Die Entdeckung Rügens im 19. Jahrhundert

Die Passagierschiff- und Eisenbahnverbindungen

Bis zum Bau und der Eröffnung des Rügendammes im Jahre 1936 war Rügen nur mit einem Schiff erreichbar. Das hatte damals noch viele Reisende wegen der Seekrankheit – allerdings unnötig – abgeschreckt. Manche Reiseführer empfahlen dann: „Man halte sich auf dem Promenadendeck in frischer Luft, nicht in der Kajüte auf, vermeide in die Wogen zu sehen, richte vielmehr den Blick nach einem entfernten Gegenstand, sodass die schwankende Bewegung des Schiffes nicht zum Bewusstsein kommt. Es empfiehlt sich, dem Magen etwas Konstantes anzubieten, auch der Genuss eines Gläschen Portweins oder guten Cognacs ist nicht zu verachten“ (Schuster 1898, 10).

Bild-9.-Reisewege-nach-Rügen-Griebens-Führer-65-1906-1907

Die Kompliziertheit der Anreise Rügens im 19. Jahrhundert wurde durch eine Fülle Stettiner „Reiseführer“ (etwa Arthur Schuster), wie auch seit 1832 durch die von Karl Baedeker editierten Ausgaben, gemildert. Der Stettiner Schuster schwärmte: „Hörst Du den Namen „Rügen“ nennen, so kommt es über dich, wie ein wunderbarer Zauber“ (Schuster 1898, 7). Schuster kannte aber auch schon die „Rügenmentalität“ der hohen Preise und empfahl daher: „Thu Geld in deinen Beutel!“ Er lobte überhaupt die Ostseebäder: „Man hat mit Recht die großen sanitären Vorteile kennen und schätzen gelernt, welche die Ostseebäder gegenüber den kahlen Nordseebädern durch ihren Wald- und Seenreichtum, sowie ihr mildes, vor rauen Stürmen geschütztes Klima Erholung Suchenden bieten“ – und dabei ging er nicht einmal auf das Fehlen von Ebbe und Flut ein.

Dabei lassen sich für das 19. Jahrhundert einzelne Entwicklungsetappen feststellen. Grundsätzlich erreichte der Reisende die ihn interessierenden touristischen Attraktionen auf Rügen nur per Schiff von Stettin bzw. Swinemünde, von Greifswald und Stralsund aus. Dazu kamen die zwei Fährverbindungen Stralsund–Altefähr und Stahlbrode–Glewitz. Letztere wurde von den damaligen „Touristen“ aber kaum genutzt.

Bild-1.-Trajektverkehr-Album-von-Rügen-1906

Seit dem 1. Juli 1883 konnte man mit dem Eisenbahntrajekt übersetzen. Der erste Trajekt-Dampfer „Prinz Heinrich“ war 36 m lang und konnte nur drei Eisenbahnwagen und 250 Reisende aufnehmen (Ewe 1986, 252). 1889 folgte die „Stralsund“ und 1897 die „Saßnitz“. Der 1898 eingesetzte 81 m lange Fährdampfer „Putbus“ setzte bereits acht Eisenbahnwagen über.

Ausgangspunkt Stralsund und Anklam

Die Überfahrten mit dem Segelschiff von Stralsund nach Altefähr auf Rügen

Als Beginn des Reise-Tourismus nach Rügen wird man jene Zeit bezeichnen dürfen, da Stralsund noch nicht mit dem Zug erreichbar und der Postwagen Reisegefährt war. Von Stralsund aus ging es dann per Fähre nach Altefähr. Einen interessanten Einblick in die Fährfahrten von Stralsund nach Altefähr am Ausgang des 18. Jahrhunderts gab der Berliner Verleger J. C. F. Rellstab. Danach musste man in Stralsund am Abend zuvor ein Boot für Wagen und Pferde zur Überfahrt bestellen: „Für ein solches Boot, welches man für sich allein behält, bezahlt man 12 Groschen oder 24 Schilling dortiges Geld. Dies ist nicht viel … Eine kleine Stunde dauert diese Wasserfahrt … Gefahr ist nicht zu befürchten, weil, wenn die See sehr stürmisch ist, niemand übergesetzt wird“ (Rellstab 1797, 48).

