(OZ v. 24.12.1976)
Das christliche Weihnachtsfest wurde zu DDR-Zeiten als das Fest des Friedens und der Völkerfreundschaft bezeichnet.
In den Weihnachtsfeiertagen können wir uns auf das im vergangenen Jahr Vollbrachte besinnen und Kräfte für das neue Jahr sammeln.
In diesem Grundgedanken besitzt Weihachten eine uralte Wurzel.
Die heutige Form des Feierns sowie viele Bräuche und Sitten gehen auf eine Mischung vorchristlicher Hochwinterfeste zum römischen Jahresbeginn am 25. Dezember zurück, dem Tag der unbesiegbaren Sonne. Die Christen feiern die Geburt Jesu.
Die Germanen Mittel- und Nordeuropas begingen in der Mitte des Dezembers ihr Mittwinterfest, das sogenannte Julfest. Mit der Sonnenwende verbanden sie einen Kampf mit den Dämonen und übten Fruchtbarkeits- und Toten-Zeremonien aus. Manches davon hat sich bis in die Gegenwart erhalten, so die Umzüge der Jugend, der Schimmelreiter und die Klapperböcke gegen Geister des Unheils. Einige Tiere hießen bezeichnenderweise „de swarte Oß“. Besonders gefährdet waren die 12 Nächte nach dem 25. Dezember (bis zum 6. Januar, dem christlichen Tag der Heiligen Drei Könige). In dieser Zeit durften bestimmte Speisen (z. B. Hülsenfrüchte) nicht gegessen werden. Man räucherte mit Wacholder, versteckte den Waschlappen (weil er den Tod bringt) und stellte als Schutz die Axt vor das Haus.
In dieser sturmreichen Zeit tobte der „wilde Jäger“ oder auch der „Wode“ bzw. „de Wor“ durch die Lüfte. Es ist die Erinnerung an die germanische Gottheit Wodan. Viele Sagen gab es auf Rügen über ihn. So traf man ihn in den Ralswieker Bergen, in der Garzer Heide und auf den Dollahner Höhen. Als Schimmelreiter ist er aber auch den Fischern begegnet.
Obwohl es bei den Völkern schon seit frühen Zeiten auch eine Baumverehrung gab, ist die Sitte des Weihnachtsbaumes noch sehr jung. Erst seit dem 16. Jahrhundert ist er bei uns nachweisbar. Eine Sonderform bei den Küstenbewohnern war der sogenannte Bügelbaum aus Hölzern, der mit Kerzen, Nüssen und Backwerk geschmückt wurde. Ihn gab es einst auf Hiddensee. Aber auch Stechpalme, Mistel und Wacholder als immergrüne Gehölze, denen man eine besondere Lebenskraft nachsagt, wurden in der Weihnachtszeit verwendet.
Der Weihnachtsmann als Glücksbringer und Verteiler von Geschenken erinnert sehr stark an den germanischen Gott Wodan. Ursprünglich verteilte nur der Nikolaus am 6. Dezember die Geschenke. In der Gestalt des „Herrn Winter“ als gutmütigen, Pfeife rauchenden alten Mann mit weitem Mantel tritt uns der Weihnachtsmann sogar erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts entgegen und wurde eigentlich erst von dem bekannten Maler Moritz von Schwind geschaffen.
Im winterlichen Brauchtum spielte früher auch der 11. November, der Martinstag, eine Rolle, da mit ihm das wirtschaftliche Jahr des Bauern endete. Jetzt wurde die gemästete Gans geschlachtet und man sagte: Ist St. Martins Gans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schauen. Ist sie aber weiß, so kommt weniger Schnee als Eis. Auch das Schweineschlachten fand jetzt statt – daher trug der 11. November auch die Bezeichnung „Speckmärten“.