(OZ v. 24.6.1987)
Zu den ältesten Gasthäusern in Sassnitz gehört auch der 1870 umgebaute alte Dorfkrug in der Friedrich-Karl-Straße, der dann als „Böttchers Hotel“ eröffnet und bereits 1934 als Wohnhaus genutzt wurde. 1898 empfahl man die großen Veranden, die herrliche Aussicht auf See und die vorzügliche Verpflegung. Der Inhaber Otto Böttcher hatte übrigens neben dem Hotel am Fahrnberg“ als einziger Telefonanschluss.
Die Entstehungsgeschichte des „Hotels am Fahrnberg“ ist auch etwas kurios. 1866 strandete bei Sassnitz ein holländisches Schiff, das mit Eichenholz beladen war. Um es nach geltendem Strandrecht auf Sassnitzer Strand zu holen, befestigte ein mutiger Schwimmer, Julius Böttcher, bei schwerem Seegang eine Leine am Schiff. Das Holz erwarb der Baumeister Paulsdorf aus Bergen, der 1869 davon das “Hotel am Fahrnberg“ erbaute. Es war „das“ Hotel, das ausschließlich von begüterten Kreisen aufgesucht wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor es an Bedeutung, da man nun auch die Hotels und Villen direkt am Meer bevorzugte.
Sassnitz wurde zunächst von Adelskreisen, besonders Offizieren mit ihren Familien, aufgesucht. Es waren diejenigen, die besonders an den preußischen Kriegen zwischen 1864 und 1871 verdient hatten. Auch die Kaiserliche Familie weilte mehrmals in Sassnitz, und am Uskan errichtete ein Prinz Blockhäuser (die „Prinzing Blockhäuser“ genannt wurden).
Bekanntester Gast war ja 1878 Johannes Brahms. Auch Theodor Fontane weilte hier und verewigte den Ortsteil Crampas in seinem Roman „Effi Briest“ (Major von Crampas).
Nach 1919 setzte sich ein bürgerliches Publikum durch, und die vielen schwarz-rot-goldenen Fahnen gaben Sassnitz den Beinamen „rotes“ Sassnitz (im unterschied zu Binz). 1925 hatte der Ort mit 25 600 Badegästen einen absoluten Höhepunkt.
Krieg und Nachkriegszeit mit der Aufnahme zahlreicher Umsiedler sowie veränderte Badegewohnheiten beendeten die Geschichte des Ortes Sassnitz als Badeort. Zahlreiche, noch im Baustil der Gründerjahre errichtete Villen und Hotels künden von jener Zeit. Besonders gut erhalten und geschmackvoll modernisiert sind das ehemalige „Hotel Viktoria“ in der Seestraße (später VEB Fischfang Sassnitz) oder der „Lindenhof“ (später Jugendclub) in der Bergstraße. So erhofft man sich auch für weitere Gebäude stilechte Rekonstruktionen in der Verantwortung für historisch Gewachsenes und ihrer Nutzung in unserer Gegenwart.