1797 nutzte der Berliner Konsistorialrat Zöllner die Fähre von Stralsund nach Altefähr. Sein Fährschiff beschrieb er als einen breiten und flachen Prahm in der Art eines Ruderbootes (Zöllner 1797, 198 f.). Die Ruder wurden von den Fährleuten als „Rehms“ (Riemen, lat. remus – Ruder) bezeichnet. Zöllner brauchte genau 43 Minuten zur Überquerung bis zur „alten Fähre“ mit dem Fährhaus auf Rügener Seite. Von hier aus setzte er seine Fahrt nach Altenkirchen mit einem Kutschwagen fort. Rellstab hatte gleichfalls Mönchgut, Jasmund und Wittow mit einem Pferdewagen durchquert. Der aus Bergen stammende Historiker Johann Jacob Grümbke charakterisierte im Jahre 1819 die Wegeverhältnisse wie folgt: „Das Land hat freilich keine Chausseen, dennoch aber sind die Wege im Sommer meistens trocken und eben“. So ist es von besonderer Bedeutung, dass 1804 am Ausgang Sagards eine „tüchtige Steinbrücke“ – heute noch erhalten und erkennbar – erbaut wurde, über die der Hauptweg nach Stubbenkammer führte. (Grümbke Teil II 1819, 173 ff.).

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Rellstab erlebte die Landwege – offenbar meinte er damit die Hohlwege wie am Forsthaus Prora – etwas kritischer und klagte besonders über ihre Enge. Dennoch verließ er die Insel „mit dem Gefühl der angenehmsten Rückerinnerung alles genossenen Vergnügens auf Rügen“ (Rellstab 1797, 73). Die Pflasterung der Straßen Rügens setzte erst nach 1845 ein. Das gilt allerdings nur für die Chausseen Altefähr nach Bergen, Bergen nach Lauterbach und Bergen nach Sagard – erst in der Weimarer Republik entstanden neue asphaltierte Chausseen (so Kramm 1968, 50).

Eisenbahnverbindungen nach Rügen und auf Rügen

Der preußische Staat begann in den 1860er Jahren mit dem Bau einer Eisenbahnverbindung in den Norden Deutschlands. 1863 erreichte die Berliner Bahnlinie über Angermünde auch Anklam und wenige Monate später des gleichen Jahres Stralsund. Das sind gerade 150 Jahre her.

Anklam war seit 1720 der alte Grenzpunkt zwischen Preußen und Schwedisch-Vorpommern. Nun konnte man von Anklam mit dem Schiff entlang der Peene bzw. seiner Verlängerung – des Peenestroms – zunächst zur Provinzhauptstadt Stettin reisen. Von Stettin ging es mit größeren Dampfschiffen nach Rügen weiter.

Zwischen Lauterbach und dem damaligen kulturellen und touristischen Schwerpunkt Rügens in Putbus bestand eine gute Verbindung. So bot der Putbusser Fuhrunternehmer Jahn seinen „Omnibus“ in regelmäßigen Anschlüssen zu den Schiffsankünften an („Kreis- und Anzeigenblatt für den Kreis Rügen“ Nr. 66 v. 19.8.1863).

Bild 10. Blick in den Fischereihafen von Lauterbach. 1990

Blick in den Lauterbacher Fischereihafen, 1990

Stettin konnte man seit 1843 von Berlin aus mit dem Zug erreichen. Parallel dazu wurde die Bahnstrecke Berlin–Neustrelitz–Neubrandenburg–Stralsund durch den preußischen Staat erbaut. Am 1. Januar 1878 wurde sie vollendet.

Bild-7.-Das-als-Kopfbahnhof-errichtete-Bahnhofsgebäude-von-Stralsund.-2010

Auf Rügen setzte der Bau von Eisenbahnen erst ein, als Trajektfähren ihre Tätigkeit aufnehmen konnten. Danach ging es „recht schnell“: 1892 wurde zunächst die Bahnlinie Altefähr über Bergen nach Saßnitz ausgeführt. Dazu hatte man schon 1868 den Lietzower Straßendamm errichtet, an dem zuvor eine Fähre verkehrte. Von 1894 bis 1899 folgte in einzelnen Abschnitten der Bau einer Kleinbahn von Putbus nach Göhren. Parallel dazu folgten Kleinbahnlinien Altefähr nach Putbus über Garz, sowie Bergen nach Altenkirchen über Wiek auf Wittow. Sie wurden 1967 geschlossen und dienen heute zum Teil als Rad- und Wanderwege.

Am Ende des 19. Jahrhunderts hieß es dann Dank dieser Eisenbahnverbindungen: „Die Verkehrsmittel sind jetzt sehr bequem“ (Schuster 1898, 9). Das gilt aber begrenzt, denn häufig musste man vom Stralsunder Hauptbahnhof zu Fuß zur „Fährbrücke“ gehen, wo die Dampfschiffe an- und ablegten. Allerdings hatte Stralsund im Jahre 1900 eine elektrische Straßenbahn zwischen Bahnhof und Hafen im Bau. Die Reiseempfehlungen variierten natürlich je nach Herkunft der „Reiseführer“. So empfahl der Stettiner Arthur Schuster selbstverständlich „die angenehme Seefahrt“ von Stettin.

