Die Bodenreform auf Jasmund

Zu den entscheidenden historischen Ereignissen, die nach 1945 das Leben auf Jasmund prägten, gehört die Durchführung der Bodenreform.[1] Eine detaillierte Aufarbeitung dieser Geschichtsetappe begann 1964 mit der (ungedruckten) Dissertation „Die Vorbereitung und Durchführung der demokratischen Bodenreform im Kreise Rügen“ des aus Granskevitz stammenden Herbert Schäwel (13. August 1924 – 17. April 2015).[2] Diese Dissertation ist sehr (KPD-)parteilich gehalten. Vor etwa einem Jahrzehnt behandelte der Historiker und Pastor Martin Holz die Bodenreform auf Rügen und sah in ihr mit gebotenen Einschränkungen auch eine „Arbeitsmöglichkeit für Flüchtlinge und Vertriebene“ (Holz 2004, 36 ff.).

Abb. 1. Klassenlehrer Herbert Schäwel( 1924-2015) im Jahre 1954. II

Abb. 1. Der Rügener Historiker Prof. Dr. Herbert Schäwel als Junglehrer an der Bergener
Ernst-Moritz-Arndt Oberschule im Jahre 1954. Aufnahme: Sammlung A. Leube.

                                  Der Rügener Historiker Herbert Schäwel (1924-2015)

Herbert Schäwel sah nahezu 20 Jahre später kaum Probleme in der Durchführung der „Reform“ und ignorierte jegliche Übergriffe (Abb. 1). Seine einseitige politische Haltung ergab sich aus der Herkunft als Landarbeiterkind und als Knecht. So wurde Herbert Schäwel als Sohn eines Landarbeiters und dessen Ehefrau Lina (geb. Kummerow) in Granskevitz geboren. Die Familie verzog noch vor 1930 nach Neu Reddevitz, wo Schäwel von 1930 bis 1938 die Einklassenschule besuchte. Nach der Rückkehr aus dem Kriege nahm er 1947 eine Ausbildung als Lehrer in Putbus wahr. Im März 1949 vertiefte er seinen Schuldienst mit den Lehrerprüfungen in den Jahren 1950 und 1952. Danach qualifizierte er sich als Mittelstufen-Lehrer und von 1955 bis 1960 als Lehrer der Oberstufe an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam (Schäwel 1964, Lebenslauf). Nach der Promotion 1959 wechselte er an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald als wissenschaftlicher Assistent am „Institut für Geschichte“ und 1970 an die „Sektion für Marxismus-Leninismus“. 1976 habilitierte er sich und erhielt eine Professur „für die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“.[3] 1985 wurde er mit 61 Jahren vermutlich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig emeritiert.

Der Beginn einer Boden- und Güterenteignung setzte am 3. September 1945 in Sachsen-Anhalt ein mit dem Ziel „Naziaktivisten und Kriegsverbrecher“ sowie den Großgrundbesitz über 100 Hektar entschädigungslos zu enteignen (z. B. Herbst et al. 1994 I, S. 19). Demnach hätten manche Güter – wie Groß Bandelvitz bei Altefähr mit seinen 212 Morgen (53 ha) – nicht enteignet werden dürfen. Dazu waren viele Güter auf Rügen in Stralsunder Kirchen-, Kloster- und Stiftungsbesitz und stets nur verpachtet gewesen. Unter der Parole „Junkerland in Bauernhand“ stimmten in begrenztem Maße auch andere ostdeutsche Parteien zu. Allerdings hatte die CDU unter ihrem Vorstandsmitglied Jakob Kaiser (1888-1961) am 27. November 1945 eine weitere Mitwirkung in bzw. an der Bodenreform abgelehnt, wie auch der Gründungsvorsitzende der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Andreas Hermes (1878-1964) Mitte Dezember 1945 grundsätzlich Bedenken gegen die entschädigungslose Bodenreform  aussprach (nach Schäwel 1964, S. 136 f.).

