusern etwa 150 Personen. 1983 gab es bereits 350 Binzer, 1912 fast 800 und 1925 schon 2 360. Heute hat der Ort 6 000 Einwohner.

Die ersten 80 bürgerlichen Badegäste des Jahres 1870 priesen den breiten, feinsandigen Strand und steinfreien Badegrund. 1876 errichteten die Binzer die ersten Hotels: Klünder das „Strandhotel“ und das „Seeschloss“, Potenberg die Bahnhofstraße 52, Lockenvitz, Meyncke und Wittmüss das „Ostseehotel“.

Binz. Blick auf das Strandschloss im Jahre 2011. Aufnahme – A. Leube

Mit der Fertigstellung der Bahnlinie Putbus-Göhren 1899 und auf Grund der günstigen Dampferverbindungen nach Stettin und Greifswald schwoll der Besucherstrom rasch an: 1900 waren es 10 000, 1910 hat sich diese Zahl verdoppelt und 1928 vervierfacht.

Binz. Blick auf die Seebrücke im Jahre 2011. Aufnahme A. Leube.

Die Gründung einer bodenspekulierenden „Aktiengesellschaft Ostseebad Binz“  (1888) führte zwar zum Bau des ersten Kurhauses und zahlreicher Villen (1912 zählte man 20 Hotels und 200 Villen!), endete aber mit einer großen Pleite. Die Aktien kaufte der Fürst von Putbus auf, der auch als Eigentümer des Ortes und des Strandgeländes einen „guten Schnitt“ machte.

Binz im März 2011. Blick auf das Kurhotel. Aufnahme – A. Leube

Bereits 1907 verfügte Binz über vier Bäder. Drei davon waren Seebäder, von denen das Familienbad 150 Badezellen, das Herrenbad 100 und das Damenbad 100 Zellen besaß. Jede Zelle kostete für eine dreiviertel Stunde 0,20 bis 0,50 Mark (ohne Badewäsche!). Die Badeordnung lautete für das Familienbad: „Das Baden ist nur in geschlossenen, aus undurchsichtigem Stoff hergestellten Badeanzügen gestattet, die vom Hals bis zum Knie reichen. Das Baden im Familienbad kann solchen Personen verboten werden, die gegen Anstand und gute Sitten verstoßen…. Das Mitbringen von Ferngläsern und photographischen Apparaten ist untersagt.“

Daneben gab es ein Warmbad mit Seewasser (36 Zellen) auch über Winter im heutigen Gebäude des Rates der Gemeinde für 0,74 bis 2,50 Mark in 45 Minuten. Begehrt waren Midizinalbäder, wie Kohlensäure- und Seetangbäder. Daran schloss sich ein „mediko-mechanisches“ Turnvestibül an.

Blick von Binz nach Sassnitz im Mai 2011. Aufnahme – A. Leube

Aber wer konnte sich Binz damals leisten? 1911 war jeder zehnte Badegast ein Kaufmann, dann folgten Industrielle, Ingenieure, Ärzte, Beamte, Offiziere, Juristen usw.. Arbeiter und Angestellte erwähnt die Statistik nicht. Sie hatten bis dahin keinen Anteil an den Badefreuden. Die Besucher kamen vorwiegend aus Berlin und den damaligen Provinzen Brandenburg und Pommern.

Seine eigentliche Blüte erreichte Binz erst unter der Arbeiter- und Bauern-Macht. Es wurde ein Bad der Werktätigen. So zählte man 1966 fast 70 000 Urlauber und 1979 waren es 96 000. Sie kommen überwiegend aus den Industriegebieten der DDR. Im westlichen Teil des Ortes entstehen bekanntlich weitere Ferieneinrichtungen des FDGB.

                                                                                                    Dr. A. Leube

Die Entdeckung Rügens im beginnenden 20. Jahrhundert

Die Passagierschiff- und Eisenbahnverbindungen

Um 1900 setzte ein rasanter Bäder- und Reiseverkehr nach Rügen ein. Es waren nicht nur die einmaligen breiten Sandstrände, die vielgestaltige Landschaft, die gewisse Unberührtheit der dörflichen und städtischen Kultur sowie die relative Fülle der beeindruckenden vorgeschichtlichen „Hünengräber“, sondern das gesunde Klima Rügens, das von Ärzten u. a. „bei Schwäche und Empfindlichkeit der Haut, Rheumatismus, Neurasthenie und Migräne“ empfohlen wurde, das den Besuch besonders der Familien mit Kindern anregte (Albrecht 1906-1907, 7). Weiterlesen

Die Entdeckung Rügens im 19. Jahrhundert

Die Passagierschiff- und Eisenbahnverbindungen

Bis zum Bau und der Eröffnung des Rügendammes im Jahre 1936 war Rügen nur mit einem Schiff erreichbar. Das hatte damals noch viele Reisende wegen der Seekrankheit – allerdings unnötig – abgeschreckt. Manche Reiseführer empfahlen dann: „Man halte sich auf dem Promenadendeck in frischer Luft, nicht in der Kajüte auf, vermeide in die Wogen zu sehen, richte vielmehr den Blick nach einem entfernten Gegenstand, sodass die schwankende Bewegung des Schiffes nicht zum Bewusstsein kommt. Es empfiehlt sich, dem Magen etwas Konstantes anzubieten, auch der Genuss eines Gläschen Portweins oder guten Cognacs ist nicht zu verachten“ (Schuster 1898, 10). Weiterlesen