Band 11 des „Greifswald-Stralsunder Jahrbuches“ mit zehn interessanten Artikeln über unsere Insel
( OZ, 6.1.1978) Ende 1977 erschien der 11. Band des „Greifswald-Stralsunder Jahrbuches“. Diese regionalgeschichtliche Zeitschrift – sie wird seit 1961 herausgegeben – veröffentlicht Forschungen aus und über den Nordosten unserer Republik. Von den 17 Beiträgen in diesem Band gehen allein zehn mehr oder weniger direkt auf Rügen ein. Dr. Harry Schmidt, Greifswald, untersucht die „Schmale Heide“ bis zum Jahre 1855. Die hier gelegenen Feuersteinfelder – sie entstanden zwischen 2000 und 1500 v. Chr. – wurden erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts teilweise aufgeforstet, solange galten sie als Tierweide.
Am Beispiel der ehemaligen Insel „Großer Stubber“ – der heutigen „Großer Stubber-Bank“ – einige Kilometer von Thiessow im Greifswalder Bodden zeigt L. Mohr, Greifswald, die zerstörenden Eingriffe des Menschen in die Natur während des vorigen Jahrhunderts. Die Insel war noch 1835 mit „Strauchwerk von ziemlicher Höhe“ bewachsen. Danach baute man hier Kies ab und entfernte die schützenden Findlinge. Mohr geht auch der Frage nach, ob dieses Eiland den Rest einer großen Landbrücke bildet.
Die breite Palette der Aufsätze umfasst dann Probleme der rügenschen Rechtsgeschichte und Eigentumsverhältnisse des hohen Mittelalters. In einer Untersuchung wird auch der Münzfund von Gingst, den Werner Plitzkow aus Gingst barg und dem Museum Stralsund übergab, der interessierten Öffentlichkeit vorgelegt. Die Münzen wurden 1631 während des Dreißigjährigen Krieges verborgen.
In einer umfangreichen Arbeit stellt J. Kornow, Greifswald, die Rolle der Arbeiterklasse bei der Entwicklung der Organe der Volksmacht in Mecklenburg von 1945 bis 1952 dar. Die Hauptrolle bei der politischen Orientierung in jenen ersten Jahren nahm die Initiativgruppe des ZK der KPD unter der Leitung von Gustav Sobottka ein. Als Instrukteure wirkten auf Rügen die Mitglieder Anton Switalla und Gottfried Grünberg. Gestützt auf authentische Materialien und Statistiken lässt sich der komplizierte Weg des Aufbaus der neuen Gesellschaft in mehreren Etappen nachvollziehen. Bei den Gemeindewahlen am 15. September 1946 gehörten von den 838 Gemeindevertretern Rügens 741 der SED an.
Analog dazu untersucht Franz Scherer, Greifswald, die Entwicklung der genossenschaftlichen See- und Küstenfischerei von 1945 bis 1957. Scherer unterstreicht die Hilfe der Sowjetischen Militäradministration beim Aufbau des Fischereiwesens. So konnte am 1. Januar 1949 mit zwölf Kuttern des VEB Ostseefischerei Mecklenburg in Sassnitz seine Arbeit aufnehmen 1954 entstanden in Dranske und Glowe die ersten rügenschen Produktionsgenossenschaften werktätiger Fischer (PWF, später FPG).
1957 kam es auf Anregung des 1. Sekretärs der SED-Kreisleitung Rügen, Georg Ewald, zur ersten Konferenz der Fischereiproduktionsgenossenschaften. Hier wurden die Überlegenheit sozialistischer Produktion herausgestellt und Fragen der innergenossenschaftlichen Demokratie und der Entlohnung nach dem Leistungsprinzip diskutiert. 1960 war die sozialistische Umgestaltung der See- und Küstenfischerei im Wesentlichen abgeschlossen.
Das „Greifswald-Stralsunder Jahrbuch“, Band 11, weist eine beträchtliche Vielfalt auf. Erfreulich ist dabei, dass in fünf Beiträgen unsere jüngste Vergangenheit dargestellt ist und damit auch dem Orts- und Betriebschronisten oder dem Geschichtslehrer, wie allgemein dem historisch Interessierten, Anhaltspunkte gegeben und Zusammenhänge analysiert werden. Man wünschte sich für die Zukunft auch Anschriften im Jahrbuch vermerkt, um Anfragen an die Verfasser richten zu können.