                           Die Bodenreform auf Jasmund 1945 und die Akteure

Zunächst entstand seit dem Aufruf zur Gründung der Parteien auch in Sagard eine Ortsgruppe der KPD. Sie begann am 11. Juni mit einem Aufruf der KPD und im Juli 1945 mit der „Vorbereitung der demokratischen Bodenreform“. Eine der führenden Personen Rügens, der die Bodenreform vorantrieb, war der stellvertretende Landrat und Vorsitzende der Kreisbodenkommission Karl Kappes (1912-?), über den der von Rügen stammende Historiker Herbert Schäwel schreibt: „Gen. Kappes kam im Februar 1942 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Als ehemaliges Mitglied des KJVD suchte er nach politischer Betätigung. Er lernte Arthur Pieck kennen und besuchte noch im selben Jahre eine „Antifaschule“. Kappes arbeitete dann als Frontbeauftragter an der „2. Belorussischen Front“ und kam mit der Funktion des stellvertretenden Landrats im Kreis Rügen, wo er am 19. Mai 1945 eintraf“ (so Schäwel 1964, S. 94, Anm. 3).

Damaliger Landrat war der Gymnasiallehrer Dr. Hugo Blohm, der unwillig die Bodenreform mit dem Kreislandwirt Kahl betrieb. Über Kahl vermerkte Schäwel: „Kahl war Pächter von Prissvitz und hatte es verstanden, sich in das Vertrauen der Besatzungsmacht einzuschleichen. Er wurde Leiter der Abteilung Landwirtschaft und hatte immer wieder Gelegenheit, gegen die Bodenreform zu arbeiten“ (Schäwel 1964, S. 94, Anm. 2).

Am 2. September 1945 kam es in Bergen zu einer Sitzung des „Antifablocks“. Hier trat der Landarbeiter Paul S(chulz) (KPD) aus Neddesitz auf und erklärte, daß „die Güter der Feudalherren den Bauern im 15. und 16. Jahrhundert gestohlen wurden – „warum sollen wir heute vor der Enteignung zurückschrecken? Ich bilde mir ein, genauso rechnen zu können wie jeder Großgrundbesitzer. Auch Ihr könnt das“ (Börst 1983, S. 14). Im September 1945 wurden nun „Gemeindebodenkommissionen“ gebildet, die die Flächen sowie das gesamte tote und lebende Inventar zu erfassen hatten. Die ersten Aufteilungen auf Jasmund erfolgten in Dargast am 3. Oktober 1945 sowie  in Wostevitz und Dubnitz am 8. Oktober 1945 (Börst 1983, S. 16).

Der Vorgang der Güteraufteilung

Die Mehrzahl der Güter Rügens war bis Ende Oktober 1945 aufgeteilt (Schäwel 1964, S. 102). Für den Ort Sagard kamen sechs Güter in Betracht, deren Inhaber mit einer Ausnahme alle Pächter waren. So gehörten Marlow, Mönkendorf, Polchow und Polkvitz dem Fürsten zu Putbus, Quoltitz dem Stralsunder Kloster St. Annen und Brigitten (Schäwel 1964, IX). Nur Vorwerk war in Privatbesitz der Familie Lietz, während Gr. Volksitz – auch im Besitz der Putbusser Fürstenfamilie – von Schäwel nicht aufgeführt wird:

Tab1

Tab. 1 . Bodenreform-Statistik in Hektar-Flächenmaß. Stand der
Verteilung am 17. November 1945 (Schäwel 1964, S.102)

In Sagard ergab sich bei einem Stand vom 17. November 1945 noch ein erheblicher „Restbestand“ an aufzuteilender Fläche (Tab. 1). Das hatte verschiedene Ursachen, wie auch Herbert Schäwel formulierte: „Besondere Schwierigkeiten gab es im Kreise Rügen bei der Aufteilung der Güter auf Jasmund“ (Schäwel 1964, S. 102). Damit waren auf der gesamten Halbinsel erst 50% aufgeteilt worden. Ursache nach Herbert Schäwel war „besonders der Widerstand der Junker und ihrer Helfershelfer“. Erst dem im November eingesetzten Sagarder Bürgermeister Paul Kostka[4] gelang es,  „die Aufteilungsarbeiten zu beschleunigen“ (Schäwel 1964, 103). Herbert Schäwel folgerte: „so kann doch Jasmund mit Sicherheit als das Gebiet des Kreises Rügen angesehen werden, in dem der Widerstand am heftigsten war und wo er auch in organisierter Form durchgeführt wurde“ (Schäwel 1964, S. 125).

