(OZ v. 24.11.1976) Mit dem Ausbau des Verkehrswesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – ins besondere im Transit- und Personenverkehr – wurde die Errichtung einer festen Verbindung zwischen Rügen und dem Festland eine lebenswichtige Notwendigkeit. 1863 erreichte man Stralsund von Berlin aus mit dem Zug. Zwanzig Jahre später entstand die Bahnlinie Altefähr-Bergen, verbunden mit der Trajektfähre über den Strelasund.
1909 wurde die Trajektverbindung nach Schweden über Sassnitz in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit erfolgten täglich bis zu 90 Fährschifffahrten über den Sund.
Erste Pläne, den Sund mittels Tunnel oder Hochbrücke zu überwinden scheiterten an dem üblichen Geldmangel der Regierung für derartige Projekte. In der Hoffnung auf schwedische Hilfe begann man schließlich 1932 während der Weltwirtschaftskrise stockend mit den ersten Arbeiten, die später meist als Notstandsarbeiten erfolgten und mit der Einweihung am 5. Oktober 1936 abgeschlossen wurden.
Diese neue Verbindung verkürzte den Personenverkehr um eine Stunde, und den Güterverkehr sogar um 11 Stunden. Zweifellos spielte der Rügendammbau auch eine militärisch-strategische Rolle. Die dann folgende Einbeziehung der Insel in die Aufrüstung des faschistischen Deutschland beweist das. Wenige Tage vor Kriegsende wurde der Rügendamm von zerstörungswütigen Wehrmachtsoffizieren gesprengt. Erst im Oktober 1947 konnte er wieder befahren werden.
Die Anlage des Rügendammes – die Gesamtlänge wird ursprünglich mit 2 450 Metern angegeben – war in ihrer Zeit eine technische Meisterleistung. Man verbaute 11 800 Tonnen Eisen und Stahl, sowie 48 000 Kubikmeter Beton. Es waren 2,6 Kubikmeter Boden zu bewegen. Der Strelasund zwischen dem Dänholm und Rügen wurde durch eine auf neun Pfeilern ruhende Stahlkonstruktion überbrückt. Die Pfeiler reichten bis zu der Tiefe von 24 Metern Zwischen dem Dänholm und Stralsund errichtete man eine Klappbrücke (nach dem Prinzip des Waagebalkens), die sogenannte Ziegelgrabenbrücke von 270 Meter Länge.
Die 540 m lange Eisenbahnbrücke wurde 1936 als erste voll geschweißte Großbrücke von der Firma Krupp erbaut. Nach der Sprengung durch die flüchtende deutsche Wehrmacht konnte der Damm erst ab Oktober 1947 wieder benutzt werden. 1961 baute man am Widerlager A (Dänholm) ein 42 m langes Überbauteil neu ein. Wegen des wachsenden Zugverkehrs musste im Dezember 1986 die Höchstgeschwindigkeit von 90 auf 30 km/h herabgesetzt werden. Vom 9. bis 13. 5. 1990 wurde der stählerne Überbau der alten Brücke mit Hilfe von Schwimmkränen durch vormontierte Neuteile ersetzt.
Der Rügendamm gehörte bis zum Jahre 2007 zu den am meisten befahrenen Straßen- und Schienenabschnitten. Innerhalb von 24 Stunden passierten damals bis zu 12 000 Kraftfahrzeuge und rund 80 Eisenbahnzüge dieses Nadelöhr. 2004 begann man mit dem Bau einer zweiten, parallel verlaufenden Strelasundquerung, die 2007 der Öffentlichkeit übergeben wurde. Es ist eine mächtige und 4,7 km lange Rügendamm- Brücke, die teilweise 42 m über den Strelasund verläuft und von bis zu 128 m hohen Pylonen getragen wird. Die wurde vom Architekten André Keipke entworfen und am 20. Oktober 2007 durch Frau Dr. Angela Merkel eröffnet (www.stern.de/panorama/ruegendamm-bruecke-zum-vergnuegen-auf-ruegen-600512.html). Gegenwärtig werden beide Rügenzugänge gleichzeitig genutzt.
Vielen Dank! Allerdings hat sich ein Fehler bei den Kubikmetern eingeschlichen, die für den Rügendamm bewegt werden mussten. 2,6 Kubikmeter Boden? oder 2,6 Tausend, Millionen?
Viele Grüße von Christiane de Carvalho