(OZ v. 10.6.1987)
Zu den Jubiläen, die Sassnitz in letzter Zeit beging, gehört auch der 150. Jahrestag als Badeort. Zwar wird allgemein1824 als Gründungsjahr angesehen, doch scheint sich ein kontinuierlicher Besuch durch Badegäste erst 1835 durchgesetzt zu haben. Demnach beging die Stadt 1985 eine bemerkenswerte Jubelfeier. Wenngleich Saßnitz inzwischen ein anderes Gesicht erhielt und der Schwerpunkt des Wirtschaftsgeschehens im Fährverkehr und in der Fischerei zu sehen ist, kündet doch das östliche Stadtbild – besonders das alte Saßnitz – von dieser einst prägenden Geschichte.
1857 hatte Sassnitz (ohne das westlich gelegene Crampas) etwa 200 Badegäste. Wenige Jahre später errichteten die Fischer Hinrich Kruse und Karl Ruge auch die ersten ein- bis zweistöckigen Steinhäuser. Es ist ein Kennzeichen Sassnitzer Entwicklung, dass der Hotel- und Villenbau zunächst und wohl auch im Wesentlichen von den einheimischen Fischer- und Bauernfamilien getragen wurde. Größere Bodenspekulationen erfolgten meines Wissens nur in Crampas (z. B. im Gebiet der heutigen Walterstraße) durch eine „Stralsunder Gesellschaft“.
Als ältestes Hotel gilt der am Steinbach gelegene „Sassnitzer Hof“, der bis etwa 1924 den Namen „Hotel Bristol“ trug und ursprünglich als Küsters Hotel oder Restaurant (plattdeutsch Küsters resterie) bekannt war und bereits 1853 häufig aufgesucht wurde. Der Besitzer Magnus Küster (gestorben 1881) war zugleich auch Inhaber der umfangreichen Kreidefabrik. Nur in den unteren Räumen befanden sich Gastzimmer. Die oberen beiden Stockwerke dienten als Trockenschuppen für die Kreide. Erst 1875 wurde das Gebäude zu einem Hotel ersten Ranges ausgebaut.
Magnus Küsters Sohn Malte (gestorben 1913) übernahm das Erbe und wurde der reichste Mann im Ort. Er war aber auch der bestgehasste Mann in Sassnitz, wie ältere Quellen berichten, da einmal seine Steuern nach Crampas flossen (der „Sassnitzer Hof“ lag auf Crampasser Gemarkung) und das Ansehen von Sassnitz als Badeort durch die kahlen Kreideberge und die weißen Kreideabwässer litt. Malte Küster ließ andererseits den Kurplatz aufschütten und befestigen. Hier war ursprünglich eine Meeresbucht. Oberhalb der Ufermauer errichtete er 1894 das Restaurant „Bieramare“ (später „Miramare“). Da er mit der Gemeinde Sassnitz wegen der Ausdehnung des Kreideabbaues in die Forst Stubnitz verfeindet war, ließ er später einen Zugang durch „Miramare“ auf zwei Meter Breite verengen und mit einem Drahtzaun verkleiden. Es wird berichtet, dass die Gäste durch sein Grundstück wie in einem Käfig gingen und bei Regenwetter mit einem Schirm sein Grundstück meiden mussten. 1905 verkaufte er dieses Grundstück schließlich für eine erhebliche Summe an die Gemeinde.
Sehr geehrter Prof. Dr. Leube,
auf dem oben gezeigten Bild ist nicht die „Villa Albert“ in Sassnitz zu sehen, sondern die Villa Albert in Lohme. Da wir nur wenige ältere Fotos von unserem zu Hause besitzen, möchten wir anfragen, ob noch weitere Fotos von der Villa Albert existieren.
Mit freundlich Grüßen
Ulrich Breitenfeldt