Variationen der Bodenreform im Herbst 1945

So schätzte der Bauernhofpächter von Polchow – ein Herr Jubelt – sein Gut kleiner als 100 ha ein. Er irrte jedoch, denn nach dem „Rügenschen Heimatkalender“ von 1934 und 1937 hatte er 410 Morgen, also 102,5 ha, gepachtet. Das gesamte Gut Polchow gehörte allerdings der Fürstenfamilie zu Putbus und die verpachtete Land (Abb. 2).

Abb. 2. Polchow. Ehemaliges Bauernhaus am Hafen. Aufnahme A. Leube 2009

Abb. 2. Polchow. Ehemaliges Bauernhaus am Hafen. Aufnahme: A. Leube 2009.

Andere Gutsbesitzer Jasmunds,  eigentlich waren es Guts- oder Bauernhofpächter,  stellten Anträge auf die Errichtung von Musterwirtschaften. Dabei wurden sie vom ersten Bezirksbürgermeister (in Saßnitz) nach 1945 unterstützt. Sein Nachfolger Kostka – er unterrichtete Schäwel später intensiv – hatte dann die Besitzungen selbst vermessen, da keine Pläne vorlagen. Auch der Kreisrat Dr. Görtzen (offenbar der CDU angehörend) verhinderte die schnelle Bodenreform auf Jasmund mit der Begründung, es gäbe zu viele Kreidevorkommen: „Dort, wo heute noch Landwirtschaft ist, wird in fünf Jahren Industriegelände sein“ (so Görtzen nach Aussage Kappes: Schäwel 1964, S. 126, Anm. 2).

Schließlich versuchte die Familie Heyforth, Marlow, in verzweifelter Manier die Hälfte ihres Pachtlandes unter den acht Familienmitgliedern à 10 ha Nutzland aufzuteilen, wobei der Sohn Christian erst 1943 geboren war (Schäwel 1964, S. 127). Heyforth war übrigens Vorsitzender des Bodenkomitees in Marlow und Bezirkslandwirt.

Der ehemalige Inspektor Preiß von Polkvitz, der als „Treuhänder“ eingesetzt war, verfügte neben dem lebenden Inventar – also dem Viehbestand – über 54 ha Land, das er für sich und seine Familie sicherte (Schäwel 1964, S. 129).

Nachdem nun durch Kappes und Kostka offenbar „Druck“ ausgeübt wurde, ergab sich am 4. Februar 1946 dann folgender Bodenverteilungsstand (Tab. 2; nach Schäwel 1964, S. 133):

Tab3

Tab. 2. Jasmund. Verteilung der Gutsflächen in Hektar-Flächenmaß
am 4. Februar 1945 (nach Schäwel 1964, S. 133).

Anfang Februar 1946 war demnach das Bodenreform-Land erst zu zwei Drittel aufgeteilt – von den zu verteilenden 1 496 ha waren noch 580 ha als „Restfläche“ ohne Neubauern-Besitz (Tab.2; Schäwel 1964, 133). Auf dieser Gemeindeversammlung in Sagard vom 4. Februar 1946 war auch „der Kommandant der Halbinsel Jasmund“ – also ein sowjetischer Offizier – anwesend und wies auf den dringlichen Abschluss der Bodenreform hin (Schäwel 1964, S. 133). Nun wurden Heyforth und Preiß von ihren Funktionen entbunden.