1898 gab es von Berlin aus täglich zweimalige D-Zugverbindungen nach Stralsund mit direkter Weiterführung bis Saßnitz-Hafen über „Stralsund–Hafen“, wo die Eisenbahnfähre abfuhr (Schuster 1898, 21). Die Fahrkarte kostete in der II. Klasse 22 Mark und in der III. Klasse 14,50 Mark. Im Jahr 1900 fuhr täglich vormittags ein Schnellzug von Saßnitz, der nachmittags in Berlin ankam. Was will man mehr!

Bild 8. Am Bahnhof von Dorf Gustow. Vor 1967. Repro

Kleinbahn am Bahnhof Gustow-Dorf. Vor 1967, Repro

Anklam-Greifswald–Rügen

Im Sommer 1889 wurde der eiserne Dampfer „Hebe“, der bisher für die Passagierfahrt Greifswald–Lauterbach-Seedorf–Groß Zicker eingesetzt war, ausgemustert und im Güterverkehr Anklam–Stettin eingesetzt (Stralsundische Zeitung v. 12. Juli 1889).

Nun verkehrte der Dampfer „Darss“ unter Kapitän Wallis auf der gleichen Rügenlinie. Der „Darss“ legte in Sondertouren (z. B. an Sonntagen) in Göhren, Binz, Sassnitz und dann in Stubbenkammer an. Er fuhr dazu morgens 6:30 Uhr von Greifswald ab und erreichte Greifswald wieder um 22:15 Uhr nachts. Montags fuhr der „Darss“ von Greifswald über Göhren, Binz und Saßnitz, um auf der Rücktour in Lauterbach anzulegen. An anderen Tagen wurde außerdem in Lohme oder in Thiessow angelegt. Die Hin- und Rundtour kostete zwischen zwei (Thiessow) und 4,50 Mark (Lohme).

Bild-2.-Lohme-Hafen-Album-von-Rügen-1906-Großfoto

   Stralsund-Rügen-Hiddensee

1885 bestand eine Schiffsverbindung zwischen Hiddensee und Stralsund, wie nach Breege und Lietzow. Damals erfolgte ein Ausbooten der Hiddenseer Passagiere an der dortigen Fährinsel. Erst 1892 wurde Hiddensee direkt angefahren.

Eine Verbindung zwischen Stralsund und Wittower Fähre, Vieregge und Breege über Hiddensee hielt der Dampfer „Germania“ aus Breege aufrecht, der auch noch 1898 verkehrte (Stralsundische Zeitung v. 1. August 1889; Schuster 1898, 21). In Breege gab es Fuhrwerke, so dass man nach Saßnitz, Lohme und Arkona weiterreisen konnte. Von Saßnitz aus konnte man mit den Dampfern „Saßnitz“ und „Rügen“ der Reederei Spruth die großen Bäder erreichen. Nach Hiddensee fuhr nachmittags von Stralsund aus der Dampfer „Caprivi“. Er legte in Kloster an und dampfte nach Wiek weiter. Dann gab es noch den Dampfer „Glückauf“, der von Stralsund aus täglich um den Süden Rügens nach Thiessow, Göhren, Sellin, Binz nach Saßnitz fuhr (Schuster 1898, 22).

Die Reise-Verbindung Berlin–Stralsund–Breege-Polchow bei Sagard

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann Sagard seine Bedeutung als Reise-Mittelpunkt zu verlieren. So hieß es in einem „Reise-Baedeker“: „Als Durchgangspunkt der nach Stubbenkammer Reisenden hatte der Ort in früheren Zeiten regen Verkehr, der durch die Dampfschiffahrt (sic) nach Polchow, sowie durch das Emporblühen des Badeortes Saßnitz sehr beeinträchtigt worden ist, da viele Reisende jetzt Sagard ganz unberührt lassen“ (Müller 1869, 117).

Bild-13.-Kapitän-Traut

Die Dampfschiffsverbindung von Stralsund über Schaprode, Wittower Fähre, Breege, Jasmunder Fähre (also Lietzow) und (zeitweise) Ralswiek über Polchow („Kreis- und Anzeige-Blatt für den Kreis Rügen“ Nr. 35 v. 2. 5. 1863) gab es seit dem 4. Mai 1863. Polchow liegt jedoch etwa eine Wegstunde von Sagard entfernt und diese Anlegestelle war z. B. von Bobbin mit weiterer Verbindung nach Stubbenkammer schneller erreichbar als von Sagard.

