(OZ v. 24.12 1976)
Rumprekker brachte Peppernöt
Ursprünglich erwuchs die Sitte der Gabenverteilung (Äpfel, Nüsse, Süßigkeiten) aus alten winterlichen Kultbräuchen. Ausgeübt wurden sie durch vermummte Personen oder Tiergestalten. Daran erinnert noch der Name des „Knecht Ruprecht“ als rauher „Percht“. Im Niederdeutschen ist er als „Ruger Klaas“ bekannter.
Auf Mönchgut erschien – wie F. Adler mitteilte – der „Rumprekker“. Ertrug eine Gesichtsmaske und in der Hand eine Rute bzw. einen mit Holzasche gefüllten alten Strumpf. Sein Mitbringsel waren nur einige „Peppernöt“. Auch die Geschenke der Familienmitglieder untereinander wurden recht prosaisch mit den Worten „Hu, Julklapp“ zur Tür hineingeworfen. Das waren dann die schön verzierten Webbrette, Flachsschwingen, u. ä., die wir in den Museen von Garz, Göhren und Stralsund bewundern können.
Der kleine Tannenbaum, außerordentlich reich behangen mit Ketten getrockneter Pflaumen und Rosinen, Äpfeln, Nüssen und Gebäck in Tierform, wurde erst am nächsten Morgen angezündet. Das Festessen an diesem Tag war Schweinebraten mit Reis und Backpflaumen.
Auch in den anderen Teilen Rügens fand am Weihnachtsabend ein Umzug statt. Etwa bis 1830 zog ein Ziegenbock, gebildet aus zwei jungen Burschen, einem Laken und einem jugendlichen Reiter, in der Umgebung von Altefähr von Haus zu Haus. Mit zwei mächtigen Bockshörnern ausgestattet, ängstigte man die Kinder und erhielt schließlich eine kleine Gabe.
Der Ziegenbock konnte auch von einer Person, die auf einer Astgabel ritt, mit einem Laken gebildet werden. Vorn wurde ein geschnitzter Ziegenkopf getragen. Im damaligen Pommern hieß sie „Schnabuck“, und im Stralsundischen ritten der Ruklaas auf einem Schimmel und sein Begleiter Rumpsack auf einem Bock. Begleiter des „Schnabuckes“ trugen Kiepen mit Nüssen und Äpfeln und spendeten den Kindern, worauf sie von deren Eltern ein kleines Geldgeschenk erhielten. Dieser Umzug ist auf Rügen noch 1852 bezeugt.
Zuweilen war der Ziegenkopf mit einem Klapperinstrument verbunden und wurde dann als „Klapperbock“ bezeichnet. Trat an die Stelle des Ziegenkopfes ein Pferdekopf, war die Gestalt des Schimmelreiters gegeben. Dieses Brauchtum war im Südwesten unserer Insel verbreitet und erinnert an Umzüge und Gestalten, wie wir sie heute noch aus den Alpenländern kennen.
Die sogenannten heiligen zwölf Nächte umfassen den Zeitraum zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar (Heilige Drei Könige). Keine Zeit des Jahres besaß derartig viele abergläubische Gebräuche wie diese. Oft setzte man die Rauhnächte (rau = wilder Spuk) bereits mit dem Andreastag (30. November) an. In dieser Zeit wütete das „wilde Heer“. Fruchtbarkeitszauber, Dämonenabwehr und Totenehrung bestimmten fast alle Handlungen, die sich bis weit in die germanische Frühgeschichte zurück verfolgen lassen. Während dieser Zeit durfte nicht gewaschen und keine Wäsche getrocknet werden, da andernfalls einer aus der Familie sterben müsse. Man durfte nicht spinnen und nicht in der Erde graben.