Der „Tag des Neubauern“

Die Besitzurkunden wurden den Bauern am 30. Dezember 1945, dem „Tag des Neubauern“, überreicht (Schäwel 1964, S. 106). Aber auch dieser Termin war auf Rügen noch nicht der Endtermin. Noch am 17. Februar 1946 fand eine „Überprüfung der Durchführung der Bodenreform und der Vorbereitungen zur Frühjahrsaussaat“ statt (Schäwel 1964, S. 112). Immer noch ging es um die „Aufteilung der restlichen Flächen und Durchführung von Maßnahmen zur Sicherung der Bodenreform“. Jetzt wurde Ende Dezember 1945 die „Sicherung der Bodenreform und Durchführung der Restarbeiten“ für Mitte Februar 1946 erklärt (Schäwel 1964, S. 115).

Später wurde der Kreislandwirt Kahl verhaftet und verurteilt (Schäwel 1964, S. 121, Anm. 4). Kahl verließ danach die Sowjetzone.

Auf Jasmund gab es vor 1945 eine dominierende, aber auch funktionierende, Großraumwirtschaft mit entsprechenden Flurstrukturen. Übrigens ist diese Form nach der Gründung der landwirtschaftlichen Genossenschaften seit 1960 wieder aufgegriffen worden. Flache bis leicht kuppigen Grundmoränen wurden und werden seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt. Auf ihnen stehen einzelne nicht nutzbare Sölle mit Baumbewuchs. Sie aber haben den Charakter kleiner Biotope (Abb. 3).

Abb. 3. Quoltitz. Kuppige Grundmoräne am Opferstein. Aufnahme A. Leube. 2009

Abb. 3. Quoltitz. Grund- und Endmoränenfläche unweit des Opfersteins.
Aufnahme A. Leube 2009.

                                      Die ersten Jahre nach der Bodenreform

Schon im März 1953 wurden die ersten Genossenschaften auf Rügen gegründet. So gab es im damaligen Kreis Putbus bereits 29 Genossenschaften. Anfang Juni 1953 gab es 31 Genossenschaften im damaligen Kreis Bergen, d. h. 60 derartige Genossenschaften auf Rügen.[5]

Anfang Februar 1946 hatte die Gemeinde Sagard unter Bürgermeister Kostka den Beschluss gefasst, „die volle Arbeitskraft für die Durchführung der Bodenreform und die Sicherung der Ernährung des deutschen Volkes einzusetzen als Dank dafür, daß wir jetzt Freie Bauern auf eigener Scholle sein dürfen und von der Frohnarbeit (sic) unter der Junkerherrschaft befreit sind“ (nach Schäwel 1964, S. XV). Zu dieser Zeit hatte die Gemeinde Sagard 3 418 Einwohner und in der Gemeinde Dubnitz lebten 338 Menschen (Schäwel 1964, S. XX f.).

Im Sommer 1947 wurden SED-Versammlungen in Bergen, Garz und Sagard durch „klassenfeindliche Elemente“ gestört: „(sie) versuchen durch ihre Diskussionen über die im Augenblick schlechte Ernährungslage in provokatorischer Weise vom Thema abzulenken (Mitglieder der CDU)“ (Börst 1983, S. 41). Dies ist zugleich ein Ausdruck unbefriedigender Landwirtschaftspolitik.

                               Der Stand der Bodenreform am 30. September 1948

Herbert Schäwel untersuchte mit dem Zahlenmaterial aus dem Archiv der Bezirksleitung der KPD in Schwerin und der Kreisstelle Rügen den Stand der Bodenreform am 30. September 1948 (Schäwel 1964, 174 ff.).

Tab3

Tab. 3. Zahl der „Bodenempfänger“ und die Größe der verteilten Ackerfläche in Hektar
(nach Schäwel 1964, S. 174).

