Kriege verschärften das Bauernlegen

(OZ v. 9.7.1986, Fortsetzung)

Sehr detailliert sind wir über die Entstehung des Ackerwerkes in Philippshagen in der heutigen Gemeinde Middelhagen auf Mönchgut informiert, 1601 übernahm Herzog Philipp Julius die pommersche Herzogwürde. Er galt als „verschwenderisch und freigebig wie keiner seiner Vorfahren“. Um die herzoglichen „Revenuen“ von der Insel Rügen zu erhöhen, beschloss er, die Ackerwerke auf Rügen zu verdoppeln. Bisher bezog er an Geldzins von Mönchgut etwa 500 Gulden. Diese Summe wollte er verdoppeln.

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Altes Schulhaus in Middelhagen 1954

Die Bauernschaft bot 400 Gulden zusätzlich an, um die Einrichtung eines Ackerwerkes zu verhindern, denn „wenn man es ihnen aufdringen wollte, so müssen sie zu Bettlern werden oder bald verlaufen“. Da ihm die Summe zu niedrig war, wurde der Vertrag zur Gründung des Ackerwerkes am 19. Mai 1607 mit dem Landvogt Joachim Scheele abgeschlossen. 1608 erfolgte die Räumung im Dorfe Hagen, das damals aus Klein-, Middel- und Grotenhagen bestand. Acht Bauern und sieben Kossäten wurden in Grotenhagen gelegt und nach Klein- und Middelhagen, Göhren, Alt Reddevitz und Lobbe umgesiedelt. Sogar die Abrisshölzer behielt man ein. Das neue Gut wurde zu Ehren des Herzogs „Philippshagen“ genannt.

Wie viel menschliches Leid und Ungerechtigkeit verbergen sich hinter diesen einfachen Zahlen und Fakten. Philippshagen war eine Domäne (staatlicher Besitz) von etwa 400 ha Größe. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte ein Vorwerk in Lobbe dazu. Auch die Fischerei auf der Having , ein Mühlenwesen, und die Jagd in den Forsten bis Thießow unterstanden dem Gut. Nach 1945 wurde es unter Mönchgutern und Umsiedlern aufgeteilt und wurde zu DDR-Zeiten dann von der LPG Sellin bewirtschaftet.

Eine Verschärfung des Bauernlegens trat durch die Ereignisse des 30jährigen Krieges und der folgenden Kriege (1675 bis 1679, 1700 bis 1715) ein. Sie führten zum materiellen Ruin der Bauern und zu einer beträchtlichen Entvölkerung Rügens. Die zerstörten Dörfer wurden zu Gütern geschlagen, da ein Neuaufbau aus rechtlichen und finanziellen Gründen nur dem Adel möglich war. 1630 entstand das Gut Varbelvitz, wo es 1577 noch fünf Bauernhöfe gegeben hatte. Wenig später legte man auch die Bauern in Kubitz und gliederte ihre Ackerflächen ein.

1690 wurde das Gut Klucksevitz (Haidhof) gebildet, wo für 1577 drei Bauernstellen überliefert sind. 1677 entstanden die Höfe in Nadelitz und Proßnitz. In der Regel wurden die „gelegten“ – also enteigneten – Bauern in den Nachbardörfern angesiedelt. So verschwand bereits im 16. Jahrhundert ein beträchtlicher Teil der selbständigen Bauern und Bauerndörfer.

 

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