Bild 12. Polchower Hafen mit Rohr 2009

Der heute etwas verträumte Hafen von Polchow, 2009

Diese Linie befuhr das Schraubendampffschiff „Donner“ unter Kapitän Traut an jedem Wochentag. Die Fahrt dauerte von Stralsund aus fünf Stunden. Es gab eine I. und eine II. Klasse. In der I. Klasse kostete eine Fahrt von Stralsund über Wittower Fähre, Vieregge und Breege nach Lietzow immerhin einen Taler und in der II. Klasse nur 15 Silbergroschen (ein Taler hatte 30 Silbergroschen und ein Silbergroschen hatte 12 Pfennige). Vom 17. Juni 1863 an lief das Schiff die Jasmunder Fähre – gemeint war Lietzow – nicht mehr an, sondern verkehrte direkt nach Polchow: „Ein Boot zur Aufnahme der Passagiere liegt in Polchow stets bereit“ („Kreis- und Anzeige-Blatt für den Kreis Rügen“ Nr. 48 v. 17. 6. 1863; Nr. 51 v. 27. 6. 1863). Das Passagiergeld zwischen Stralsund und Polchow betrug für den I. Platz 1 Taler und 2½ Silbergroschen und im II. Platz 16½ Silbergroschen. Der „Donner“, der zu den Reedereien Heinrich Israel, Stralsund, und der Gebrüder Krause, Putbus, gehörte, verkehrte auch noch im November 1863 alle zwei Tage („Kreis- und Anzeige-Blatt für den Kreis Rügen“ Nr. 95 v. 28. 11. 1863).

Das Schiff blieb in Ralswiek die Nacht und man konnte den Weg von Polchow zum Schloss Spyker, Bobbin, Stubbenkammer „bequem zu Fuß machen“, es gab aber „überall bequeme billige Fuhrwerke“. („Kreis- und Anzeige-Blatt für den Kreis Rügen“ Nr. 58 v. 22. 7. 1863).

Bis 1863 verkehrten die beiden Dampfer „Anclam“ und „Sonne“ zur Schiffsverbindung von Anklam. Hier von Anklam aus hatte man die Zugverbindungen nach Stettin und Berlin. Beide Dampfer fuhren nach Lauterbach und 1898 sogar nach Kleinhagen. In Kleinhagen konnte man ein Fuhrwerk mieten und nach Göhren weiterreisen.

Bld 14. Die Reste des Bollwerkes von Kleinhagen. 2005

Die Reste des Bollwerkes von Kleinhagen, 2005

Der Dampfer „Anklam“ von Greifswald nach Lauterbach usw.

Von Greifswald aus wurde mit dem Schiff eigentlich nur der Südosten Rügens – also nicht mehr Lauterbach – angefahren. Dazu gab es eine Querverbindung von Göhren aus, denn man erreichte hier den Dampfer „Rügen“ unter Kapitän Peters, und mit diesem ging es nach Binz, Saßnitz und Lohme. Kapitän Peters verkehrte bereits im Sommer 1889 zwischen Greifswald und Rügen. Sein Schiff gehörte der Greifswalder Reederei August (später Sohn Heinrich) Spruth (Stralsundische Zeitung v. 12. Juli 1889). Das Dampfschiff „Rügen“ – demnach ein „Veteran der Schifffahrt“ – verkehrte bereits 1863 nach Stubbenkammer: „Wenn die Witterung es gestattet, findet bei Stubbenkammer eine Landung und ein Aufenthalt von 2 bis 3 Stunden statt“ („Kreis- und Anzeige-Blatt für den Kreis Rügen“ Nr. 66 v. 19. 8. 1863). Später hat man dann „Abendfahrten mit elektrischer Beleuchtung der Kreidefelsen“ angeboten (Schuster 1898, Anhang 5).

Greifswald konnte man seit 1863 mit der Eisenbahn erreichen. Hier lag 1898 der Dampfer „Anklam“ unter Kapitän Buchholtz, der 14:30 Uhr – der Zug erreichte von Berlin aus Greifswald um11:30 Uhr – täglich nach Lauterbach fuhr. 1898 benötigte der Dampfer dazu nur zwei Stunden. Kapitän Buchholtz fuhr dann weiter nach Thiessow, Göhren und Sellin. Sellin erreichte er 17:45 Uhr. Natürlich musste auch hier überall „ausgebootet“ werden. 