Insgesamt wurden nach den Angaben des Historikers Herbert Schäwel auf Rügen 57 076 ha Nutzfläche (inklusive 320 ha Wald) an 7 655 Personen bzw. Familien verteilt (Tab. 3). Es dominierten als „Bodenempfänger“ demnach die Landarbeiter bzw. landlosen Bauern mit 2 700 Familien, die fast 30 000 ha Land erhielten. Es folgten die etwa 2 350 „Umsiedler“ (Gruppe III) mit 26 000 ha Land. Bodenreform-Land erhielten in geringem Maße die „landarmen Bauern“, die Kleinpächter und die Angestellten. Diese letzteren 2 292 Familien erhielten nur den Bruchteil der Gesamtfläche von 1 131 ha Land, d. h. jede Familie erhielt etwa zwei Morgen (also 2 Viertelhektar, ca. 5 000 qm Fläche). Dagegen verfügten die 2 734 „Landarbeiter und landlosen Bauern“ sowie die 2 348 Umsiedler – also insgesamt 5 082 Familien – über  55 625 ha Nutzfläche, d. h. jede dieser Familie erhielt im Durchschnitt etwa 11 ha Nutzfläche.

Auf Rügen wurden 5 Landesgüter (VEG) und vier Kirchengüter nicht verteilt, deren gesamte Größe mit etwa 2 000 ha bis 3 000 ha angegeben war (Schäwel 1964, 175, Anm. 1-5). Im Besitz der Gemeinden und des VdgB (Verband der gegenseitigen Bauernhilfe) verblieben 1 706 ha.

Damit hatte sich bis 1950 die landwirtschaftliche Struktur total verschoben (Tab. 4; Schäwel 1964, 175):

Tab4

Tab. 4. Anteil der einzelnen Betriebsgrößen an der Gesamtfläche nach dem Stand
des Jahres 1950 (Schäwel 1964, S. 175). Prozent der Gesamtbetriebe (I) und
Prozent der Gesamtfläche (II). Im Vergleich mit dem Jahre 1937 in gleicher
Reihenfolge (III).

Die bisher dominierende Großraumwirtschaft, 1973  machte sie 73,2% der Gesamtfläche aus,  war auf diese Weise aufgeteilt (Tab. 4). Die neun erhaltenen „volkseigenen“ Güter bewirtschafteten nur noch 2 864 ha, d. h. 3,2% der Gesamtfläche (Schäwel 1964, 176). Nach Schäwel waren nun „gesunde und lebensfähige Betriebe für den Mittelbauern geschaffen worden“. In der Größe von 5 ha bis 20 ha entstanden 5 203 neue Betriebe.

Wie sich die landwirtschaftliche Entwicklung auf Jasmund vollzog, läßt sich so ohne weiteres den Texten Herbert Schäwels nicht entnehmen. Bei der „Sollerfüllung“ des Jahres 1949 gehörte Jasmund weder mit der Milch- noch mit der Eierablieferung  auf Rügen zum Spitzenfeld (Schäwel 1964, S. 181). Eine allgemeine Übersicht der Hektarerträge belegt nur, dass auf Rügen im Jahre 1952 die Hektarerträge des Vorjahres erreicht und überboten wurden, wobei die ständige Mangelwirtschaft in jenen Jahren für den „Normalverbraucher“ allerdings nicht erklärt wird (Tab. 5; Schäwel 1964, S. 182):

Anbaufrucht

1933

1952

Roggen

19, 8 dt

23,7 dt

Weizen

24,8 dt

32,7%

Hafer

22,1 dt

31,1 dt

Gemenge

20,0 dt

23,4 dt

Kartoffeln

137,8 dt

191 dt

   Tab. 5. Getreide- und Kartoffelanbau der Jahre 1933 und 1952 im Vergleich der Hektarerträge
(nach Schäwel 1964, S. 182).

