(OZ v. 10.1.1978) „Rügen von A bis Z“ heißt eine lexikonartig aufgebaute Broschüre von Heinz Lehmann und Renate Meyer, die nun bereits in zweiter erweiterter Auflage erschienen ist. Wie der Untertitel verrät, vermittelt das Büchlein „Wissenswertes in Kürze von Arkona bis Zudar“. Es enthält 156 Stichworte über die Geschichte der Insel, ihrer Städte und Dörfer, über Geographie, Geologie und Biologie, über Volkskunde, Dichtung und Malerei, über Schifffahrt, Fischerei, Technik Industrie und über Touristik. Den Autoren ist zu diesem Buch nur zu gratulieren, da nach längerer Zeit wieder ein umfangreicher Überblick über die Insel Rügen gegeben wird.
Natürlich kann man über die Auswahl der Stichworte und über deren Informationsgehalt mitunter geteilter Meinung sein. So haben die Verfasser zwar die gewaltigen ökonomischen und sozialen Veränderungen Rügens in der Ortsgeschichte dargestellt, dennoch wäre es wünschenswert, besonders resümierende Stichworte wie „Landwirtschaft“ und „Tierzucht“, u. ä. einzubauen. Nahezu vergessen worden ist der Sport. Auf Rügen gibt es aber aktiven Motor-, Pferde-, Schach-, Segel- und Ballsport. Erinnert sei auch an das Sundschwimmen oder an die Göhrener Sportakrobaten als ständige DDR-Meister.
Einige Unklarheiten und veraltete Auffassungen (Geschichte und Geologie betreffend) sollten durch Konsultationen mit den entsprechenden Fachstellen behoben werden.
Eine empfehlenswerte Lektüre bildet auch das Buch „Vom Badekarren bis zum Strandkorb“ von Horst Prignitz. Mit großer Sorgfalt, gründlichem Materialstudium und in gelungener Umsetzung (Zeichnungen von Inge Brüx-Gorisch) wird hier der Geschichte des Badewesens an der Ostseeküste nachgegangen. Prignitz bemühte sich um die Wiedergabe von Gemälden, Zeichnungen oder Fotos aus den Anfängen des Badewesens. Die Anfänge dieser Entwicklung auf Rügen (Badeorte Sagard und Putbus) sind sehr detailgetreu wiedergegeben.
Nach 1880 entwickelte sich Rügen zum größten Erholungsgebiet an der Ostsee. Im Jahre 1900 gab es bereits 44 000 Badegäste. Als beliebte und auch damals begehrte Ostseebäder galten Sassnitz-Crampas, Binz und Göhren. Besonders Angehörige der Geldaristokratie suchten die teuren Bäder Rügens und Usedoms auf, daneben aber auch Angehörige des Adels, Kaufleute, Gutsbesitzer, Beamte, Handwerker und dergleichen. Die Masse der Bevölkerung hatte auch um 1900 und danach keine Möglichkeit, ins Bad zu fahren, da das Geld fehlte und es noch keine Urlaubsregelung (mit einigen Ausnahmen) gab.
Prignitz erinnert dazu an den mühevollen Anfang nach 1945. Schwarzhändler und Schieber trieben ihr Unwesen. So wurden für ein Pfund Dorsch 20 bis 30 Mark und für eine Kanne „Muckefuck“ 3,59 Mark verlangt. 1947 begann aber der FDGB-Feriendienst, diesen Auswüchsen ein Ende zu setzen. So wurde der Ostseebezirk zum führenden Urlaubszentrum der DDR. – Ein umfangreicher Anhang und eine Literaturauswahl gestatten weiterführende Studien für Interessenten.