Bild 3. Der heutige historische Hafen von Greifswald am Ryck. 2009

Greifswald. Blick auf den Fluss Ryck mit dem heutigen historischen Hafen, 2009

1898 fuhr zeitgleich der Dampfer „Mönchgut“ täglich um 14:30 Uhr von Greifswald nach Thiessow, Göhren und Sellin. In Göhren hatte man Anschluss zum Dampfer „Rügen“, der nach Binz, Saßnitz und Lohme weiterfuhr.

Über Stettin nach Rügen

Die Salonschiffe der Dampfschiffs-Akteingesellschaft Braeunlich

Am 24. Oktober 1896 entstand in Stettin eine weitere wichtige Fährschiffsverbindung auf der Ostsee. Damals wurde die „Dampfschiffs-Aktiengesellschaft mit beschränkter Haftung J. F. Braeunlich“ gegründet (Stralsundische Zeitung v. 25. Oktober 1896). Auch dazu gab es einen Vertrag – er war auf zehn Jahre terminiert – zwischen der deutschen Postdirektion und der genannten Firma. Braeunlich sollte täglich von Stettin mit Passagieren und der Post Schweden anfahren und dabei eine Reisedauer von vier Stunden garantieren. Als Beginn der regelmäßigen Überfahrt wurde der 1. Mai 1897 festgelegt. Der Reeder Dr. Braeunlich hatte einen Dampfer auf der „Oderwerft“ in Arbeit, der zwar 584 000 Mark kosten sollte – er bekam jedoch 100 000 Mark Subvention von der deutschen Post. Ihm stand ein Gesellschaftskapital von einer Million Mark zur Verfügung, von den 0,5 Millionen Mark das Bankhaus Hansemann, Berlin, Stettiner und Berliner Firmen übernahmen. So konnte er einen zweiten Dampfer – es war die „Freia“ – erwerben.

Bild 5. Szczeciń (Stettin) Blick vom Hafen auf die Hakenterasse. 2009

Szczeciń (Stettin) Blick vom Hafen auf die Hakenterasse, 2009

Bild 4. Das breite Stettiner Hafenbecken unterhalb der Hakenterrasse. 1999

Szczeciń (Stettin). Blick auf das breite Hafenbecken unterhalb der heutigen Hakenterrasse, 2009

Schon zwei Jahre später – also im Jahre 1898 – gab es „Bäder-Verkehrsbüros“ dieser Stettiner Firma zwischen Berlin, München, Köln, Breslau, Posen und Wien. „Sommerkarten mit 45tägiger Gültigkeit“ gab es auf 41 Bahnstationen zwischen Altenburg und Zwickau. Eine Fahrkarte II. Klasse kostete von Berlin nach Stettin 26,20 M, von Breslau 45,90 M. und von Leipzig 41,10 M. Das Gepäck wurde abgeholt und war bis zu 25 kg frei.

Vom Berliner „Stettiner Bahnhof“ – heute rudimentär als „Nordbahnhof“ erhalten – aus gab es zwei Schnellzüge, die nach zwei Stunden Stettin erreichten. Die Dampfer fuhren 11.30 von der Stettin „Hakenterrasse“ ab und erreichten nach acht Stunden Seefahrt abends den Hafen von Saßnitz. Allerdings nahm das Schiff Passagiere in Swinemünde auf und hielt in Heringsdorf. Reisende nach Göhren und Binz mussten zunächst noch „ausgebootet“ werden.

 

Verwendete Literatur:

Albrecht, K.: Die Insel Rügen. Praktischer Führer nach und auf der Insel. Berlin, 1906-1907 (auch als Griebens Reiseführer Band 65. Berlin, 1906-1907 zitiert).

Album von Rügen. Fotoband. Globus-Verlag. Berlin, 1906

Bley, P.: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Berlin, 2002

Ewe, H. Rügen. Rostock,1986

Grümbke, J. J.: Neue und genaue geographisch=statistisch=historische Darstellungen von der Insel und dem Fürstentume Rügen. Zur nähern und gründlichen Kenntnis dieses Landes. Band I und II. Berlin, 1819

Kramm, H. J.: Ökonomisch-geographische Exkursionen. Gotha und Leipzig, 1968

Kreis- und Anzeige-Blatt für den Kreis Rügen. Putbus, 1863

Müller, E.. : Die Insel Rügen. Berlin, 1869

Rellstab, J. C. F.: Ausflucht nach der Insel Rügen durch Mecklenburg und Pommern. Berlin, 1797

Schuster, A.: Führer durch die Insel Rügen. Stettin, 1898

Stralsundische Zeitung. Stralsund, 1889 und 1898

Zöllner, J. F.: Reise durch Pommern nach der Insel Rügen und einem Theile des Herzogthums Mecklenburg, im Jahre 1795. Berlin, 1797