Folgende Güter im Umkreise Sagards wurden durch die Bodenreform aufgeteilt (Tab. 6; Schäwel 1964, V ff.):

Name des Gutes  Besitzer  Größe  Quelle
Polchow Fürst zu Putbus 102 ha Schäwel 1964, V
Spyker Fürst zu Putbus 247 ha Schäwel 1964, V
Blieschow Fürst zu Putbus 166 ha Schäwel 1964, V
Wostenitz Fürst zu Putbus 203 ha Schäwel 1964, V
Marlow Fürst zu Putbus 218 ha Schäwel 1964, IX
Mönkendorf Fürst zu Putbus 383 ha Schäwel 1964, IX
Polkvitz Fürst zu Putbus 181 ha Schäwel 1964, IX
Quoltitz St. Annen und Brigitten 176 ha Schäwel 1964, IX
Vorwerk Lietz 458 ha Schäwel 1964, IX
Dargast Portland Zement Fabrik 391 ha Schäwel 1964, X

    Tab. 6. Übersicht über die Größe und den Besitzer jener Güter, die 1945 im Rahmen der
Bodenreform im Westen Jasmunds (um Sagard) aufgeteilt wurden (nach Schäwel 1964, V ff.).

Außerdem wurden zwei Betriebe als Besitz „aktiver Faschisten und Kriegsverbrechern“ unter 100 ha Nutzfläche enteignet und dem Bodenfond zugeführt (Schäwel 1964, XII f.). Es besaßen ein Herr Honig, Buse, 31 ha Nutzfläche, und die Familie Kähling, Kl. Volksitz, 80 ha Nutzfläche.

Literatur

Börst, W. (Redaktion) 1983:  Die Entwicklung der Kreisparteiorganisation Rügen der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Chronik 1945/64. Putbus.

Holz, M. 2004:  Evakuierte, Flüchtlinge und Vertriebene auf der Insel Rügen 1943-1961. Köln.

Schäwel, H. 1963a:  Die Durchführung der demokratischen Bodenreform im Kreise Rügen.
In: Greifswald-Stralsunder Jahrbuch 3, 1963, 107-117.

Schäwel, H. 1963b:  Die ersten Schritte der antifaschistisch-demokratischen Kräfte unter
Führung der KPD im Kreis Rügen für die Errichtung eines demokratischen und
friedliebenden Deutschlands. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt
Universität Greifswald 12, Gesellschaftlich-sprachwissenschaftliche Reihe Nr. 2, 211-217.

 

Schäwel, H. 1965:  Der Widerstand der reaktionären Kräfte gegen die Bodenreform im Kreis
Rügen. In: 20 Jahre Bodenreform in Mecklenburg, herausgegeben im Auftrag des
Landwirtschaftsrates des Bezirkes von der Arbeitsgemeinschaft Agrargeschichte am
Historischen Institut  der Universität Rostock, 120-131.

 

Schäwel, H. 1979:  Die Vorbereitung der demokratischen Bodenreform.
In: Rügen-Jahrbuch 1980, Bergen, 40-47.

[1] Erwähnt sei auch eine recht inhaltslose Magisterarbeit von Maik Sommer, Der Rat des Kreises Putbus 1952-1955. Hamburg 2002. Dagegen ist die Arbeit von Irina und Sven Wichert, Ein weites Feld. Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft auf Rügen, Putbus 2006, sehr informativ.  Eine Übersicht gibt auch Fritz Petrick, Rügen. Die Geschichte einer Insel. Kiel und Hamburg. 2017.

[2] Vgl. auch Schäwel 1963a, S. 107 ff.; 1963 b, S. 211 ff.; 1965, S. 20 ff.; 1979, S. 40 ff.;

[3] Verf. hat Herbert Schäwel als Geschichts- und Klassenlehrer zwischen 1950 und 1954 erlebt. Er zeichnete sich neben den damaligen Lehrern Boris Zielke und Herbert Rehberg als ehrlicher, gerechter und wohlmeinender Pädagoge aus.

[4] Sein Vorgänger war offenbar der Friseurmeister Müller (SPD), der „für einige Monate den Posten des Bürgermeisters bekleidete“ (Schäwel 1964, S. 135).

[5] Bereits 1953 gab es aber auch die ersten „verwaisten landwirtschaftlichen Betriebe“, wie Polkvitz mit 374 ha des ehemaligen Pächters Boy (Börst 1983, S. 14).